Nürnberg
Fliegender Zirkus

Der Red Bull District Ride bringt ein atemberaubendes Spektakel nach Nürnberg

08.09.2014 | Stand 02.12.2020, 22:16 Uhr

 

Nürnberg (HK) Krasse Sprünge durch die Altstadt: Mehr als 60 000 Besucher haben am Samstag den Red Bull District Ride in Nürnberg verfolgt. Die meisten Besucher staunten Bauklötze, wie die Mountainbikefahrer mit ihren Rädern den halsbrecherischen Kurs die Burg hinab flogen.

Der kleine Maximilian ist auf die Schultern seines Vaters Papa geklettert und macht große Augen. „Da!“, schreit der Fünfjährige und zeigt mit dem Finger auf den nächsten Mountainbikefahrer, der sich tollkühn von der Burgmauer hinunter und mit vollem Tempo in die erste große Rampe stürzt. Nicht vorzustellen, dass man so etwas nachmachen und selber über die Rampen und Schanzen springen würde. „Nie im Leben“, sagt Papa Stefan. „Das schaut mir zu gefährlich aus. Allein vom Zuschauen bekomme ich schon Schweißperlen auf der Stirn.“

Brandon Semenuk steht jetzt am Start und die Menschenmenge unterhalb der Kaiserburg bejubelt den Kanadier, einer der Stars der Freerider-Szene. Corinna und Rüyla zücken jetzt ihre Handy-Kameras. „Mutige Männer sind schon nicht schlecht“, findet Corinna. „Der Franzose vorhin war richtig schnucklig“, sagt Rüyla und drückt auf den Auslöser. Eine Kameradrohne steigt derweil surrend in die Luft. Die Livebilder werden direkt auf mehrere große Videoleinwände übertragen, die entlang des Kurses durch die Altstadt stehen.

Ein Raunen geht durch die Masse, als Brandon Semenuk mit seinem Rad von der Burgmauer acht Meter in die Tiefe springt und sich dabei zweimal um die eigene Achse dreht. Gleich nach der Landung auf einer großen Holzrampe katapultiert eine Halfpipe den 23-jährigen Extremsportler hoch in den Himmel. Linus und Luis kneifen die Augen zusammen, um das Spektakel bei dem gleißenden Sonnenlicht besser sehen zu können. „Ein bisschen Action macht das Leben doch erst spannend“, findet Felix, der am Samstagnachmittag extra aus Bamberg mit seinen zwei Söhnen nach Nürnberg zum Red Bull District Ride gefahren ist.

In der Zwischenzeit meistert Brandon Semenuk auch die anderen Hindernisse am Albrecht-Dürer-Platz und am Sebalder Platz. Bei jedem seiner Sprünge zeigt der Profi auch noch waghalsige Kunststücke in der Luft. Am Ende des Kurses steigt er dann wie alle anderen zwölf Fahrer im Finale in den Fahrstuhl des Nürnberger Rathauses und steigt im vierten Stock aus einem Fenster, das ihn zur größten Rampe des District Ride bringt. Von hier oben hat Semenuk einen fantastischen Ausblick auf die vielen Zuschauer auf dem Hauptmarkt. Dann saust er aus einer Höhe von 15 Metern über die Rampe in die Tiefe, lässt sich von einer Sprungschanze wieder fast ebenso weit nach oben katapultieren. Ralf aus Aichach zückt seine Kamera und knipst den atemberaubenden Rückwärtssalto, der Semenuk nach einer guten Landung auf dem riesigen Erdhügel die restlichen Punkte für den Sieg beschert.

Die Menge applaudiert. „Das ist besser als Fernsehen“, sagt Ralf. „Ich bin selber mal Dirt-Bike gefahren und habe mir alle Knochen gebrochen, aber weitergefahren bin ich trotzdem.“ Extremsport sei einfach eine Lebenseinstellung. „Und hier der Kurs in der Altstadt vor der grandiosen Kulisse ist natürlich echt genial“, sagt Ralf und schwärmt davon, wie man mit dem Mountainbike die Grenzen von Körper und Geist kennenlernen kann.

„Cool“ findet auch Gerhard Pickel das Spektakel beim Red Bull District Ride. „Das ist mal was anderes und bringt viele junge Leute in die Altstadt“, sagt der Wirt, der seine fränkische „Alm“ direkt unterhalb der Burg betreibt. „Nur diesen Energydrink gibt es bei mir nicht auf der Karte. Aber Bier ist ja auch ein isotonisches Sportgetränk“, sagt der Wirt mit einem Grinsen und reicht noch ein Seidla durch sein Bierfenster hinaus an die junge, sportliche Kundschaft.