Ingolstadt
Feuerwerk für zwei

Thomas Stipsits und Manuel Rubey bei den Ingolstädter Kabaretttagen

27.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:44 Uhr

"Gott und Söhne" heißt das Programm von Thomas Stipsits und Manuel Rubey, das sie unter der Regie von Alfred Dorfer in der Eventhalle zeigten. - Foto: Leitner

Ingolstadt (DK) Jeder Mensch rennt dem Glück hinterher, wohl wissend, dass es selten von Dauer ist. Und ziemlich schwer zu fassen. Wie das Programm "Gott und Söhne" des österreichischen Kabarettistenduos Thomas Stipsits und Manuel Rubey, das zwar eine Art roten Faden hat, der aber wie das Glück nicht selten flüchtig ist und einem immer wieder durch die Finger flutscht während dieser gut zwei Stunden in der Eventhalle im Rahmen der Ingolstädter Kabaretttage.

Genau das freilich bezwecken die beiden Akteure auf der Bühne und die im Laufe des Abends immer wichtiger werdende mysteriöse Figur im Off (Christian Stipsits), indem sie zwei parallel ablaufende Geschichten erzählen - eine ist eine Art Kabarettkrimi mit vielen Leichen, die andere hat die Entstehung desselben zum Thema - und, weil das noch nicht reicht, werden pausenlos kleine Kurzsequenzen in das Ganze miteingewoben, sodass man als Zuschauer also gedanklich ständig auf dem Sprung ist.

Die Spielfreude und der Witz der beiden Kabarettisten, die Rasanz des Stücks (Regie führt Alfred Dorfer), der Einfallsreichtum der Autoren, die enorme Pointendichte, die genau geplante Komik - all das zusammen ergibt ein Feuerwerk für zwei Personen und einen Strippenzieher im Hintergrund, bei dem man einerseits völlig gespannt die Handlung verfolgt und gleichzeitig aus dem Lachen nicht mehr herauskommt.

Die Firma "Gott und Sohn", die mit Glück handelt und ihre Opfer aufdringlich lockt, deren Kundschaft, die ihm rücksichtslos nachjagt und dafür ihren Seelenfrieden verkauft, die sieben Todsünden, die als Motto und Beweggrund für die große Hatz die ganze Zeit über gut sichtbar als Menetekel an der großen Tafel auf der Bühne stehen, schließlich die vielen Figuren, die Stipsits und Rubey zum Leben erwecken und zum Tod befördern - ja, es gibt sehr viele Einzelbausteine, die sich hier meisterlich zu einem Gesamtwerk zusammenfügen, bei dem jedes Bauteil haargenau dort hin platziert wurde, wo es hingehört. Und sogar der Schluss hat es in sich. Dass am Ende die Revolution ihre Kinder frisst, hat man schon mal gehört, dass allerdings eine Geschichte ihre beiden Schöpfer verschlingt, ist eher neu.

Bleibt noch die Frage nach dem Adressaten. Wen meinen die Autoren mit der im Titel des Programms genannten Firma? Religionen? Kirchen? Weltliche Scharlatane oder esoterisch entrückte Gurus? Geht es um Macht, Einfluss oder einfach nur ums Geschäft und sonst gar nichts? - Eine definitive Antwort geben Stipsits und Rubey nicht, sondern bieten lieber zwei Schlussvarianten, eine gruselige und eine versöhnliche. - "Gott und Sohn".

Was für ein Programm! Es "göttlich" oder "himmlisch" zu nennen wäre vielleicht etwas zu viel des Guten, aber "herrlich" trifft es voll und ganz.