Roth
Fehlinvestition oder sinnvolle Nutzung?

Rother Stadtrat beschließt Einrichtung einer Großtagespflege im ehemaligen Eckersmühlener Rathaus

28.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:14 Uhr

Roth (HK) Der Hauptausschuss hatte sie bereits mit zehn zu drei Stimmen abgesegnet. In der Vollversammlung des Rother Stadtrats aber ist die Kindertagesstätte in Eckersmühlen noch einmal diskutiert worden. Das Gremium hat die Einrichtung einer Groß-tagespflege im ehemaligen Eckers mühlener Rathaus mit 21 gegen 7 Stimmen beschlossen.

Großtagespflege ist ein besonderes Modell der Kinder- und Jugendhilfe für Kinder unter drei Jahren. Tagespflege ist normalerweise eine Sache, bei der ein Kind im Haushalt einer anderen Familie betreut wird. Bei der Großtagespflege sind mehrere Kinder in einer öffentlich-rechtlichen Einrichtung untergebracht.

Der Umbau wird für eine barrierefreie Version mit 830000 Euro zu Buche schlagen. Insbesondere die hohen Kosten für 16 Betreuungsplätze sind es gewesen, die Sonja Möller (Freie Wähler) und Daniela von Schlenk (CSU) zu Kritik veranlassten. "Haben wir noch Bodenhaftung", fragte Falko Fabianek (Freie Wähler), der sich schon im Ausschuss deutlich dagegen ausgesprochen hatte.

Möller sprach zunächst ein praktisches Problem an. Sie hielt es für unmöglich, dass zwei Betreuerinnen in der Lage sind, die Kinder bei der Benutzung des Aufzugs im erforderlichen Umfang zu beaufsichtigen. Im Falle einer Aufzugsfahrt wären "Kinder immer irgendwo alleine". Das werde dazu führen, dass der teuere inwendige Aufzug kaum zum Einsatz kommen werde, war sie überzeugt. "Dann wäre das eine Fehlinvestition", sagte Möller. Ferner fehle dort eine Außenfläche. Sie plädierte angesichts der hohen Kosten für eine Neubaulösung im Dorfkessel. "Dort wäre die Tagespflege ebenerdig und erweiterungsfähig",so Möllers Argumente.

Für Daniela von Schlenk sind die Baukosten für die Tagespflege im alten Rathaus eindeutig zu hoch. "Wir sollten hier keinem viel zu teueren Gewurstel zustimmen", erklärte sie und nahm damit Bezug auf die selbst nach Meinung der Rother Bauverwaltung schwierigen Umbauten in dem alten Gebäude. "Für das Geld könnten wir etwas großzügiges Neues für mehr Kinder bauen."

Bürgermeister Ralph Edelhäußer verwies auf die rege Bautätigkeit in Eckersmühlen. "Wir werden ohnehin noch ein größeres Objekt für die Kinderbetreuung in Eckersmühlen brauchen", blickte er in die Zukunft. Viel Geld pro Kopf werde auch beim Bau anderer Kinderbetreuungseinrichtungen ausgegeben. Dem insbesondere von Falko Fabianek erneut ins Spiel gebrachten Verkauf erteilte er eine deutliche Absage. "Dafür hat es keine Mehrheit gegeben", so Edelhäußer. "Deshalb brauchen wir nun eine sinnvolle Nutzung", die mit der Großtagespflege erreicht werde.

So sah es auch SPD-Fraktionschef Andreas Buckreus. "Das braucht nicht ewig eine Kindertagesstätte zu bleiben, sondern kann auch einmal ein Seniorentreff werden", erneuerte er seine Argumentation aus dem Ausschuss. Fraktionskollege Peter Ulrich betonte ebenfalls den Konsens im Gremium, das alte Rathaus nicht zu verkaufen. Als für Eckersmühlen prägendes Gebäude müsse man es sowieso grundsanieren. "Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen lösen auch andere schwierige Probleme", lautete sein Argument zur Aufsichtspflicht bei den Aufzugsfahrten. "Das ist ja Sache des Trägers", sagte Edelhäußer.

Robert Schmitt