Winden
Flugblatt sorgt für Zündstoff

Windener Bürger wollen nicht als "geistige Brandstifter" bezeichnet werden und erstatten Anzeige

24.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Brandschutt zeugt von dem Anschlag auf das künftige Flüchtlingsheim in Winden. Die Wogen im Ort schlagen weiter hoch - Foto: Konze

Winden am Aign (DK) Während die Sonderkommission bei der Kripo Ingolstadt nach dem Brandanschlag auf ein künftiges Flüchtlingsheim in Winden am Aign (Kreis Pfaffenhofen) am 16. Juli mit bis zu 50 Kräften auf Hochtouren ermittelt, gibt es weiteren Zündstoff im Umfeld des brisanten Geschehens.

Mitglieder der antifaschistischen Ingolstädter Gruppierung La Resistance und der Linksjugend, aber auch andere Leute, hatten sich am vergangenen Samstag zu einer „spontanen Mahnwache“, wie sie sagten, in Winden getroffen und unter anderem Flugblätter verteilt. Weil sich einige Windener Bürger darauf verunglimpft fühlen, erstatteten sie Strafanzeige.

Inzwischen ist das Landratsamt Pfaffenhofen eingeschaltet und ermittelt wegen eines möglichen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz. Rund 20 Leute hätten an der Kundgebung teilgenommen, „Es wurden Fahnen und Transparente mitgeführt, ferner Flugblätter verteilt“, hieß es in einer Mitteilung vom Freitag. „Nach Ansicht des Landratsamts handelt es sich dabei um eine geplante Demonstration.“ Die Veranstalter hätten sie mindestens 48 Stunden vorher anzeigen müssen, ihnen drohe nun eine Geldbuße, so der Tenor. Deshalb sei ein Verfahren eingeleitet worden. Weitere Details gab es nicht, für Nachfragen war niemand erreichbar.

Bei der Polizei liegen sechs Anzeigen gegen die Teilnehmer der Mahnwache vor, wie Hans-Peter Kammerer vom Präsidium in Ingolstadt bestätigte. Die Demonstranten hätten Flugblätter verteilt, auf denen ein Foto mit etlichen Windener zu sehen sei, wie sie im März dagegen protestiert hatten, dass bis zu 135 Flüchtlinge in dem 830-Seelen-Ort untergebracht werden sollten. Darüber stehe in großer weißer Schrift: „Die (geistigen) Brandstifter von Winden.“ Wie Kammerer weiter erklärte, hätten sechs Windener sich auf dem Bild wiedererkannt und Anzeige erstattet. „Der Staatsschutz der Kripo ermittelt nun in dieser Sache.“

Zu Wort gemeldet hat sich auch Sebastian Schuller, Sprecher der Ingolstädter Linksjugend. Einige Windener Bürger hätten sich durchaus mit der Mahnwache solidarisiert, doch die Mehrzahl „beschimpfte die Teilnehmer als Nestbeschmutzer und reagierte mit einer ungeheuren Aggression“, berichtete er. Eine Onlinepublikation habe gar eine Kampagne gegen die Aktivisten gestartet. „Hier zeigt sich, wo das Problem in ganz Bayern liegt: Anstatt gegen Rechtspopulismus vorzugehen, bekämpft man antifaschistisches Engagement. Das Landratsamt Pfaffenhofen sollte sich schämen. Die Behörde hätte durchaus einen Ermessenspielraum.“ Die Leute sollten „froh sein, dass sich noch jemand gegen rechts auf die Straße traut“.

Zum Anschlag selbst gibt es „keine wirklich neuen Erkenntnisse“, sagt die Polizei. Die Soko befragt derzeit 220 Schüler, die in der Nähe des Tatorts gefeiert hatten. „Außerdem müssen wir noch 50 Anwohner anhören.“ Es werde überlegt, eine Belohnung für Hinweise auszusetzen.