Breitenbrunn
Fastenpredigerin vertritt Christophorus

Ordensfrau Daniela sorgt beim Starkbierfest in Kemnathen für Lacher

24.04.2022 | Stand 23.09.2023, 0:52 Uhr
Die Festdamen der KRK hatten die Feier organisiert. Sie versorgten die Besucher auch mit deftigen Brotzeiten. −Foto: Sturm

Kemnathen - Egal ob würziger Doppelbock, süffiges Helles oder prickelndes Weißbier, das flüssige Brot schmeckte vorzüglich.

Karl Hotter aus Langenthonhausen sorgte mit seiner Ziehharmonika für Stimmung im Hexenhäusl, beim Schinkenschätzen galt es zu erraten, dass ein Stück Geräuchertes genau 1087 Gramm schwer ist, und Schwester Daniela verkündete den Zuhörern ihre Weisheiten in Vertretung von Bruder Christophorus. Das Starkbierfest im Breitenbrunner Dorf Kemnathen wurde wieder einmal seinem Ruf als Kult-Veranstaltung gerecht.

Es hat schon seinen besonderen Grund, dass Starkbier brauen und Starkbierfeste eine Art bayerisches Kulturgut sind. Weil Flüssiges das Fasten nicht bricht, entwickelten Paulaner-Mönche schon im Jahr 1629 ein kräftiges Doppelbockbier, das sie während der Tage der Fastenzeit ohne Essen stärken sollte. Die Idee und vor allem das würzige Bier fanden schnell Anklang bei der Bevölkerung, sodass sich die Tradition bis heute gehalten hat. Der entsprechend wurde kürzlich, nach einer im wahrsten Sinne des Wortes zweijährigen Durststrecke, das Vereinshäusl in Kemnathen wieder einmal in eine Bierhalle mit Doppelbock-Ausschank umfunktioniert.

"Da muss man einfach dabei gewesen sein", dachten sich viele durstige und hungrige Seelen. Sie folgten gerne der Einladung der Festdamen der Krieger- und Reservistenkameradschaft (KRK) Kemnathen-Rasch. Die hübschen Damen in ihren bunten Dirndln - insgesamt sind es derzeit noch 21 - hatten das Fest als Veranstalter organisiert. Sie versorgten die Besucher außerdem noch mit Brotzeiten. Schinkenbrote, Schinken, Rettich oder ein herzhafter Käse schmeckten besonders gut zum Bier. Und für den, der nicht so auf Alkoholisches steht, stand ebenso eine große Auswahl an schmackhaften Getränken parat. Mal ein bisschen die tagtäglich von weniger schönen Nachrichten bewegte Welt beiseite legen und ein wenig in den Hintergrund drängen, lautete die Devise.

Frauen im Dirndl, Burschen in der Lederhose, bayerische Lebensfreude, gepaart mit Tradition und Gaudi. Das Starkbierfest war schon eine sehr unterhaltsame Angelegenheit. Der Hotter Karl brachte Stimmung in die Bude mit altbewährten Gassenhauern wie der Fischerin vom Bodensee. Da wurde lauthals mitgesungen.

Und wäre da nicht die brave Ordensfrau Daniela gewesen, man hätte Corona fast ganz, anstatt nur für ein paar gesellige Stunden lang, vergessen können. Daniela war nämlich, wie sie unter großer Erheiterung ihrer Zuhörerschaft verkündete, in Vertretung von Pater Christophorus hier, weil der spontan Besuch von Bruder Coronarus bekommen habe. Auf eines musste die Ordensfrau aber dann schon von Amtswegen hinweisen: "Es gibt auch eine heilige Corona, auch Stephana genannt. Die ist der Überlieferung nach eine frühchristliche Märtyrerin und nach katholischer Betrachtung die Patronin des Geldes, der Metzger und der Schatzgräber. " Ein besonderes Lob gab es für die Festdamen des Kriegervereins: "Die geben von ihrer ganzen Statur schon mehr her, als die Reservisten. "

Schwester Daniela nahm sich viel Zeit, sich über den einen oder anderen Zeitgenossen lustig zu machen, die anwesende "Promillenz" zu veräppeln oder von den "Heldendaten" der Politiker zu berichten. "Wer glaubt, dass ein Volksvertreter das Volk vertritt, der glaubt auch, dass ein Zitronenfalter Zitronen faltet", lautete ihr vernichtendes Urteil.

Und dazwischen galt es immer wieder einmal anzustoßen und Prost zu trinken, denn: "Zum einen haben wir ja einige Feste aufzuholen und zum anderen brauchen unsere Festdamen das Geld für ihre Ausgaben, die sie schon hatten. Das ist quasi Saufen für einen guten Zweck. "

Apropos Festdamen: Die würden sich sicher sehr darüber freuen, wenn die seit dem Jahr 2020 schon mehrfach verschobene 100-Jahr-Feier wie geplant in der Zeit vom 1. bis 3. Juli nachgeholt werden könnte. Beim Starkbierfest konnte der Vereinsvorsitzende Anton Auer noch keine endgültige Aussage dazu treffen: "Unsere Planungen laufen in diese Richtung, es gibt aber nach wie vor viele Unbekannte. "

DK


Werner Sturm