München
FC Ingolstadt muss gegen Nürnberg in die Relegation

04.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:44 Uhr
Tomas Oral −Foto: Jan Woitas/dpa

München - Die Saison geht für den FC Ingolstadt in die Verlängerung. An einem dramatischen letzten Spieltag in der 3. Liga gewannen die Schanzer zwar ihr „Endspiel“ im Derby beim TSV 1860 München nach einem großartigen Kampf völlig verdient mit 2:0 (0:0).

Maximilian Beister und Dennis Eckert-Ayensa erzielten die Treffer für die engagierten Schanzer, die sich regelrecht aufopferten für ihr Ziel. Doch da die Würzburger Kickers im Heimspiel gegen den Halleschen FC in der Nachspielzeit noch einen Elfmeter zum 2:2-Ausgleich verwandelten, landeten die Ingolstädter auf dem Relegationsplatz. Nun müssen sie in zwei Spielen gegen den 1. FC Nürnberg weiter um die Rückkehr in die 2. Bundesliga kämpfen.

Für den finalen Showdown änderte FCI-Trainer Tomas Oral erwartungsgemäß seine rechte Seite. Auf der Außenbahn kehrte Maximilan Beister nach abgelaufener Gelbsperre zurück, dahinter verteidigte Michael Heinloth anstelle des gesperrten Björn Paulsen. Sein Kollege Michael Köllner orientierte sich an den zuletzt gegen Ingolstadt erfolgreichen Abwehrriegeln mit einer defensiven Fünferkette und setzte auf ein Offensivduo mit Prince Osei Owusu und Kapitän Sascha Mölders.

Das Spiel zum Nachlesen.

Fans erleben das emotionale Spiel

Von den Löwen-Stürmern war in der ersten Hälfte jedoch wenig zu sehen. Vielmehr bestimmten die Schanzer vom Anpiff weg das Geschehen und waren in einem intensiven Spiel die weitaus aktivere Mannschaft mit einigen Halbchancen. Eine haarige Szene im Strafraum, als Philipp Steinhart Maximilian Beister leicht berührte, ließ der bundesligaerfahrene Schiedsrichter Markus Schmidt weiterlaufen (14.).

Dann krachte es zweimal im Gebälk: Erst traf Beister, der von Heinloth hervorragend angespielt wurde, freistehend aus elf Metern nur die Latte (25.), ehe auf der Gegenseite nach einer Ecke Aaron Berzel per Kopf ebenfalls am Aluminium scheiterte (27.).

Danach konnten sich die Gastgeber etwas befreien und die Partie ausgeglichener gestalten. Große Torchancen blieben aber aus. So kam Drittliga-Topscorer Mölders nach einer Flanke von Marius Willsch erst kurz vor der Halbzeitpause per Kopf zu seinem ersten Abschluss – drüber.

Die Schanzer hatten da jedoch bereits den ersten Joker ziehen müssen, weil Kapitän Stefan Kutschke mit einer Oberschenkelverletzung vom Platz ging und durch Torjäger Dennis Eckert-Ayensa ersetzt wurde (32.). Offensiv konnte sich der FCI in der Endphase der ersten Halbzeit nicht mehr groß in Szene setzen, was den FCI-Vorstandsvorsitzenden Peter Jackwerth auf der Tribüne zu immer lauteren Kommentaren animierte, ehe er vollends in die Co-Trainerrolle schlüpfte. „Die müssen mehr über außen kommen. Schick‘ denen mal eine sms runter“, forderte er Richtung Trainerbank.

Da der MSV Duisburg zur Halbzeit gegen die SpVgg Unterhaching führte, war klar, dass die Ingolstädter nach der Pause einen Gang zulegen und noch mehr riskieren mussten. Maximilian Thalhammer, der erneut ein gutes Spiel zeigte, prüfte Löwen-Keeper Marco Hiller gleich mit einem Distanzschuss. Und dann war es auch schon passiert: Tobias Schröck spielte einen langen Ball auf Kaya, der einen Stolperer von Felix Weber nutzte, den Ball zurück auf Beister legte, und dieses Mal nahm der Ex-Löwe genauer Maß und erzielte aus 18 Metern das 1:0 (50.). Der siebte Saisontreffer für den 29-Jährigen. Da Kickers Würzburg kurz darauf gegen den Halleschen FC plötzlich 1:2 zurücklag, waren die Schanzer zu diesem Zeitpunkt sogar auf Aufstiegskurs in die 2. Bundesliga.

Doch die Löwen kamen. Mit Mölders, dessen Schuss aus 16 Metern Robin Krauße blocken musste (58.) und dann mit Willsch, dessen Schuss FCI-Keeper Marco Knaller reaktionsschnell wegfaustete (60.). Jetzt löste 1860-Trainer Köllner seiner Fünferkette auf und brachte mit Efkan Bekiroglu und dem Ex-Ingolstädter Stefan Lex frische Offensivkräfte (62.). Und der einstige Bundesliga-Aufstiegsheld der Schanzer machte sofort ernst gegen seinen Ex-Verein und zwang Knaller mit einem 16-Meter-Schuss zu einer Glanztat (67.).

