Flüster Flüster

14.07.2011 | Stand 03.12.2020, 2:37 Uhr

(alp) Es hätte einem damals schon dämmern können.

An jenem Maitag im Berliner Olympiastadion, einige Stunden vor dem DFB-Pokalfinale. Wie ein Beobachter glaubhaft berichtete, lief die Generalprobe für die perfekte Show trotz Nieselregens auf Hochtouren. Auf dem Rasen übte eine Gruppe von Kindern eine Einlauf-Choreografie. Die Leiber hüpften zu klassischer Musik in synchronen Formationen über das Grün, doch plötzlich tanzte ein Bub ganz fürchterlich aus der Reihe. Dem Choreografen platzte der Kragen: „Ronny! Verdammt noch mal!“ Klarer Fall von Konzentrationsschwäche, wie er in den besten Kinderhirnen vorkommt – könnte man meinen. Doch so einfach ist die Sache leider nicht: Was der Choreograf wohl damals schon wusste, ist jetzt bewiesen.

Eine Studie hat es zweifelsfrei belegt. Kinder, die Ronny, Mandy oder Kevin heißen, haben es schwer im Leben. Sie sind, wie eine Onlinekontaktbörse herausgefunden haben will, weniger selbstbewusst, eher Raucher, unkonzentrierter und weniger gebildet. Grundschullehrer wissen es längst: Der Begriff Kevinismus – ebenso wie seine weibliche Entsprechung Chantalismus – wird im Lehrerzimmer als Synonym für Verhaltensauffälligkeit verwendet. Man muss zwar nicht ganz so weit gehen wie eine Pädagogin, die ihre Einschätzung via Spiegel-Online kundtat. „Kevin ist kein Name, sondern eine Diagnose“, zürnte die boshafte Frau da. Doch Eltern, die ihren Sprösslingen den Weg zum Nobelpreis nicht schon pränatal verbauen wollen, sollten von Namen wie Enrico, Justin, Dennis, Marvin und Jaqueline Abstand nehmen.

Unser Ingolstädter Haus- und Hofkabarettist Günter Grünwald entlarvt die schlimmsten Entgleisungen hiesiger Eltern seit Jahren im TV: Angeline Phia Victoria Strupf, Lennox Fleischer, Travis Ryan Eigenbrot, Giorgio Tyrese Stingl und Leo Chucky Heinz Hermann Siegfried Weiher rangeln um die vordersten Plätze. Die Spitzenposition geht aber unbestritten an – Kevin Undungu Seitz. Alle Achtung! Das muss einem erstmal einfallen.

Selbstverständlich gibt es auch Namen, deren Klang allenthalben Wohlgefallen auslöst. Hannah, Sophie, Charlotte, Felix, Paul oder Lukas zum Beispiel. Der Spiegel folgert daraus: „Alexander schnappt Kevin reihenweise die Frauen weg.“ Der Autor dieses Geflüsters kann die Auswertung des Kontaktportals nur bestätigen.