Als
FCA, Kesselfleisch und stilles Wasser

Die US-Importspieler der Ingolstadt Dukes haben sich in Bayern schon bestens eingelebt

03.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:19 Uhr

 

Als Trevor Eggleston und Jordan Barta die US-Fähnchen an der Wand des Restaurants Star Canyon sehen, fühlen sie sich fast wie zu Hause und strahlen übers ganze Gesicht. Der Mit-Sponsor der Ingolstadt Dukes hat die Neuzugänge des Ingolstädter American-Football-Teams zu einem Pressetermin geladen und punktet bei den US-Boys anschließend auch mit einem eigens kreierten Dukes-Burger. Der mundet Eggleston deutlich besser als das Kesselfleisch, das man ihm einige Tage zuvor als bayerische Delikatesse vorgesetzt hat. Schon beim Gedanken daran wird er blass, wobei er aber sonst mit dem bayerischen Essen wenig Probleme hat. „Weißwürste mag ich sehr gern, mein Rekord steht inzwischen bei sieben Stück“, erzählt er ausgesprochen stolz.

Eggleston ist in der bevorstehenden Saison der 3. Liga der Quarterback der Dukes und soll entscheidend dazu beitragen, dass in diesem Jahr der Aufstieg in die 2. Liga realisiert werden kann. Seine Bilanzen, die er aus den Staaten vorweist, sind beeindruckend. Und wer ihm bei den ersten Trainingseinheiten zugesehen hat, der weiß, dass dem in Peutenhausen wohnhaften Chefcoach Eugen Haaf mit Egglestons Verpflichtung ein absoluter Glücksgriff gelungen ist.

Der 22-Jährige wurde an der High School in Tucson/Arizona zweimal zum Quarterback des Jahres gewählt und ging als zweitbester Passgeber der Schule in die Annalen ein. Am Adams State College stellte er ebenfalls mehrere Rekorde auf, weshalb er auch den Spähern der Topklubs in Amerika aufgefallen ist. Im Vorjahr wurde er sogar zum NFL-Draft eingeladen – einer Veranstaltung, bei der die Teams der höchsten Liga Rechte an verfügbaren Amateur- und Jugendspielern, die zuvor in den Teams der Colleges und Universitäten gespielt haben, erwerben.

Nur die allerbesten Spieler aus einem Land, in dem Football ja einen riesigen Stellenwert hat, sind dazu eingeladen. Dass es am Ende dann nicht ganz gereicht hat für einen Profivertrag in der NFL, stimmt Eggleston nicht traurig. So entschloss er sich, das Angebot aus Ingolstadt anzunehmen und, wie er sagt, „andere Teile der Welt zu sehen. Natürlich aber auch, um hier Football zu spielen und Spaß zu haben.“

Den hat er inzwischen auch längst, hat er sich doch schon Vieles angesehen, was ihn interessiert. So war er beispielsweise bei einem Fußball-Bundesligaspiel des FC Augsburg, wo er sich auch prompt ein FCA-Trikot zugelegt hat. „Dieses Match war das Größte, was ich seit Langem gesehen habe“, schwärmt er nach wie vor. Auch München hat er bereits erkundet, Ingolstadt sowieso. Er besorgte sich auch schon Bücher über die Geschichte Ingolstadts und weiß darüber inzwischen schon besser Bescheid als so mancher Einheimische. Überhaupt ist er an der Geschichte sehr interessiert, weshalb er auch schon das KZ in Dachau besucht hat. „Das war schon ein beklemmendes Erlebnis“, schildert er seine Eindrücke.

„Ich möchte aber noch viel mehr Orte in Bayern besuchen“, gibt er sich weiter sehr interessiert. Doch zuerst will er natürlich die Ziele mit den Dukes erreichen. Das ESV-Stadion, wo der Klub seine Heimspiele austrägt, hat er bereits besichtigt und ist begeistert: „Für Football dürfte das eines der besten Stadien in Deutschland sein. Schon allein deshalb müssen wir in die 2. Liga. Und ich bin sicher, dass wir das auch schaffen werden.“

Barta kommt aus Portland/Oregon und ist schon ein Jahr länger in Europa. In der vergangenen Saison spielte er in der ersten finnischen Liga, wo er in das finnische All Star Team gewählt und als wertvollster Spieler ausgezeichnet wurde. Zuvor hatte er an der Universität in Thousand Oaks/Kalifornien etliche Rekorde aufgestellt und dabei dreimal die Meisterschaft mit seinem Team errungen. Als Defense End soll er die Abwehr der Dukes festigen.

