Ingolstadt
FC 04 nimmt Stiftls Vorlage auf

12.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:52 Uhr

Großes Aufräumen auf dem Rathausplatz: Gestern wurde die Ausrüstung für das Public Viewing abmontiert. - Foto: Herbert

Ingolstadt (smr) Für Gastronom Lorenz Stiftl ist die Rechnung beim Public Viewing aufgegangen, er hat schwarze Zahlen geschrieben. "Das hat aber bis zum Viertelfinale gedauert. Es war schon ein sehr großes Risiko." Kein Wunder also, dass Stiftl auf die Idee kam, zur Fußball-Europameisterschaft 2012 mit der Fanmeile in den Audi-Sportpark auszuwandern. "Das Stadion bietet beste Voraussetzungen für ein Public Viewing." Der Stiftl hat bekanntlich den Zuschlag für die Bewirtung im neuen Stadion bekommen.


Beim WM-Spektakel auf dem Rathausplatz kam die Sommerhitze dem Großgastronomen natürlich gerade recht: Insgesamt gingen ungefähr 450 Hektoliter Getränke über den Tresen. "Das entspricht in etwa der Menge vom großen Zelt auf dem Pfingstvolksfest", so Stiftl. Allerdings forderte das Wetter auch seinen Tribut: Beim Spiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Engländer mussten 40 Patienten im Alten Rathaus vom Sanitätsdienst versorgt werden.
 

Stiftls Vorlage, künftig die Fanmeile im Fußballstadion zu eröffnen, wird vom FC Ingolstadt 04 gern aufgenommen. "Eine gute Idee", meint Pressesprecher Oliver Samwald. "Wir wollen den Audi-Sportpark über den Fußball hinaus ohnehin mit anderen Events beleben." Das moderne Bauwerk bietet sich an: Es verfügt über einen Großbildschirm an der Außenfassade und zwei weitere LED-Wände im Inneren, so dass Tausende von Menschen zuschauen könnten. "Es gebe halt auch keine Probleme mit Anwohnern", so Samwald.

Ulrike Schuller aus der Hieronymusgasse ist eine Anwohnerin, die schon vor der großen Fußballschau Bedenken angemeldet hat. Ihre Quintessenz: "Auf dem Rathausplatz hat so eine Veranstaltung nichts verloren. Das Argument einer Belebung der Innenstadt zieht auch nicht so, denn bestimmte Leute werden eher abgeschreckt. Die Kassen der Geschäfte klingeln sicher nicht mehr, sondern weniger." Das bestätigt auch eine Geschäftsfrau aus dem unmittelbaren Umfeld: "Die Bummler sind weggeblieben."

Schon die Art der Musikbeschallung, so Schuller, habe gezeigt: Das Public Viewing sei nur als Party für junge Leute gedacht. "Wir hätten gern auch mal zugeschaut und eine Maß Bier dort getrunken, aber das war keine Veranstaltung für die ganze Familie. So haben wir die Kühltasche gepackt und sind in unseren Schrebergarten abgedampft." Lob spendet Ulrike Schuller allerdings den Veranstaltern: "Die haben sich wirklich bemüht, dass alles klappt und sich auch weitgehend an die Absprachen gehalten. Da war ich positiv überrascht." Als beispielsweise Probleme mit Wildbieslern auftauchten, ließ Stiftl sofort einen Bauzaun als Bollwerk aufstellen.

Stefan Wild, Kreisvorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands, die Meinung, betont, das Public Viewing habe die Innenstadt immens belebt. "Das war ein tolles Happening, und auch bei den Kollegen war eine Menge los. Wir wollen doch Leben und Lifestyle!" Wild hält deshalb nichts von der Idee, die Fanmeile in den Sportpark zu verlegen: "Die Altstadt ist das pochende Herz in der Mitte."

Kulturreferent Gabriel Engert hat sich noch keine Meinung gebildet. "Die Stimmung auf dem Rathausplatz war schön, die Atmosphäre dort ist sehr dicht." Allerdings habe der Platz nur sehr begrenzte Kapazitäten, und der große Andrang schaffe teilweise Probleme. "Ich könnte mir das Public Viewing deshalb auch gut im neuen Stadion vorstellen."

Gestern waren erst einmal Aufräumen und Großreinemachen angesagt. Denn der Rathausplatz muss nach dem Public Viewing wieder genauso aussehen wie vorher. Als Beweis wurden vor Beginn der WM sogar Fotos gemacht. Heute soll das Granitpflaster gereinigt und neu verfugt werden. Auch die Busse fahren ab heute wieder die übliche Tour durch die Nord-Süd-Achse.