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Festliche Freude im Dauereinsatz

16.04.2014 | Stand 02.12.2020, 22:48 Uhr

Klaus-Peter Lehner freut sich an Ostern auf Gläubige, die sonst nie in die Kirche gehen - Fotos: Rössle

Ingolstadt (DK) Während die meisten Arbeitnehmer über die Feiertage frei und deswegen Zeit zum Entspannen haben, bedeutet das Osterfest für Geistliche besonders viel Arbeit. Von Stress will Pfarrer Klaus-Peter Lehner allerdings nicht sprechen. Schließlich sei die Zeit trotz der vielen Gottesdienste in kurzer Zeit geprägt von einer „festlichen Freude“. Gerade die Karwoche biete außerdem die Möglichkeit, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die Lehner unter dem Jahr nur schwer erreicht, weil sie sonst nicht in die Kirche gehen. Seine Predigten in St. Monika wird Lehner deswegen ganz bewusst auch auf diese Zielgruppe abstimmen. „Es gilt, die Botschaft so zu transformieren, dass sie hängen bleibt. Nicht theologisch, sondern griffig.“

 

Die richtigen Worte zu finden, ist freilich das ganze Jahr über wichtig für einen Pfarrer. Lehner ist Militärseelsorger in Ingolstadt. Immer wieder finden Menschen in extremen Situationen zum Glauben, auch mit seiner Hilfe. Zweimal war er im Kosovo und hat den dort stationierten Soldaten Beistand gegeben. „Viele werden in dieser Situation sensibler und deswegen empfänglicher. Das gilt für alle Konfessionen“, hat er erfahren. Immer wieder hat Lehner auch Erwachsene getauft. Manche während Militäreinsätzen im Ausland.

Mit Weihnachten sind die Osterfeiertage für Lehner, wie für jeden Pfarrer, die arbeitsintensivsten Tage im Jahr. An jedem Feiertag wird er eine Messe lesen. Die wollen vorbereitet werden. Einfach die Predigten aus dem vergangenen Jahr zu nehmen, verbietet sich nicht nur, weil es die Gläubigen natürlich sofort merken würden. „Ich bin ja auch ein anderer Mensch, als ich es vor einem Jahr war. Deswegen hat sich mein Zugang, meine Sichtweise auf die Dinge etwas verändert.“

Auch für Christian Bernath, Lehners Kollege von der evangelisch-lutherischen Gemeinde St. Matthäus in Ingolstadt, ist es selbstverständlich, sich jedes Jahr aufs Neue mit dem Osterevangelium auseinanderzusetzen. Schließlich sollten Predigten immer auch einen aktuellen Bezug haben. „Auch wenn die Geschichte nicht besonders lang ist, bietet das Geschehen auf Golgotha genügend Stoff“, so Bernath. „Es ist so dicht und vielschichtig.“ Wichtig sei es, zu beachten, für wen die Predigt geschrieben ist. Bewohner eines Seniorenheims haben einen anderen Zugang zu Themen wie Sterben, Kreuz, Einsamkeit und Angst als andere Gläubige.

In diesem Jahr will Bernath unter anderem über Sterbebegleitung sprechen. Das Thema beschäftigt ihn derzeit auch privat, da er gerade selbst mit der Frage konfrontiert ist, wie man einem anderen Menschen ein würdevolles Sterben ermöglichen kann. Simon von Cyrene, von dem die Bibel berichtet, er habe Jesus das Kreuz ein Stück auf dem Weg nach Golgotha getragen, könnte durchaus auch als ein Sterbebegleiter gesehen werden, findet Bernath.