Ingolstadt
Fotografische Expeditionen in die Heimat

Alexander Schuktuew zeigt im Café Himmelblau seine Perspektive auf Ingolstadts

04.07.2021 | Stand 23.09.2023, 19:34 Uhr |
Ins Bild gesetzt: Alexander Schuktuew fotografiert seit 15 Jahren seine Heimatstadt Ingolstadt. Jetzt sind einige seiner Werke im Café Himmelblau zu sehen. − Foto: Hammer

Ingolstadt - Die Perspektive durch eine Kamera kann den Blick schärfen.

Mit diesem besonderen Fokus eines Fotografen streift Alexander Schuktuew seit Jahren durch die Straßen Ingolstadts. Der studierte Bildjournalist und Fotokünstler ist in Kasachstan geboren und in Ingolstadt aufgewachsen. Er hat in München, Hannover sowie Berlin gelebt und gearbeitet und ist vor rund eineinhalb Jahren zurück nach Ingolstadt gekommen. Dort hat er ein Projekt wieder aufgenommen, das er vor bereits 15 Jahren in der Schanz gestartet hat. Als 14-Jähriger sah er damals die Bilder der Agentur Magnum. Die besten Reportage-Fotografen der Welt veröffentlichen hier ihre Arbeiten. "Das hat mich umgehauen", erzählt Schuktuew. Mit einer - natürlich analogen - Canon AE1 zog er los, streunte durch die Straßen Ingolstadts und begann zu fotografieren. Straßenfotografie heißt das Genre, dem er sich verschrieben hat. "Lebensfotografie" nennt Schuktuew das auch. Uninszeniert Szenen, spontane Perspektiven, Begegnungen mit Menschen, Gebäuden, Geschichten.

Längst fotografiert Schuktuew auch anderes, arbeitet in Studios und arrangiert Shootings. Vieles davon entsteht mittlerweile digital, mitunter auch nur mit dem Smartphone.

An seiner Ingolstadtserie hat Schuktuew stets weitergearbeitet, außer in den Zeiten, in denen er nicht in der Schanz war. Seit er wieder dauerhaft in Ingolstadt ist, verfolgt er die Reihe konzentrierter weiter. Wie am Anfang meist mit einer Canon AE1 auf Kodak Gold. Der Farbcharakter der Bilder soll der gleiche sein wie bei den Aufnahmen von vor 15 Jahren. Das Hochhaus am Nordbahnhof wirkt in Schuktuews Sichtweise fast abstrakt, die menschenleere Kreuzung südlich des Rathausplatzes sieht aus wie einer Filmkulisse entsprungen, ein abgestelltes Fahrrad vor einer farbigen Fassade gerät zum Stillleben. "Ich habe mir einen Ort in der Stadt ausgedacht und bin dann einfach dort hin gegangen", erklärt der Fotograf. Intuitiv reagierte er unterwegs auf mögliche Motive. Eine sofortige Überprüfung der Fotos ist beim analogen Arbeiten nicht möglich. Geduld ist gefragt, erst nach Tagen oder Wochen ist klar, ob die Aufnahme gelungen ist.

Schuktuew erlebt seine Heimat als "schöne, kleine, perfekte, saubere Stadt". Es provoziert den Künstler, diesen Eindruck immer wieder zu brechen. Auf seinen Fototouren verwendet er deswegen manchmal bewusst eine defekte Kamera. "Sie macht unkontrollierbar verrücktes Zeug mit den Bildern", sagt der Fotograf. Und so finden sich in manchen Abzügen Lichteffekte, die wie Schlieren, Risse oder Sprünge aussehen. In anderen Fällen wecken im wahrsten Sinn schräge Perspektiven neue Assoziationen. "Reisen zu Hause" nennt Schuktuew seine Expeditionen. Motive gebe es genug. "Die Stadt sieht immer anders aus. Je nach Licht, Sonnenstand und auch meiner Stimmung. " Es gebe Stellen, an denen er 100 Mal vorbei gegangen sei, um beim 101 Mal etwas Besonderes zu entdecken.

Rund 20 seiner aktuellen Ingolstadt-Bilder zeigt Schuktuew ab Donnerstag, 8. Juli, im Café Himmelblau. Aber seine Reihe aus 15 Jahren beinhaltet natürlich viel mehr Fotos. Sie dokumentieren auch, wo sich Ingolstadt in dieser Zeit verändert hat und wo es heute noch so aussieht wie einst. Schuktuew denkt deswegen über einen Fotoband mit bis zu 200 Bildern nach - einen fotografierten Expeditionsbericht aus seiner Heimat.

DK

"Ingolstadt" Fotografien von Alexander Schuktuew, im Café Himmelblau (Hohe-Schul-Straße 7). Vernissage am Donnerstag, 8. Juli, ab 18 Uhr. Die Ausstellung läuft bis Ende August.

Johannes Hauser

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