Eichstätt
Faustdick hinter den Ohren

Die "Stianghausratschn" gibt ein gelungenes Gastspiel im "Gutmann"

04.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:14 Uhr

Roswitha Spielberger bot am Sonntag einen gelungenen Kabarettabend im "Gutmann". - Foto: Buckl

Eichstätt (wbu) Da sage nochmal jemand, ein nicht gefüllter Saal und ein kleines Publikum seien Garanten für einen öden Abend. Von wegen! Zwar waren am Sonntag nur etwa 35 Besucher zum Solo-Gastspiel der "Stianghausratschn" in die Kleinkunst-Bühne "Zum Gutmann" gekommen, und dann gestand die Künstlerin anfangs auch noch ein, eigentlich sei sie viel zu müde für ihren Auftritt und habe zuvor auch zu viel gegessen: Doch dann wurde die Kabarettistin nicht ohne sieben Zugaben von der Bühne gelassen! Zu erleben gab es an diesem Abend unter dem Titel "so is hoid" bayerisches Musikkabarett mit Herzenswärme.

Die "Stianghausratschn", die bürgerlich Roswitha Spielberger heißt, scheint auf den ersten Blick auf der Bühne ihr Phlegma zu pflegen, hat es aber faustdick hinter den Ohren: Sie überzeugt mit einfachen Paarreim-Versen, die an ihren Münchner Landsmann Eugen Roth erinnern, mit eingängigen Melodien - und nicht zuletzt mit einer wunderschönen Singstimme, wenn sie auf Bayerisch ihre Sicht der Welt zum Besten gibt. Programmatisch kommt schon die erste Nummer daher, ein Bayerisch-Kurs für Anfänger ("Mia is der Schnabl boarisch gwachsn"), in dessen Verlauf sich "Ratschn" auf "hatschn" und "schnackseln" auf "Kraxeln" reimt. Wenn der Rosi was nicht passt oder ihr Eigenarten an ihren Mitmenschen auffallen - dann schreibt sie "a Liadl drüber", so das Leitmotiv des Abends, mit dem sie jede Darbietung an der Gitarre einleitet: Da bekommen sowohl die erwachsenen Söhne, von denen einer eine Freundin bräuchte, aber immer nur mit "Siri" telefoniert, wie der schnarchende Ehemann und die restliche "bucklade Verwandtschaft" ihr Fett weg - und werden doch gleichzeitig mit Humor und Herzenswärme porträtiert.

Auch steigt die "Stianghausratschn\" von der Bühne, um einem jungen Paar eine Hommage der Sympathie darzubringen, wobei er liebevoll als "Bierdimpfe und Streithamme, ächter Gloiffe und gscheada Ramme" etikettiert wird, während sie als "Bissgurkn und ächte Schixn, grupfte Hehna, schiache Bixn" firmiert. Es reimen sich auch noch "bläde Wachtl und oide Schachtl" oder "Hosenscheißer und Wadlbeißer" in dem Lied "Narrisch gern", das man jetzt übrigens auch auf der ganz neuen CD "ollawei" nachhören kann. Klar, dass die Künstlerin dem verbal malträtierten Paar anschließend schmeichelt: "Eigentlich seids ihr vui zu schee fia des Liadl!"

Ihre Themen findet die Stianghausratschn im Alltag, wo man gern mal ins "Fettnapferl" tritt, wenn man eine ältliche Mutter in der Straßenbahn für die "Oma mit am kloana Bua" hält oder die adipös veranlagte Freundin Angelika für schwanger ("I bin ned schwanga, bläde Kuah / des ist hoid jetzt moi mei Figur ...").

Es geht um die Odyssee einer hässlichen rosa Vase, die es loszuwerden gilt und die daher immer weiter verschenkt wird, aber erst als wertvolles Meißner Einzelstück erkannt wird, als sie vor Zorn schon zerdeppert wurde. Es geht um Besuche am Flohmarkt, wo man altes Graffl abladen will, aber mit der doppelten Menge wieder heimkommt, um den Baumarkt, wo der Ehemann in Shopping-Rausch gerät, ums Abnehmen, die Faltenzählerei vor dem Spiegel oder um den Traummann ("Vom Klitschko die Figur, vom Jogi die Frisur ...").

Ab und zu greift Roswitha Spielberger zu zwei Puppen, um Dialoge zwischen "Frau Gscheid und Frau Haferl", die auf einen Leichenschmaus bei der Beerdigung des Nachbarn geiern, oder "Herrn Wohl und Herrn Stand" darzustellen, die auf hohem Niveau jammern.

Besinnliche Momente und Lebensberatung hält der Abend auch parat: Soll man wirklich über Leichen gehen und sich mit Scheinheiligkeit die anderen gewogen machen - oder nicht lieber ehrlich bleiben? Im Lied vom Neid, "an Deife sei Bruada", wird das Publikum zum Mitsingen des Refrains motiviert. Kein Wunder, dass sich noch am selben Abend ein Eintrag von "Gisela und Hans" im digitalen Gästebuch der "Ratschn" fand: "Servus Rosi, schee is gwen heit beim Gutmann z'Eichstätt!"