Abu
Fehlender Feinschliff

Triathletin Sophia Saller vom SC Delphin Ingolstadt verpasst zum Auftakt der WM-Serie ein Top-Ergebnis – Doch das hat Gründe

09.03.2015 | Stand 02.12.2020, 21:34 Uhr

Abu Dhabi (DK) Den Auftakt in die WM-Serie hat sich Sophia Saller vom SC Delphin Ingolstadt anders vorgestellt: Die 20 Jahre alte Triathletin landete beim Auftakt in Abu Dhabi lediglich auf dem 33. Platz. Der ersten Enttäuschung darüber ist inzwischen die Zuversicht für die kommenden Wettkämpfe gewichen.

Sophia Saller zählt im Rahmen der World-Triathlon-Series (WTS) sicher zu den außergewöhnlichsten Athletinnen. Denn statt sich komplett ihrem Sport verschrieben zu haben, jongliert die gebürtige Münchnerin mit Zahlen und Formeln: Sie studiert an der Elite-Universität in Oxford/England Mathematik, im Juni will sie ihren Abschluss in der Tasche haben.

Was sich nach einer großen Belastung anhört, ist für die Studentin eine willkommene Abwechslung. Wohl auch deshalb weiß Saller ihren Auftakt in der WTS richtig einzuschätzen. „Es war zunächst schon etwas frustrierend“, sagte die Triathletin gestern nach ihrer Rückkehr in England. „Aber das ist jetzt schon wieder vergessen. Denn ich weiß, dass ich mehr kann. Das konnte ich nur leider nicht zeigen.“

Beim Sieg der Weltmeisterin Gwen Jorgensen hatte Saller in 1:00:54 Stunden fast zwei Minuten Rückstand auf die US-Amerikanerin. „Die Beine haben sich noch nicht daran gewöhnt, dass nach dem Radfahren das Laufen kommt“, fasst Saller gewohnt launisch das Rennen über die Sprintdistanz (750 m Schwimmen, 20 km Radfahren, 5 km Laufen) zusammen.

Der Wettkampf im Wüstenemirat kam also etwas zu früh, wie auch ihr Heimtrainer Roland Knoll durchblicken lässt. „Wir wussten, dass es ein schwieriges Rennen werden könnte“, sagt der Ingolstädter, der neben Bundestrainer Ralf Ebli weiter der wichtigste Ansprechpartner Sallers ist. „Den Feinschliff für die Wettkämpfe hole ich mir erst noch“, ergänzte die 20-Jährige, die in den vergangenen Jahren meist erst im Mai in die Saison gestartet war.

Dabei gilt Saller als eines der hoffnungsvollsten Talente in Deutschland. Im vergangenen Jahr ließ sie mit ihrem zweiten Platz bei der Europameisterschaft und dem Sieg bei der U 23-Weltmeisterschaft zum ersten Mal aufhorchen. Sie wurde sogar schon als Nachfolgerin der bisherigen Vorzeigeathletin Anne Haug – die WM-Zweite von 2012 und 2013 landete nach einer Verletzungspause in Abu Dhabi auf Platz 16 – gehandelt.

Knoll allerdings bremst die Euphorie: „Die WTS ist eine andere Nummer“, sagt er. „Es ist ein weiter Weg, in der Eliteklasse zu bestehen.“ Dessen ist sich auch Saller bewusst: „Mein Hauptziel ist erst einmal, ein gutes Rennen zu zeigen.“ Von zusätzlichem Druck nach dem kometenhaften Aufstieg im Vorjahr verspüre sie jedoch nichts. Ebenso wenig beschäftige sie sich mit den Olympischen Spiele im kommenden Jahr in Rio de Janeiro. „Natürlich wäre es ein Traum“, meint die Münchnerin, „aber wenn es nicht klappt, dann kann ich auch noch 2020 zu Olympia.“

Statt Schwimmen, Radfahren, Laufen heißt es für die Studentin in den kommenden Wochen aber wieder Zahlen, Zahlen, Zahlen: Bis Ende März soll die Masterarbeit abgegeben sein, im Juni stehen die abschließenden Prüfungen an. Ihren nächsten Wettkampf bestreitet Saller voraussichtlich am 30./31. Mai in London. Bei ihrem „Heimrennen“ will sie wichtige Punkte für das WTS-Finale in Chicago/USA (19./20. September) sammeln. Dafür rechnet sich die angehende Mathematikerin nämlich schon Chancen aus.