Wolnzach
"Fastfood für die Pflanze"

Agraringenieurin Braun erklärt, warum nachhaltiger Hopfenanbau auf lange Sicht wirtschaftlicher ist

21.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Bepflanzungen zwischen den Hopfenreihen helfen dem Boden, sagt Agraringenieurin Michaela Braun. ‹ŒArch - foto: Rebl

Wolnzach (WZ) Kaum etwas wird sich so auf künftige Generationen auswirken, wie der Umgang mit dem Boden: Er speichert das Grundwasser, er ernährt die Pflanzen und beeinflusst das gesamte Ökosystem. In unserer Serie "Lebensraum Boden" wollen wir ihn von allen Seiten beleuchten - von den Bodenpreisen bis hin zu der Frage, wie viel Leben eigentlich in einem Quadratmeter Erde steckt.

Im ersten Teil unserer Serie dreht sich alles um Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Denn gestern startete der Lehrgang "Boden-Praktiker Hopfen" von Hopfenring, HVG und Bioland, an dem auch Hopfenpflanzer aus Wolnzach teilnehmen. Die Koordinatorin, Agraringenieurin Michaela Braun, erklärt uns im Interview, wie eine nachhaltige Bewirtschaftung der Böden die Zukunft der nächsten Bauerngenerationen sichern kann.

 

Frau Braun, was macht eigentlich einen guten Boden aus?

Michaela Braun: Es geht darum, den Boden so zu bewirtschaften, dass er so lange wie möglich hochwertig ist. Und das ist er, wenn er einen möglichst hohen Humusanteil hat.

 

Was ist Humus?

Braun: Der Humus gehört zur organischen Substanz des Bodens. In ihm findet der Auf- und Abbauprozess statt, so werden dort Blätter verarbeitet, Enzyme erledigen ihre Arbeit, Bakterien und Pilze sind aktiv. Bei schlechten Ackerböden beträgt der Humus nur 1 bis 1,5 Prozent des Bodens, der Rest sind zum Beispiel Ton, Sand, Luft und Wasser. Bei einem guten Boden ist es doppelt so viel.

 

Wie wirkt sich ein solcher Humus auf die Landwirtschaft aus?

Braun: Für die Bauern der konventionellen Landwirtschaft spielt das auf kurze Sicht weniger eine Rolle, weil sie ihre Pflanzen mit Mineralstoffen versorgen, so dass sie diese nicht unbedingt aus dem Boden ziehen müssen.

 

Wo ist dann das Problem?

Braun: Das funktioniert eher nur auf die kurze Sicht. Diese Methode ist sozusagen Fastfood für die Pflanze. Abwechslungsreicher ist die Nahrung für die Pflanze, wenn sie viele verschiedene Vitamine und Enzyme aus dem Boden ziehen kann. Der Humus hält zudem mehr Wasser im Boden, so dass die Pflanzen auch gut eine Trockenphase überstehen.

 

Wirkt sich das am Ende auf den Geschmack des Bieres aus?

Braun: Nein, das eher nicht. Aber bei Tomaten zum Beispiel merkt man, ob sie aus einem Boden mit viel Humus gezogen wurden. Bei den Hopfenpflanzern wirkt sich die Nachhaltigkeit langfristig positiv aus, also zum Beispiel, wenn die nächste Generation den Betrieb übernimmt. Sie profitiert dann enorm. Denn ein schlechter Boden mit wenig Humus kann nach 20 bis 30 Jahren Probleme bereiten, sogar der Ernteertrag kann sinken, wenn etwa bestimmte Pilze sich breitmachen. Dann kann der Boden schon mal streiken.

 

Was können Landwirte tun, um nachhaltiger zu werden?

Braun: Das ist eine ganz andere Arbeitsweise. Der Fokus liegt dann nicht mehr darauf, im Moment höhere Erträge einzufahren. Statt immer auf Einflüsse zu reagieren, planen sie langfristig, machen Bodenproben, um herauszufinden, was sie verbessern können. Es geht darum, die Pflanzen in die Lage zu versetzen, selbst reagieren zu können.

 

Was können die Landwirte beispielsweise tun?

Braun: Sie können etwa zwischen den Hopfenreihen das ganze Jahr über etwas wachsen lassen, das tut dem Boden gut. Weil der Hopfen viel Schatten wirft, ist es nicht ganz einfach. aber es gibt Sorten, die dafür geeignet sind. Blühende Pflanzen ziehen zudem wichtige Insekten an, so tut der Hopfenpflanzer auch noch etwas für das Ökosystem. Wichtig ist es auch, zu wissen, wann man den Boden lieber nicht befahren sollte, weil man dann vielleicht zu viel zerstören würde. Wer darauf achtet, hat am Ende einen Boden, den er ohne Bedenken an die nächste Generation weitergeben kann."

 

Das Gespräch führte

Desirée Brenner.