München
Französischer Komödienstadl

"Monsieur Claude und seine Töchter" in der Komödie im Bayerischen Hof

12.09.2019 | Stand 02.12.2020, 13:04 Uhr
Zwischen Kulturschock und Völkerfreundschaft: Stefan Zimmermann inszeniert "Monsieur Claude und seine Töchter". −Foto: Maisel

München (DK) Ein großer Publikumserfolg war ja Philippe de Chauverons und Guy Laurents Filmkomödie vom Jahre 2014 über den erzkonservativen und stockkatholischen Notar Claude Verneuil, der zusammen mit seiner ebenso fürsorglichen wie mütterlichen Ehefrau Marie mit vier Töchtern im heiratsfähigen Alter gesegnet ist.

Doch als nationalbewusster Franzose hat er sich als Schwiegersöhne "mindestens einen Korsen" gewünscht. Stattdessen haben seine höchst unterschiedlichen Töchter (Katharina Gschnell, Fee Denise Horstmann und Yael Hahn) einen muslimischen Rechtsanwalt (Nadim Jarrar), einen jüdischen Geschäftsmann (Benedikt Zimmermann) und einen chinesischen Banker (Benedikt Uy) auserkoren. Seine Entrüstung darüber lässt er die neuen Familienmitgliedern auch wissen, während sich Marie mit der Realität arrangiert. Doch als das Nesthäkchen Laura (Laura Rauch) in Paris einen Mann namens Charles (Hans-Jürgen Helsig) aufgegabelt hat, jubelt der Herr Papa im Gedenken an sein Idol, den ehemaligen französischen Staatspräsidenten Charles de Gaulle. Und - welch ein Glück! - katholisch ist der von Laura Auserwählte auch noch. Doch die Begeisterung über den passenden Schwiegersohn schlägt schnell ins Gegenteil um: Charles ist Schauspieler, das wäre ja noch zu verkraften, aber er kommt von der Elfenbeinküste und ist schwarz, tiefschwarz sogar. Ein Schock für den in Vorurteilen gefangenen Monsieur Claude.

Wer den Film gesehen hat, wird von dieser Aufführung in der Komödie im Bayerischen Hof enttäuscht sein. Zwar wird der zahlreiche Szenenwechsel durch Diaprojektionen von schönen Pariser Motiven, gediegenen Wohnzimmereinrichtungen und blühenden Gärten sowie durch passende Musik aufgelockert, doch das jeweilige Neuarrangement von klobigen Holzkuben als Sitzgelegenheiten zwischen den Szenen (Bühnenbild: Thomas Pekny) stört den Fluss der Handlung ebenso wie Stefan Zimmermanns Bearbeitung und Regiekonzept leider auf einen französischen Komödienstadl zugeschnitten ist.

Dabei wäre dieses Stück mit reichlich hintergründigem Humor eigentlich hochaktuell, da es zur Toleranz gegenüber fremden Kulturen aufruft und zum Respekt vor anderen Religionen und Lebensweisen ermutigt. Doch statt eines feinsinnigen Boulevardstücks setzte Stefan Zimmermann meist nur auf Klamauk. Und ebenso peinlich wie fürchterlich langatmig wird's gar, wenn sich Monsieur Claude (Ralf Novak als verklemmter Spießer und cholerischer französischer Patriot) und Charles' Vater André (Eddi Jordan als afrikanischer Selfmademan) eine Verbrüderungs-Sauforgie mit anschließender Unterbringung in Polizeigewahrsam liefern. Wenigstens stechen bei all den Klamaukeinlagen und den Klischees Mona Perfler als Claudes stets um Familienharmonie besorgte Gattin Marie und Ida Ouhué-Schmidt als ebenso um Eintracht bemühte Mum von der Elfenbeinküste aus dem 13-köpfigen Ensemble hervor.

ZUM STÜCK
Theater:
Komödie im Bayerischen Hof, München
Regie:
Stefan Zimmermann
Bühne:
Thomas Pekny
Kostüme:
Evelyn Straulino
Läuft bis:
3. November
Kartentelefon:
(089) 29 28 10