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Stadtgeflüster vom 24. Dezember 2011

23.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:00 Uhr

(sic) Unsere Festlaune ist ein wenig getrübt. Denn das zweifellos großartigste TV-Ereignis des Jahres findet morgen leider nun doch nicht statt: die Weihnachtsansprache des amtierenden Bundespräsidenten, unserem Horst Seehofer.

Das wär’s gewesen! Sie haben richtig gehört. Seehofer sitzt seit 1. November turnusmäßig dem Bundesrat vor und fungiert damit als Stellvertreter des Staatsoberhaupts. Das ist derzeit nicht unwichtig zu wissen. Denn obwohl bei Herrn Wulff voll der Baum brennt, weil sein Freundeskreis keinen Mangel kennt an dubiosen Finanzunternehmern und nervigen neureichen Möchtegerns, pappt er an seinem Amt wie festgebacken. Mit Zuckerguss; das passt zu ihm.

Allerdings ist es nur ein böses Gerücht, dass Wulffs gefühlige Weihnachtskränzchenprosa in Schloss Bellevue für alle Fälle schon an diesem Mittwoch aufgezeichnet wurde, weil keiner so genau weiß (zumindest Wulff nicht), was bald noch alles rauskommt von all den lieben Bescherungen seiner Freunde.

Seehofer hätte bestimmt eine grandiose Weihnachtsrede gehalten, da sind wir uns sicher! Vielleicht hat er ja schon heimlich ein bisschen geübt; im Zirbelstüberl der Staatskanzlei etwa oder in seinem kleinen Ferienhaus im Altmühltal oder zu Hause im Gerolfinger Hobbykeller. Falls unser Ministerpräsident morgen aber doch noch einspringen muss, hätten wir da einen Formulierungsvorschlag:

„Meine lieben Mitbürgerinnen und Mitbürger. Es steht mir natürlich nicht zu, mich mit dem Bundespräsidenten zu vergleichen. Und ehrlich gesagt bin ich auch ganz froh, dass ich’s nicht tun muss. Das geht ja schon damit los, dass meine Frau Karin keine Tätowierungen hat so wie die Frau Wulff. Im Übrigen kenne ich Finanzhaie nur aus dem Fernsehen. Mein Bruder Dieter ist Sparkassendirektor; noch solider geht’s ja wohl nicht. Und ich hab’ auch keine neureichen Bekannten. Mein bester Freund, der Hans, arbeitet bei der INVG; das sind oft arme Menschen da. Und gegen Wulffs Luxusurlaubsdomizile ist mein Ferienhaus in Schamhaupten wie der Stall zu Bethlehem. In diesem Sinn: Gesegnete Weihnachten!“