Manching
Feuer und Flamme fürs gute Essen

Andreas Schmidt aus Manching hat als Clan-Koch Aedhogan McQuay ein Kochbuch besonderer Art geschrieben

23.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

Als Highlander Aedhogan McQuay hat der Manchinger Hobbykoch schon bei so manchem Clantreffen seiner Mittelaltergruppe die Mägen der Mitstreiter gefüllt. Auch die Ausrüstung fürs Kochen und Braten auf offenem Feuer entwirft Andreas Schmidt selber - Foto: privat

Manching (DK) Die Zahl der Kochbücher ist Legion. Große Meister breiten sich da mitunter ellenlang übers kleinste Hors d'œuvre aus. Es geht aber auch anders. Der Manchinger Andreas Schmidt hat ein Buch übers rustikale Essen geschrieben – über Gerichte, die auf offenem Feuer gegart worden sind.

Wie wär’s mit Hochland-Raps, Roddy-Gedächtnistopf oder Dunkelbier-Brotsuppe? Oder lieber doch vertrautere Genüsse wie Hirschgulasch, Bohneneintopf mit Rauchfleisch oder Kartoffelsuppe? Vielleicht ist ja auch der Eintopf nach Mama McQuay genau das Richtige. Einfach ausprobieren. Die Rezepte stehen in Vetter Aeds Koch-Almanach, erschienen in der Reihe „Lebendiges Mittelalter“ des G&S Verlages und für 14,95 Euro im Buchhandel erhältlich.

Hinter Vetter Aed verbirgt sich Aedhogan McQuay, und dies wiederum ist der Rollenspielname des 42-jährigen Manchingers Andreas Schmidt, im richtigen Leben als kaufmännischer Verwaltungsfachmann zuständig für die Dienststellenplanung bei der Manchinger WTD 61, wo er derzeit gerade wieder mal kommissarisch die Stabsabteilung leitet.

Ein Rollenspiel

Richtig seriöse Arbeit also, doch umso schöner ist es dann, mitunter in der Freizeit eine ganz andere Rolle zu spielen – in eine andere Zeit abzutauchen, als das Leben (vermutlich) weniger kompliziert war und die Menschen statt im Chatroom noch am Lagerfeuer miteinander kommunizierten.

Andreas Schmidt tut das mehrmals im Jahr über verlängerte Wochenenden in einem illustren Freundeskreis, der sich teils noch aus gemeinsamen Bundeswehrzeiten kennt und der sich durchweg für das mittelalterliche Leben begeistern kann. Besonders hat es den Herren, die inzwischen über ganz Bayern und die Republik verstreut sind, die Welt der schottischen Highlander angetan. Vor inzwischen 13 Jahren fanden Sie sich zu einem Rollenspiel-Clan zusammen und haben seither in selbst entworfenen Kilts (Andreas Schmidt: „Da haben wir mal zusammen 150 Meter Stoff gekauft“) so manches Freizeitabenteuer miteinander bestanden – stets um eine gewisse Authentizität ihres Lagerlebens bemüht.

Auch in einem Fantasieclan sind die Interessen natürlich geteilt: Der eine mag vielleicht das besonders fesche Kostüm, ein anderer das Geklirr von möglichst echt nachempfundenen Schwertern oder das Entspannen unter Zeltbahnen auf hölzernem Feldbett. Am Abend eines langen Highlandertages aber wollen alle nur das Eine: gut essen und trinken, vielleicht noch nicht mal schottisch knapp.

Und dafür gibt es beim Clan der McQuays den Vetter Aed. Dem liegt das Kochen seit frühester Jugend am Herzen, weil er als lebensfroher Mensch in einer allen lukullischen Genüssen aufgeschlossenen Familie im Saarland aufgewachsen ist. Nicht ohne Grund hat Andreas Schmidt sein Kochbuch (neben seiner Frau) vor allem dem verstorbenen Vater gewidmet: „Ohne dich hätte ich nie den Weg zum Genießer und Genussbereiter beschritten“, schreibt der Autor.

Kochen am Herd, also auf Gasflamme oder elektrischen Platten oder das Braten und Schmoren in der Röhre will sicher gekonnt sein – das Grillen und Garen mit großen Spießen respektive Pfannen und Töpfen über offener Flamme aber auch. Mit dem gemächlichen Brutzeln auf dem Holzkohlengrill wie bei der Sommerparty hat es nämlich nicht ganz so viel zu tun, wenn Andreas Schmidt für ein gutes Dutzend Leute gefüllte Ente oder Hase nach Art der Südländer zubereitet. Da muss nicht nur die Logistik zur Beschaffung der Zutaten in ausreichenden Mengen stimmen, sondern es braucht auch Know-how an der Feuerstelle.

Weil es beim Kochen über dem Feuer eben nicht nur auf die Aufzählung der Zutaten und die Abfolge der Arbeitsgänge, sondern auch auf die richtige technische Ausrüstung ankommt, liefert Andreas Schmidt in seinem Kochbuch gleich Tipps für passende Gerätschaften mit: Ob Drehspieß mit Zahnradantrieb oder einfacher Pfannenknecht: Mit dem passenden Material – oft schnell und günstig im Baumarkt zu erstehen – und etwas handwerklichem Geschick lässt sich recht schnell die Grundausstattung für die Küche unterm Sternenzelt zusammenstellen.

Großer Erfahrungsschatz

So sehr sich der Hobbykoch auch für geschichtliche Hintergründe interessiert und um Anlehnungen an tatsächliche mittelalterliche Rezepte bemüht hat – einen Anspruch auf wissenschaftliche Exaktheit, also auf größtmögliche Authentizität der Gerichte, stellt Vetter Aeds Koch-Almanach sicher nicht. „Etwa 80 Prozent“, so schätzt der Autor, hat er aus der eigenen Küchenerfahrung beigesteuert. Es soll halt gezeigt werden, dass über dem Lagerfeuer wesentlich mehr entstehen kann als eine aufgewärmte Suppe aus der Konservendose.

Nicht jeder wird dem Highlander-Koch nacheifern wollen, und der gegenwärtige Winter ist sicher nicht die beste Jahreszeit für diese Form von Outdoorerlebnissen. Doch andererseits: Bratäpfel mit Schokoüberzug (Seite 90) könnten gerade zu Weihnachten genau das Richtige sein.