Kammerstein
Feuerwehrhaus wird zur Kapelle

Rudelsdorf feiert am Sonntag Weihe mit Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern

09.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:26 Uhr

Rudelsdorf (epd/HK) Immer wieder werden kirchliche Gebäude zu säkularen umgebaut oder gar abgerissen. Inm Kammersteiner Ortsteil Rudelsdorf läuft es anders herum: Am Sonntag, 13. Mai, wird dort eine neue Dorfkapelle geweiht.

Jahrzehntelang wurde die Uhr auf dem kleinen Glockenturm mit der Hand aufgezogen, erinnert sich Walter Schnell. Der Bürgermeister der Gemeinde Kammerstein und gleichzeitig Vizepräsident der bayerischen Landessynode ist der Initiator einer neuen Dorfkapelle im Ortsteil Rudelsdorf.

Das Gebäude - nach Archivrecherchen von Bürgermeister Walter Schnell als "Feuerhaus mit Gemeindeuhr und Glocke" erbaut, was dem Beschlussbuch der Ortsgemeinde Barthelmesaurach vom 2. September 1909 zu entnehmen ist - sei im Volksmund schon immer "Kapelle" genannt worden, erzählt Schnell. Das kleine im Jahr 1909 entstandene Gebäude wurde als Ort für die öffentliche Viehwaage genutzt. Als kein Landwirt mehr im Dorf die Viehwaage benötigte, fasste der Gemeinderat den Beschluss, die "Kapelle" in eine echte Kapelle umzuwandeln, berichtet Schnell.

Ehrenamtliches Engagement war beim Bau 1909 und war nun auch bei der Sanierung 2017 gegeben. Durch tatkräftige Eigenleistungen minimierten die Rudelsdorfer die Kosten für das Amt für Ländliche Entwicklung und die Gemeinde Kammerstein. Bei den wöchentlichen Besprechungen wurden die Arbeiten koordiniert. Neben dem Bürgermeister nahmen für Rudelsdorf der Vorsitzende der Teilnehmergemeinschaft Andreas Seitzinger und die Architektin Magdalena Käsperlein-Lambeck teil. Um die Pflege der Dorfkapelle kümmert sich künftig der Ortsverein Rudelsdorf mit seiner Vorsitzenden Christa Süß. Die restlichen Kosten von rund 80000 Euro zahlte zur Hälfte die Gemeinde, die andere werde durch Mittel aus der Dorferneuerung finanziert.

Ab dem Jahr 2017 wurde das Gebäude komplett entkernt und saniert. Teils verputzte Wände wurden freigelegt, die in die Jahre gekommenen Ziegelsteine gereinigt, verblendet oder erneuert. Der Dachstuhl sowie die Fenster wurden saniert, Schlosser und Elektriker gingen ebenfalls ans Werk.

Herausgekommen ist ein schlichter, aber schmucker Bau, der von einer einladenden Doppelschwingtüre mit beidseitigem Fensterkreuz geziert wird. Drinnen findet der Besucher eine ringsum laufende, hölzerne Sitzbank mit Platz für etwa 25 Personen. An der Wand neben einer Schautafel mit der bebilderten Geschichte der Kapelle ein schwarz bemaltes Eichenpult, darüber ein kunstvoll geschnitztes Holzkreuz, gekrönt von einem offenen Sichtbalkendachstuhl.

Mehr nicht: "Das reicht auch. Wer den Weg hierher findet, kann kurz in sich kehren oder ein Gebet sprechen, vielleicht ein Lied singen. Und sich sonst von nichts ablenken lassen als den eigenen Gedanken", sagt Schnell. Der kleine Holzaltar wird noch eine Bibel erhalten. Natürlich sei es denkbar, hier Andachten zu halten, eventuell Tische und Stühle rein zu stellen und hier und da auch in der Gemeinde zu feiern. "Aber das muss sich alles entwickeln." Für Walter Schnell ist am wichtigsten, dass die Bürger hinter dem Projekt und seinem Gedanken stehen.

Da der Raum der Stille auch für kirchliche Zwecke zur Verfügung stehen soll, wird die Kapelle die kirchliche Weihe erfahren. Diese werden Regionalbischöfin Elisabeth Hann von Weyhern und Dekan Klaus Stiegler vornehmen. Die Kapellenweihe findet am Sonntag, 13. Mai, um 17 Uhr statt. Im Anschluss an die Weihe an der Dorfkapelle wird ein gemeinsamer Gottesdienst in der Eventscheune des Landgasthofes Zwick gefeiert. Nach Gruß- und Dankesworten wird die Peterlers Boum Revival Band mit fränkischen Schlagern für gute Stimmung sorgen.