Neuburg
Neuburg-Zuschuss war eine schwere Geburt im Kreistag

120 000 Euro für die Reformationsausstellung bewilligt – "Wir haben andere Probleme als tote Materie"

24.07.2015 | Stand 02.12.2020, 20:59 Uhr

Die Sommersitzung des Kreistages entwickelte sich zum Marathon mit mehreren Abstimmungen (rechts). Für die „kleine Landesausstellung“ in Neuburg und 120 000 Euro Zuschuss gab es eine Mehrheit. Auch die Schatzkammer der Hofkirche (links) soll gezeigt werden - Fotos: r

Neuburg (r) Ein hart umkämpfter Zuschuss für Neuburg: Der Landkreis beteiligt sich mit maximal 120 000 Euro an der Ausstellung „Reformation - Gegenreformation“ im Jahr 2017. Der Kreistag gab der Förderung mit 39:12 Stimmen sein Plazet.

Landrat Roland Weigert hatte sich im Vorfeld für den Zuschuss ausgesprochen. Aber dann entwickelte sich enormer Diskussionsbedarf im Kreistag. Die Religionsgeschichte könne durchaus interessant sein, meinte Rudolf Koppold (FW), „aber letztlich wird hier eine tote Materie aufbereitet, und wir haben ganz andere Probleme“. Sein Fraktionsführer Thomas Hümbs dagegen sah das ganz anders: „Kultur muss man auch leben.“ Den hohen Zuschuss von 120 000 Euro müsse man aber begrenzen und Rückflüsse durch Eintrittsgelder beachten.

Nach der rigorosen Kürzung der freiwilligen Leistungen tun sich die Kreispolitiker sichtlich schwer mit der hohen Zuschusssumme. „Mir ist das zu hoch“, urteilte Bürgermeister Heiner Seißler (Königsmoos). Er erinnerte daran, dass der Kreistag bereits Kulturbeiträge von 70 Euro ersatzlos gestrichen habe. Die Umweltbildung im Haus im Moos zum Beispiel werde finanziell sehr knapp gehalten. Mit Engelszungen warben Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling und Heimatpfleger Roland Thiele für die „kleine Landesausstellung 2017“. Neuburg habe die „einmalige Chance“, das historische Datum des Lutherjahres (500 Jahre Thesenanschlag) lokal aufzubereiten. Der Wechsel der Weltanschauungen und Religionen sei jedenfalls ein „unheimlich spannendes Thema“. Es spielte sich damals in der Residenzstadt Neuburg geradezu exemplarisch ab. So sollte die Hofkirche als protestantischer „Trutzmichel“ gebaut werden, aber dann weihten sie vier Bischöfe als katholische Marienkirche. Schlosskapelle, Fürstengang und Hofkirche (mit Schatzkammer) sind Schauplätze der vom Historischen Verein getragenen Ausstellung.

Nach Hin und Her fand sich schließlich doch eine klare Mehrheit für den Neuburger Zuschuss. Das Gros der Freien Wähler stimmte dagegen, ebenso – zum Ärger des Neuburger OB – drei CSU-Kreisräte, darunter Schrobenhausens Kulturreferent Bastian Fuchs.

Der Kreiszuschuss sei deshalb unverzichtbar, weil ohne ihn die Gesamtfinanzierung gefährdet wäre. Das Projekt wird auf 926 000 Euro veranschlagt, die Stadt Neuburg bringt 230 000 Euro auf, der Bund 100 000 und der bayerische Kulturfonds 200 000. Kirchen und Diözese sollen 60 000 Euro beisteuern, „viel zu wenig“ für Kreisrat Ludwig Bayer (FW). Der Landkreis entziehe sich seiner kulturellen Verpflichtung nicht, so Landrat Roland Weigert, „aber wir werden dann über die Kreisumlage zu reden haben“.