Filigrane Handarbeit

10.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:13 Uhr

Probefahrt im Garten: Mit einer Funkfernsteuerung dirigiert Kleber seinen Schleppernachbau genauso geschickt wie einen echten Traktor durchs Gelände.

Königsmoos (DK) Improvisationsgabe, geschickte Finger und viel Liebe zum Detail sind gefragt, wenn Helmut Kleber seinem Hobby frönt. Der 53-Jährige aus Königsmoos baut Traktoren im Miniaturformat nach. Und alle können ferngesteuert das gleiche wie die großen Vorbilder.

"Alles, was es in der Landwirtschaft gibt, bewegen wir auch", sagt Helmut Kleber während sein Blick durch den Hobbykeller in seinem schmucken Neubauhaus schweift. An den Wänden hängen Regale, auf den Brettern stehen Traktoren. Die meisten sind rot und zeigen ein genaues Abbild ihrer großen Vorbilder. Kleber nimmt einen Schlüter 1900 TVL im Maßstab 1:8 vorsichtig, fasst schon liebevoll, aus dem Regal. Was so leicht aussieht und den Eindruck von Filigranarbeit vermittelt, stellt sich schnell als robuster Nachbau im Kleinformat heraus. Das Gerät – komplett in Handarbeit aus Metall hergestellt – ist massiv und hat ein entsprechendes Gewicht von etlichen Kilogramm.

Wochen-, sogar monatelang hat der gelernte Landmaschinenmechaniker an dem kleinen, vollbeweglichen Trecker gearbeitet. Dabei besteht für Kleber die größte Kunst darin, die richtigen Teile für die Nachbauten zusammenzutragen. Mitunter die größten Beschaffungsprobleme gibt es bei den Reifen. So hat der passionierte Modellbauer es schon erlebt, dass er zwar zwei Pneus bekommen hat, aber die Serie vom Hersteller gerade dann eingestellt wurde. Die Jagd nach den schwarzen Gummis musste erneut starten.

Um die metallenen Gefährte originalgetreu nachzuempfinden braucht es vor allem korrekte Maße. Als Vorgabe dienen meist Fotos. Manchmal erhascht der Modellbauer auch einmal ein Original und kann sich grob die Maße mit Zollstock oder Maßband abgreifen. Der findige Modellbauer misst am heimischen Schreibtisch alles genau aus, rechnet mit Hilfe des Maßstabes und erhält so die Umrisse für das eigene Miniaturfahrzeug, die sofort aufs Papier gebannt werden.

Modelle aus Pappe

Dann folgt die detailgetreue handwerkliche Arbeit. Wer allerdings glaubt, dass Kleber gleich zur Metallsäge greift und zur Fräs- oder Drehbank schreitet, täuscht sich. Zunächst werden die Einzelteile aus Karton nachgebaut. Schließlich kann auch ein seit mehr als zehn Jahren geübter Modellbauer wie Kleber nicht einfach Bleche drauflosbiegen. Das will zuvor genauestens bedacht und mit Pappe in Ruhe ausprobiert sein.

Auch Erfindungsreichtum und die eigene Improvisationsgabe sind gefragt. Das Innenleben der Traktoren muss funktionsfähig gestaltet werden. Elektromotoren, Servos, kleine Kabel und feine Metallstangen oder Drahtzüge sorgen für die volle Einsatzfähigkeit der Fahrzeuge. So können an die Schlepper alle möglichen Packer, Pflüge und anderes landwirtschaftliches Gerät angehängt und bedient werden. Eben so wie bei den echten Schleppern auf dem Hof. Nur mit einer Funkfernsteuerung und sachtem Fingerdruck auf die Steuerhebel.

Gar nicht so einfach, weiß Kleber aus eigener Erfahrung. Bei einigen Schleppern können Vorder- und Hinterachse separat gelenkt werden, bei manchem Traktor sogar jedes einzelne Rad. Und der Raum in den Modellen ist auch nicht so groß, dass er als üppig zu bezeichnen wäre. Doch die Miniaturisierung der Elektronik mit Chips macht es den Modellbauern heute durchaus leichter als die raumgreifende Relaistechnik der Vergangenheit. Nur preiswerter wurde das Hobby dadurch nicht. Ein beim Händler erstandener Modellbausatz komme heute auf 3500 bis 4000 Euro. "Das kann ich mir nicht leisten", sagt Kleber und rechnet lieber nicht aus, welchen materiellen Wert seine Handarbeit hätte, müsste jemand sie bezahlen. Für ihn ist es ein entspannendes Hobby, wenn er sich in seine Kellerwerkstatt zurückzieht: "Den Industriestress kann ich dann hinter mir lassen."