Greding
Flötentöne vom Mopedauspuff

Knedl & Kraut begeistern Gredinger Publikum mit ungewöhnlichen Instrumenten

28.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:11 Uhr
  −Foto: Klier

Greding (HK) Knedl und Kraut hat es am Freitagabend im voll besetzten Gredoniasaal in Greding gegeben.

Allerdings nicht zum Essen, sondern zum Genießen auf andere Art, nämlich durch Zuhören und Lachen. "Knedl & Kraut" ist der Name eines Trios, bestehend aus Toni Bartl, Juri Lex und Andy Asang. Nach einer Reise durch die bayerische Wirtschaftskultur im ersten Programm gehen sie diesmal auf "Bayerische Weltreise". Von ihrer Weltreise haben sie viel Amüsantes, vor allem Musikalisches mitgebracht, aber keine Instrumente. Die haben sie aus einfachsten Mitteln selber gebaut und zaubern darauf überraschende Klänge hervor.

Bürgermeister Manfred Preischl erinnert daran, dass die Gruppe schon einmal erfolgreich in Greding aufgetreten war. "Heimat ist da", findet der Bürgermeister, "wo einem die Todesanzeigen etwas sagen und wo man seinen Bauch zeigen kann. "

Nachdem der Düsenlärm des imaginären Flugzeugs aus dem Lautsprecher abgeebbt ist, erklingt eine schmissige Polka, gespielt auf Tuba, Kontrabass und diatonischer Harmonika. Die musikalische Weltreise beginnt. "Carmen" von Georges Bizet auf einem Tubenpiano gespielt, ist wohl eine einmalige Interpretation dieses Opernauszugs. Das Tubenpiano, so erklärt Toni Bartl, haben sie aus leeren Cremetuben und Filzstifthülsen zusammengebaut. Eine angeschlossene Melodica steuert dieses eigenwillige Instrument an. Juri Lex begleitet auf einer Geige, deren Korpus eine Bratpfanne ist und Andy Asang spielt auf einer Gitarre, die aus einer Weinkiste entstanden ist. Genial, mit welch musikalischem Können die Drei agieren. Lediglich Juri Lex, ein ehemaliger Gymnasiallehrer, hat eine musikalische Ausbildung.

Der türkische Marsch von Wolfgang Amadeus Mozart hört sich erstaunlich echt auf 200-Milliliter-Tuben an. Andy Asang schwärmt von seinem Kontrabass mit den weiblichen Rundungen und lässt dabei die Saiten jazzartig schnalzen. Gummistampfer kann man nicht nur zum Abflussreinigen verwenden. Entsprechend präpariert, kann man darauf "O when the Saints go marching in" auf originelle Weise interpretieren. Sogar eine Abflusspumpe eignet sich, um auf Peruanisch den Condor vorbeifliegen zu lassen. Um ein Australisches Digeridoo spielen zu können, muss man lediglich im Baumarkt ein Abflussrohr kaufen. Toni Bartl demonstriert darauf, wie Zirkularatmung geht, nämlich gleichzeitiges Ein- und Ausatmen, um minutenlang auf diesem Instrument blasen zu können. In einem Pub finden sich Fiddle, Abflussrohr-Digeridoo und Weinkistengitarre wieder, um irisch-temperamentvolle Musik auf die Bühne zu zaubern, bis eine gerissene Saite Einhalt gebietet. Doch das nimmt man mit Humor, ist ja schließlich alles live.

Dann wird es Spanisch, aber mit Kastagnettenbegleitung wird aus dem fränkischen "Oh jessas 's Feuerhaisl brennt" ein furioses Konzert. Dem zum Teil vordergründigen Klamauk stehen den ganzen Abend musikalisches Können und gekonnter Wortwitz entgegen. Erst recht, als Andy in China Pudelsuppe statt Nudelsuppe bekommt und dann auf Bayerisch-Chinesisch jammert: "Kimmt ka Taxi, hatsch i mit meim Haxi! " In Italien, dem offenkundigen Lieblingsland des Trios, hat Toni mit seinem steirischen Akkordeon eine Weltmeisterschaft gewonnen. Nicht zu Unrecht, wie er mit drei gleichzeitig gespielten Melodien meisterhaft beweist. Das gelingt auch bestens in Begleitung von Geige und Kontrabass mit der "Diebischen Elster" von Giacomo Rossini.

Dass Andy Asang auch singen kann, zeigt er mit dem schmachtenden Song "Try me" von James Brown, den er in Manhattan gehört hat. Das preiswerteste Instrument aber führt Toni Bartl vor. Ihm genügt eine teilweise mit Wasser gefüllte Zahnpastatube, die im Klang in verblüffender Weise einer Okarina ähnelt. Gekonnt ist eben gekonnt. Das hört man auch beim Spiel auf einer eigentümlichen Querflöte, die eigentlich ein Mopedauspuff mit Löchern ist. "Onkel Erwin" hat einen Schrottcontainer. Dort gab es ausrangierte Kühlerschläuche, denen man trefflich mit Teigschabern Töne entlocken kann. In Indien waren die Drei von den originellen Autohupen fasziniert, die man in einer chromatischen Tonleiter arrangieren kann, um damit "New York" in origineller Weise zu spielen. Jetzt dreht Juri Lex, der studierte Geiger, voll auf. Zunächst mit einer wehmütigen Weise, dann mit einem fetzigen Csárdás, entführt er nach Ungarn. Dass man mit zusammengefalteten Händen, in die man hineinbläst, den Hummelflug von Rimsky Korsakov imitieren kann, der schließlich in "Biene Maja" übergeht, ist eine neue Erfahrung. Den Vogel schießt dann Andy Asang ab, als er den Münchner im Himmel, 1911 von Ludwig Thoma geschrieben, interpretiert. Der Dienstmann Aloisius agiert, sehr zur Erheiterung des Publikums, auf Sächsisch, Schwäbisch und Wienerisch.

Natürlich werden Zugaben gefordert. Alpenländisch gibt es die, nämlich mit Alphornklängen, die allerdings, mit elektronischem Nachhall unterlegt, von Toni Bartl per Schlauch und aufgesägtem Benzinkanister beinahe naturgetreu vorgeführt werden.

Manfred Klier