Ingolstadt
Flüsse und Bäche sind in keinem guten Zustand

21.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Die Schutter an der Schaumühle: So wie hier ist der natürliche Flusslauf vielerorts durch den Menschen verändert worden. Darunter leidet die Qualität des Gewässers. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Unter dem Motto "Reines Wasser für eine gesunde Welt" findet am heutigen Montag der Weltwassertag statt. Seine Einführung wurde 1992 von den Vereinten Nationen beschlossen, um den Wert sauberen Wassers ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.

Laut Wasserwirtschaftsamt weist von den Flüssen, Bächen und Flussabschnitten in der Region keiner Defizite auf, was den chemischen Zustand anbelangt. Dennoch erreichen in der Region nur zwei Bäche eine gute Bewertung. Im Stadtgebiet ist kein einziges Gewässer in einem guten Zustand. Vielmehr sind Augraben, Retzgraben und Mailinger Bach in einer schlechten Verfassung. Der Gewässerbiologe Benno Kügel vom Wasserwirtschaftsamt erklärt: "Das liegt nicht an der Wasserqualität, sondern an der schlechten Gewässerstruktur. Durch die Begradigung und den kanalartigen Ausbau der Bäche findet man in ihnen nur eine geringe Zahl an Tier- und Pflanzenarten. Der Phosphateintrag durch die Landwirtschaft, der zu einer Überdüngung des Gewässers und in der Folge zu Algenblüten führt, ist nur mäßig erhöht."

Den Zustand von Schutter und Donau beschreibt das Wasserwirtschaftsamt als ebenfalls mäßig. Beide seien durch den Menschen erheblich verändert worden, so Kügel. In der Schutter verhinderten die vielen Wasserkraftanlagen, dass Fische wandern können. Zudem beeinträchtigen auch hier korsettartige Uferbefestigungen die Artenvielfalt. Auch bei der Donau ist laut Kügel durch den Bau der fünf Kraftwerke zwischen Bertoldsheim und Vohburg der Fließcharakter verloren gegangen. "Ein zweites Problem, wenn auch mit Abstand, ist der Eintrag von Ackerboden infolge von Erosion. Dieser bedeckt den Kiesboden der Gewässer. Die Tierchen, die dort leben sowie die Fischeier sterben ab", erläutert der Gewässerbiologe.

Im Rahmen der WRRL plant das Wasserwirtschaftsamt Maßnahmen zur Verbesserung des Gewässerzustands. Im Bereich des Mailinger Baches und seiner Zuflüsse plane man, so Kügel, die Uferbefestigungen zu beseitigen, um eine naturnahe Gewässerentwicklung zu ermöglichen. Kügel kann sich vorstellen, Gewässerschleifen wieder zuzulassen und dabei vielleicht auch nachzuhelfen, um einen naturnahen Gewässerlauf zu erreichen. Dazu sei aber der Erwerb der Uferstreifen notwendig. Auch wolle man mit einen Rückbau der so genannten Querbauwerke, also Bauten, die den Bachlauf versperren, den Fischen und Kleinlebewesen das Wandern ermöglichen. Zudem ist geplant, Totholz einzubringen, um neue Lebensräume für Bachbewohner zu schaffen.

Am Lauf der Schutter sollen ähnliche Maßnahmen eingeleitet werden, um eine naturnahen Gewässerlauf zu erreichen. So sollen die Querbauwerke durch Umgehungen für Fische passierbar werden. "Wegen der intensiven landwirtschaftlichen Nutzung bis ans Ufer und der vielen Triebwerke sind diese Maßnahmen wahrscheinlich aber nur schwer zu realisieren", meint Kügel. Karl Deindl, der Leiter des Wasserwirtschaftsamtes, geht nicht davon aus, dass alle Gewässer der Region bis 2015 in einen guten Zustand gebracht werden können: "Selbst mit Fristverlängerung bis 2021 oder 2027 ist das Ziel sehr ehrgeizig."

Um die Qualität des Ingolstädter Grundwassers ist es hingegen gut bestellt. Untersuchungen auf Nitrat und Pflanzenschutzmittel haben nichts ergeben. Ab heute Vormittag, 11 Uhr, läuft der Probebetrieb der so genannten Quartärwassergewinnung im Wasserwerk II Buschletten. Dabei wird Grundwasser aus einer Tiefe von 9,50 bis 13 Metern gewonnen und zusammen mit dem Tiefenkarstwasser in das Ingolstädter Trinkwassernetz eingespeist. Dadurch sollen laut den Kommunalbetrieben die Reserven an dem Jahrtausende alten Karstwasserressourcen geschont werden.