Ingolstadt
Flugtaxi Ingolstadt - bitte an Bord!

Bei einem Workshop mit wichtigen Projektpartnern wird heute das weitere Vorgehen geplant

24.07.2018 | Stand 23.09.2023, 4:12 Uhr

Ingolstadt (DK) Bayern soll führender Standort für die Herstellung und den Einsatz von Flugtaxis werden.

Das hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) erklärt. Ingolstadt spielt bei diesem ehrgeizigen Vorhaben eine wichtige Rolle und ist längst am Start: Am heutigen Mittwoch treffen sich die Projektpartner, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Morgen dann werden die Stadträte ausführlich informiert. Für Interessierte: Die öffentliche Sitzung beginnt Donnerstag um 14 Uhr.

In einer Machbarkeits- und Anwendungsstudie "Urban Air Mobility Ingolstadt" sollen, wie mehrfach berichtet, die Möglichkeiten für ein bayernweites Flugtaxi-Netzwerk ausgelotet werden. An dem zukunftsweisenden Projekt haben Oberbürgermeister Christian Lösel (CSU) und Stadtdirektor Hans Meier in den vergangenen Wochen und Monaten schon fleißig getüftelt. Und sie haben bereits etliche Mitstreiter an Bord geholt (siehe Kasten).

Mehr als 60 dieser Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik kommen heute zu dem Kick-off-Workshop ins Ingolstädter Rathaus: "Wir wollen uns kennenlernen, unsere Erwartungen an das Projekt formulieren und miteinander die nächsten Arbeitsschritte und einen Zeitplan festlegen", umschreibt Meier das Ziel der Veranstaltung. "Es muss in der jetzigen Phase zu einer verbindlichen Erklärung kommen, wer was einbringt. " Offiziell soll deshalb ein "Memorandum of Understanding" zu Papier gebracht werden.

Zu dem Arbeitstreffen in Ingolstadt wird auch der Leiter der EU-Forschungsinitiative Urban Air Mobility, Vassilis Agouridas, erwartet, ein von Airbus freigestellter Mitarbeiter. Als oberster Stratege in Sachen Flugtaxi hat er stets auch die Finanzen im Blick: Gemeinsam mit dem schweizerischen Genf hat Ingolstadt bei dem jüngsten internationalen Treffen in Sofia den Auftrag erhalten, sich um die Akquise öffentlicher Fördermittel für das Flugtaxi-Projekt zu kümmern. Der Freistaat stellt laut Meier im Nachtragshaushalt schon einmal fünf Millionen Euro für die "Bayerische Strategie Luftmobilität" ein. Auch der Bund hat Mittel in Aussicht gestellt, und die EU will ebenfalls Gelder lockermachen.

Während Flugtaxi Ingolstadt also langsam abhebt - zumindest auf dem Papier - , gibt es auf politischer Ebene und innerhalb der Bevölkerung durchaus noch etliche Vorbehalte. Nicht alle teilen OB Lösels Euphorie. Einige kritisieren, hier gehe es nur um ein Transportmittel für Reiche. In sozialen Netzwerken wird der OB aufgefordert, sich doch erst einmal um die Staus auf der Westlichen Ringstraße zu kümmern. Dabei wird verkannt, dass es sich bei Flugtaxi Ingolstadt zunächst einmal um ein Forschungsprojekt handelt. "Die Verkehrsplanung in Ingolstadt geht natürlich weiter", sagt Stadtsprecher Michael Klarner, "und es werden natürlich auch weiter Straßen instandgesetzt. "

Die Zukunftstechnologie soll natürlich auch Arbeitsplätze schaffen und sichern. Klarner: "Hier geht es um Standortpolitik. " Urbane Mobilität ist gerade ein heißes Thema: Audi und Airbus haben schon vorgelegt und heuer auf dem Genfer Autosalon das Modell Pop. Up Next vorgestellt: eine Kombination von selbstfahrendem Auto und Passagierdrohne. Nun gilt es für Ingolstadt, am Drücker zu bleiben: Es soll schließlich nicht wieder so laufen wie beim MP3-Player: In Bayern erfunden, in Asien produziert.

Google-Gründer Larry Page glaubt an die Sache: In fünf Jahren, so sagt er, würden selbstfliegende Flugzeuge Autos ersetzen. Ob es in Europa oder Deutschland so schnell gehen wird, vermag zum jetzigen Zeitpunkt niemand zu sagen. "Wir stehen noch ganz am Anfang", erklärt Meier, Flugtaxi-Spezialist im Rathaus. "Zunächst einmal müssen wir Pilotanwendungen definieren und auf den Weg bringen. Das bedeutet also nicht, dass im Herbst das erste Flugtaxi in die Luft aufsteigt. " Dazu müssen auch erst die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden.

Drei Einsatzmöglichkeiten für die elektrisch angetriebenen Fluggeräte liegen bislang nahe: im Rettungswesen, im Bereich Sicherheit und als Transportmittel. "Wir müssen die Menschen mitnehmen", hat Ministerpräsident Söder versprochen - gemeint ist das wichtige Thema Bürgerbeteiligung. Auch dazu will Ingolstadt demnächst Ideen präsentieren.
 

Suzanne Schattenhofer