Auch er zeigt sich am Leben und an der Geschichte Bayerns sehr interessiert. Kesselfleisch aber will er – nach den Schilderungen seines neuen Teamkollegen – lieber doch nicht probieren. Dafür bemühen sich beide, so schnell wie möglich die deutsche Sprache zu erlernen. Auf die Frage, ob das einfach sei, kommt fast synchron aus ganzem Herzen ein „oh no!“

Barta beherrscht immerhin schon ein paar Worte wie „bitte“, „danke“ oder „auf Wiedersehen“. Aufgeschnappt hat er die Begriffe von einem Zimmerkollegen an der Universität, der deutsch gelernt hat. Und was waren die ersten deutschen Worte, die Eggleston gelernt hat? „Stilles Wasser“, müht er sich ab. Was natürlich die Frage aufwirft, ob er denn nur Wasser trinke, oder ob er auch schon mal das bayerische Bier probiert hat. „Ja klar, das schmeckt schon auch gut, auf jeden Fall besser als in Amerika“, grinst er.

Bleibt noch der Dritte im Bunde von den US-Importspielern: Andrew Blakley, der nebenbei an einer Sprachenschule in Ingolstadt Englisch unterrichtet und deshalb den Pressetermin nicht wahrnehmen konnte. Er ist schon seit 2007 in Deutschland und hat sich in der Szene einen Namen als herausragender Receiver gemacht. Am nächsten Tag, beim Training, schildert er seine Eindrücke: „Wir haben eine tolle Mannschaft. Die Situation ist ähnlich wie in Plattling, wo wir auch in einer unteren Liga angefangen haben und bis in die 1. Liga aufgestiegen sind. Das will ich hier auch erreichen. Und ich bin zuversichtlich, dass wir das auch schaffen.“

Begeistert zeigt er sich vor allem vom neuen Quarterback: „Trevor ist ein fantastischer Quarterback. Jedes Team in Europa wäre glücklich, einen so herausragenden Spieler in seinen Reihen zu haben. Auch in der ersten Liga hat niemand einen so überragenden Quarterback.“ Deshalb setzt sich Blakley, der in seiner College-Zeit an der Truman Universität 310 Catches in einem Jahr verbuchte und dreimal in das All American Team der Division II berufen wurde, auch hohe Ziele: „Viele Leute hier wissen noch gar nicht, dass es ein Footballteam gibt – und das will ich ändern. Wir wollen genauso populär werden wie das Fußball- oder das Eishockeyteam.“

Dem 31-Jährigen gefällt es in Deutschland inzwischen so gut, dass er sich vorstellen kann, auch nach seiner Karriere hier zu bleiben. „Ich liebe Deutschland und ich liebe Ingolstadt“, gibt er ein klares Bekenntnis für seine neue Heimat ab. Eingelebt hat er sich – speziell in Bayern – schon längst. „Inzwischen habe ich auch schon eine Lederhose“, berichtet er nicht ohne Stolz.

Stolz ist auch Trainer Haaf, dem es gelungen ist, das Team so zu verstärken, dass der erhoffte Aufstieg durchaus Realität werden kann: „Nicht nur vom Spielerischen, sondern auch charakterlich sind das die besten Amerikaner, die wir je in Ingolstadt hatten.“ Bei der Einschätzung ihrer Leistung bekommt der Coach komplett glänzende Augen: „Trevor besitz eine ungewöhnliche Spielintelligenz, er liest die Verteidigung und kann sich blitzschnell darauf einstellen. Andrew ist ein absoluter Ausnahmeathlet – extrem schnell und brutal wendig. Mit ihm werden unsere Gegner massive Probleme haben. Und Jordan besitzt eine unglaubliche Schnelligkeit sowie eine überragende Technik. Deshalb habe ich mich für ihn entschieden, auch wenn er für einen Defense End vielleicht ein paar Kilo zu wenig auf den Rippen hat.“ Aber die kann er sich notfalls ja noch anfuttern. Es muss ja nicht unbedingt mit Kesselfleisch sein.