Die Ingolstädter ließen sich jedoch nicht in die eigene Hälfte drängen, sondern wehrten sich und starteten immer wieder gute Angriffe. Eckert-Ayensa erzielte sogar das 2:0, doch nach einigem Zögern und offenbar längerer Funkabsprache mit dem Linienrichter, dessen Fahne unten geblieben war, erkannte der Unparteiische den Treffer wegen Abseits ab (71.). Wenig später scheiterte Kaya knapp an Hiller, der gerade noch per Fußabwehr klären konnte – das wäre die Vorentscheidung gewesen.

Die Partie wurde nun zum offenen Schlagabtausch und dramatischen Fight, in dem beide Teams alle Kraftreserven mobilisierten. Oral versuchte nun den Vorsprung über die Zeit zu bringen und brachte für die entkräfteten Kaya und Beister Filip Bilbija und Jonatan Kotzke ins Spiel (78.). Und wenig später waren die Schanzer sogar in Überzahl, weil Herbert Paul nach einem Foul am fast durchgebrochenen Eckert-Ayensa die Rote Karte sah (80.).

Und dann schlug der Deutsch-Spanier doch noch zu. Thalhammer startete aus dem Mittelfeld ein ganz starkes Solo, sah im Strafraum noch den freistehenden Eckert-Ayensa, und der FCI-Torjäger drückte den überlegten Querpass zum 2:0 über die Linie (82.). Das Tor zur 2. Bundesliga stand nun wieder offen für den FCI – Halle führte immer noch 2:1 in Würzburg. Die Schanzer hofften, doch letztlich vergeblich.

Die Spiele sind am 7.7.  und 11.7. jeweils um 18.15 Uhr. Nürnberg hat im ersten Spiel Heimrecht.

 

Stimmen zum Spiel

Tomas Oral: Wir wollten verhindern, dass München an uns vorbeikommt. Man konnte in der ersten Halbzeit sehen, dass da zwei Mannschaften aufeinandergetroffen sind, die Respekt voreinander hatten. 60 hatte ein anderes System gewählt, sie hatten wahrscheinlich die anderen Spiel ein bisschen analysiert, wo wie Probleme hatten, Tor zu schießen. Nichtsdestotrotz hatten wir in der ersten Halbzeit eine gute Torchance, aber 60 war auch immer mal wieder gefährlich - in Kontersituationen sowieso, in Standardsituationen hatten wie ein-, zweimal Glück. Nach der 1:0-Führung haben wir abgezockt und sehr souverän gespielt. Wir hatten keine Ahnung vom Stand im anderen Spiel. Über den Elfmeter musste ich schmunzeln. Das ist natürlich kein Elfmeter, den man in so einer Situation gibt, gerade wenn so viel auf dem Spiel steht. Aber wir wollen nicht lamentieren. Wir haben unsere Chancen im Spiel genutzt - Riesenkompliment an die Jungs.

Dennis Eckert Ayensa: "Ich finde, wir haben ein sehr gutes Spiel abgeliefert. Wir hatten dann eine kleine Schwächephase in der ersten Halbzeit, aber dennoch waren wir über weite Strecken das bessere Team. Dann hat Maxi dieses wunderschöne Tor zum 1:0 gemacht, was dazu geführt hat, dass 1860 München etwas mehr aufmachen musste, woraus das 2:0 resultierte. Nach dem Spiel gab es dann erstmal viel Wirbel, da wir wussten, dass es 2:1 gegen Würzburg steht. Zu dem Zeitpunkt hatten wir alle die Hoffnung, dass es direkt klappt mit dem Aufstieg in Liga 2. Aber dann kam zum Handelfmeter, den die Kickers verwandeln konnten. Die Enttäuschung war im Anschluss natürlich da, aber dann ging es relativ schnell mit dem Blick nach vorne, immerhin haben wir am 7. und 11. Juli nun die Möglichkeit, aufzusteigen."

Maximilian Beister: "Wir haben uns den dritten Platz redlich verdient, das Spiel verdient gewonnen und damit unsere Hausaufgaben gemacht. Nach dem Ergebnis aus Würzburg haben wir uns auch recht schnell mit dem damit abgefunden. In dieser Saison haben wir sehr hart gearbeitet, viel investiert, um diese Chance, die sich uns jetzt bietet, wahrnehmen zu können. Wir freuen uns jetzt einfach nur auf diese zwei Duelle gegen den Club. Relegation ist einfach so, dass dort die Karten neu gemischt werden. Wir gehen das ganze jetzt mit aller Leidenschaft an und versuchen, unsere Chance zu nutzen. Ich denke, dass das zwei sehr interessante und spannende Spiele werden."

Fatih Kaya: "Ich glaube, dass wir sehr, sehr wach und präsent waren. Und unseren Plan, den wir im Vorfeld hatten, genau so umgesetzt haben, wie ihn uns der Trainer vorgegeben hatte: Nämlich, dass wir gut stehen und mit der Qualität, die wir vorne haben, uns auch durchsetzen werden. Wichtig war, dass wir unsere Aufgabe erledigen, was dann auf den deren Plätzen passiert, das konnten wir natürlich nicht beeinflussen. Unser Ziel war es, die Relegation fest zu machen und deswegen sind wir froh, dass es jetzt so ist, wie es nun ist. Wir haben uns das hart erarbeitet. Jetzt haben wir wieder zwei Spiele, in denen wir mitentscheiden, wie es ausgeht. Deswegen werden wir alles in die Waagschale werfen und versuchen, den Club zu besiegen. Nun gilt es aber erstmal, vollständig zu regenierieren."

Gottfried Sterner