Kösching
''Verlorenes Vertrauen zurück gewinnen''

21.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:10 Uhr

Ein Prosit der Gemütlichkeit: Florian Pronold mit Pater Barnabas alias Manfred Schuhmann. Rechts SPD-Ortsvorsitzender Dieter Betz.

Kösching (DK) Seine Rede glich fast einer Fastenpredigt – bissig und unterhaltsam schenkte Florian Pronold beim 15. SPD-Starkbierfest in Kösching dem politischen Gegner ein. Der SPD-Landesvorsitzende und Bundestagsabgeordnete absolvierte seinen Antrittsbesuch in der Marktgemeinde am Samstag mit Bravour.

Gut 250 Gäste warteten im vollen Saal des Gasthauses Amberger am Marktplatz gespannt auf den Anstich des mit Jeans, Trachtenjanker und dunkelrot-gestreifter Krawatte lässig auftretenden politischen Senkrechtstarters. Drei Schläge benötigte der bislang jüngste SPD-Landesvorsitzende dafür, ganz ohne Spritzer freilich verlief Pronolds Starkbieranstich in Kösching nicht.

Unter den Klängen des Bayerischen Defiliermarsches waren Pronold und die kommunalpolitischen Würdenträger zuvor zu dem vom Ortsverein Kösching und Unterbezirk Eichstätt veranstalteten SPD-Starkbierfest eingezogen. Für die musikalische Untermalung des Abends war Alleinunterhalter Klaus zuständig, fürs Starkbier – die Brauerei Amberger hatte ein 50-Liter-Fassl spendiert – Braumeister Herbert Mair. Pronold und Pater Barnabas alias Manfred Schuhmann gaben der Veranstaltung die politische Würze.

Welch prominente Redner bereits vor Pronold beim Starkbierfest in Kösching waren, berichtete eingangs SPD-Ortsvorsitzender Dieter Betz. "Es ist bitter nötig, dass die SPD hier wieder stärker wird", meinte Achim Werner, SPD-Landtagsabgeordneter aus Ingolstadt, bevor er die aktuelle Referentenwahl in Ingolstadt ("ein Skandal"), die "Ungeheuerlichkeit" aus der Stadt in Sachen Nordumgehung Gaimersheim und den Eichstätter Landrat Anton Knapp geißelte, der "es glatt fertiggebracht" habe, die Gaimersheimer SPD-Bürgermeisterin Andrea Mickel zum Richtfest des Gaimersheimer Gymnasiums nicht einzuladen. Das Publikum drückte dazu seinen Unmut mit Buhrufen aus. Weil der politische Affront um Andrea Mickel an diesem Abend gleich mehrmals auf den Tisch kam, erläuterte Unterbezirksvorsitzender Sven John am Ende der Veranstaltung den für ihn "wahrscheinlichsten Grund" dafür: "Wenn sie die Bürgermeisterin eingeladen hätten, hätten sie auch die Landtagsabgeordneten einladen müssen. SPD und FW wären gekommen, die CSU-Abgeordneten hätten wegen ihrer Ministerämter in München aber keine Zeit gehabt."

Jede Menge politische Affronts von Schwarz-Gelb auf Bundes- und Landesebene nahm beim Starkbierfest SPD-Landeschef Florian Pronold aufs Korn. In etwa einstündiger freier Rede outete er sich nicht nur als Diabetiker und früherer Schulkamerad von Django Asül, er bewies auch selbst kabarettistisches Talent. Wilfried Strössner jedenfalls war begeistert: "Auf dem Nockherberg hätte er gute Chancen – aber nur einmal", sagte der Köschinger in Anspielung auf Michael Lerchenbergs Ausscheiden über Pronold.

Der SPD-Landeschef sparte nicht mit publikumswirksamen Gags. Er mache sich "echt Sorgen um die Kabarettisten in Deutschland", meinte er zu Beginn. Diese, so Pronold, könnten das, was Schwarz-Gelb abliefere, "gar nicht so gut darstellen, wie die das selbst vorführen".

In seiner von Spitzen und Pointen gespickten Rede spannte er einen Bogen von den 3,75 Milliarden Euro, die die Landesbank mit dem Kauf der Hypo-Group-Alpe-Adria in den Sand gesetzt habe ("davon könnten wir 20 000 Kilometer Staatsstraße sanieren, jedem Kind in Bayern zehn Jahre lang ein warmes Mittagessen zahlen oder für 15 Jahre die Studiengebühren in Bayern abschaffen"), über schwarz-gelbe Steuergeschenke, die aktuellen Diskussionen um "Wild-Westerwelle", "die Umfallkraft Seehofers", bayerische und bundespolitische Gesundheitspolitik, die nach Meinung Pronolds kommende Pkw-Maut ("die Abgeordneten der CSU haben am Freitag im Bundestag den SPD-Antrag ,Nein zur Pkw-Maut’ abgelehnt") bis hin zu dem abschließenden Appell an die Genossen: "Wir müssen das verlorene Vertrauen zurück gewinnen."

In die Rolle des Pater Barnabas schlüpfte einmal mehr der Ingolstädter SPD-Stadtrat Manfred Schuhmann. Das SPD-Urgestein, "der Ullinger Rudl", der heuer 80 wird, durfte in seiner Predigt genau so wenig fehlen wie die bevorstehende Hochzeit der Köschinger Fraktionsvorsitzenden Andrea Bauer, und Unterbezirkschef Sven John, der versprochen habe, "dass Engelen-Kefer bei der nächsten Bundestagswahl nicht wieder kandidiert". Eines war klar: In der "Großjubiläumsgemeinde Kösching" ist Pater Barnabas immer ein gern gesehener Gast.

Der eigentliche Star an diesem Abend freilich war Landeschef Pronold. Der bekam neben einem Jubiläumskrügerl am Ende nicht nur eine Liste mit über 100 Unterschriften gegen die Kopfpauschale überreicht, sondern erhielt auch von allen Seiten Lob. Ein Satz war über den aufstrebenden Politiker immer wieder zu hören: "Aus dem wird noch was."