Ingolstadt
Ingolstadt lechzt nach Abkühlung

12.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:52 Uhr

Viel trinken ist wichtig: Bauarbeiter wie Raimund Eisenberger (links) brauchen bis zu sechs Liter Flüssigkeit pro Tag.

Ingolstadt (DK) Die Hitze hat die Stadt fest im Griff. Die Sonne brennt vom Himmel, doch neben den schönen Seiten bietet der Hochsommer auch Gefahren. Kleinkinder, Senioren und Arbeiter haben mit den hohen Temperaturen zu kämpfen. Außerdem steigt die Waldbrandgefahr zusehends.

Für die meisten Ingolstädter ist eine Arbeit, wie sie Raimund Eisenberger hat, in diesen Tagen wohl schlichtweg unvorstellbar. Der Bauarbeiter ist mit seinen Kollegen gerade dabei, die Salierstraße zu teeren. Eisenberger steht auf der frisch gefrästen Straße, ein Bagger bringt Schaufelladung um Schaufelladung frischen Asphalt, schwenkt die heiße Fracht über die Köpfe der Arbeiter und kippt das dampfende schwarze Material auf den Boden. Jetzt muss Raimund Eisenberger ganz nah ran. Mit seiner "Teerkrücke" – eine Art überdimensionierter Rechen – muss er das zirka 150 Grad heiße Baumaterial verteilen. "Das ist schon ein übler Job, vor allem weil die Hitze vom Teer so wegstrahlt", erzählt der Bauarbeiter völlig nass geschwitzt. Fünf Paar Sicherheitsschuhe braucht Eisenberger pro Jahr. "Der Gummi schmilzt einem förmlich unter den Füßen weg."
 
Von sieben Uhr in der Früh bis um fünf Uhr nachmittags müssen er und seine Kollegen schuften. "Es ist momentan schon schlimmer als bei kühleren Temperaturen, aber man gewöhnt sich dran." Besondere Tipps hat aber auch ein hitzeerfahrener Mann wie Raimund Eisenberger nicht. Das einzige, was man machen könne, sei ab und zu mal in den Schatten zu gehen, sich kaltes Wasser über den Kopf laufen zu lassen und viel zu trinken. "Aber so ist es halt in unserem Job: Im Winter zu kalt und im Sommer zu heiß", sagt er lachend.

Andere Menschen kommen mit der Hitze nicht so gut klar wie die Bauarbeiter. Vor allem älteren Ingolstädtern setzen die tropischen Temperaturen zu. "Wenn es so heiß ist wie jetzt, bekommen mehr Senioren Herz-Kreislaufprobleme und kollabieren deshalb", bestätigt Joschi Haunsperger, Pressesprecher des Klinikums. "Es ist jetzt aber nicht so, dass es dieses Jahr besonders schlimm wäre", schränkt er ein. Auch Florian Dax, der als Fachberater Rettungsdienst die Einsätze der Krankenwagen in Ingolstadt koordiniert, spricht von einem "ganz normalen" Sommer: "Wir haben zwar schon mehr Einsätze als bei kühleren Temperaturen, aber einen überhitzten ICE oder so hatten wir in Ingolstadt bis jetzt noch nicht."

Schon prekärer ist die Lage in den Wäldern rund um Ingolstadt. "Die Waldbrandgefahr ist enorm hoch", warnt Michael Strixner als zuständiger Bereichsleiter Forsten im Landwirtschaftsamt. "Besucher sollten im Wald auf keinen Fall rauchen und auch keine Glasflaschen wegwerfen. Scherben können wie Brennglas wirken und einen Großbrand auslösen." Bisher haben das offenbar alle beherzigt.