Pfaffenhofen - Eine gute Nachricht hat der Tausch-Kreis Pfaffenhofen, eine neue Form der organisierten Nachbarschaftshilfe, zu vermelden.
Denn erst kürzlich durfte die Organisation ihr 100. Mitglied in ihrer Runde begrüßen. Die Pfaffenhofenerin Annemarie Zierer hat sich entschlossen beizutreten und kann künftig das anbieten, was sie besonders gut kann. Gutgeschrieben kriegt Zierer ebenso wie alle weiteren Mitglieder, die etwas anbieten, sogenannte Talente.
Damit sind nicht die Fähigkeiten der Personen gemeint, sondern die Zahleinheit des Tauschkreises. Denn getauscht wird Zeit gegen Zeit , so steht es in den Regeln des Kreises. Auch bei Warentausch müssen sich die Tauschpartner auf einen Talentwert einigen. So entspreche ein Talent drei Minuten - folglich erhalte man für eine Stunde Tätigkeit 20 Talente, heißt es in den Unterlagen. Würde man dies ausgehend von einem "Stundensatz" von 10 Euro berechnen, so könnten zum Beispiel fünf Euro mit zehn Talenten angesetzt werden, so die Regeln. Verwaltet werden die Talente in dem Tausch- und Abrechnungssystem Obelio. "Dort kann man ähnlich einer Bank die Talente von einem Mitglied zum anderen Mitglied überweisen oder seinen Kontostand einsehen", erklärt Georg Wenk. Er ist ehrenamtliches Gründungsmitglied und Teil des Organisationsteams. Ins Minus könne man dabei nicht rutschen, erklärt der Pfaffenhofener weiter.
Um Mitglied des Tausch-Kreises zu werden, sei es notwendig einmalig zu einem Monatstreffen zu kommen, so der 49-Jährige. "Uns ist wichtig, dass wir die Menschen kennen, die zum Beispiel von anderen Mitgliedern zuhause die Fenster geputzt bekommen", sagt er. Durch die Corona-Pandemie gebe es derzeit allerdings eine Ausnahme. So können sich interessierte Bürger bei Uschi Schlosser, die Mitglied des Organisationsteams ist, melden. Aktuell werden laut Tausch-Kreis rund 180 Dienstleistungen und Gegenstände angeboten und getauscht.
Zierer sei dem Kreis beigetreten, weil sie auf der Suche nach Handwerkern für kleine Leistungen ist. Sie selbst möchte dafür Kuchen backen oder Armbänder kreieren, erzählt die Pfaffenhofenerin. "Bis jetzt ist es wegen Corona leider noch zu keinem Tausch gekommen", erzählt sie. Neben dem Tauschen freue sich die Schulbegleiterin auf die monatlichen Treffen, die hoffentlich bald wieder stattfinden können. "Ich finde es schön, wenn der eine vom anderen profitiert", mein Zierer.
Bereits seit Beginn des Tausch-Kreises ist Christa Schmidt dabei. Für die 78 -Jährige ist der Kreis Nachbarschaftshilfe, "nur besser organisiert". Auf die Organisation aufmerksam geworden ist die Pfaffenhofenerin durch die Zeitung. "Das sind einfach nette Leute, die etwas Gutes tun wollen", sagt die Seniorin. Im ersten Lockdown habe ein Schrobenhausener ihre Fahrradreifen geflickt, erzählt sie. "Ich war so dankbar, weil die Fahrradgeschäfte ja geschlossen hatten. " Sie selbst biete hauptsächlich Grabpflege, Katzen- und Wohnungsbetreuung während des Urlaubs an. Aber auch Puppenkissen und Flickarbeiten. Seit Beginn gab es auf dem Konto der Pfaffenhofenerin bereits 113 Bewegungen. Derzeit habe das Tausch-Kreis-Mitglieder 183 Talente auf ihrem Konto. Was sie sich damit gönnt? - "Ich liebe Fußreflexzonenmassagen", sagt Schmidt.
Schmidts Flickkünste nimmt auch Ecki Hamel ab und an mal in Anspruch. Der 64-Jährige ist seit Januar 2019 Mitglied des Tausch-Kreises. Auch er habe von der organisierten Nachbarschaftshilfe über die Zeitung erfahren. "Ich mag es neue Kontakte zu knüpfen", sagt der Schrobenhausener. Seine Fähigkeiten: diverse Elektroinstallationen. Mit seinen erarbeiteten Talenten "kauft" Hamel sich dann Eierlikör, Kirchweihnudeln oder lässt eben Kleidung flicken. Normalerweise - gäbe es nicht Corona - würde einmal im Monat ein Tauschtisch, eine Art Flohmarkt, im Rahmen des Mitgliedertreffens, stattfinden. "Da habe ich mir schon mal Paprikamus geholt", erzählt der Schrobenhausener.
Besonders spannend fand Hamel den Vortrag von Patricia Kufer, Inhaberin des Unverpackt-Ladens in Pfaffenhofen, in dem sie dem Tausch-Kreis die plastikfreie Verpackungsmethode ging. Sie selbst sei anschließend Mitglied des Tausch-Kreises geworden und in den Genuss von Hamels Pralinen gekommen. Für ihn gab es im Gegenzug selbstgemachten Honig.
PK
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