Faschingskostüm war der Auftakt

22.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:11 Uhr
Die Schanzer Kosaken im Klenzepark: Die roten Kittel aus den Anfängen vor 40 Jahren sind längst passe. Heute präsentieren sich die Mitglieder des bekannten und beliebten Chors ganz in Schwarz. −Foto: Archiv

Ingolstadt (DK) Es begann im Fasching: "Da sind wir im Freundeskreis mal alle als Kosaken gelaufen, mit rotem Kasak, fürchterlichen Pelzkappen und Bundeswehrstiefeln", erzählt Josef Bauch. Und weil die jungen Männer auch singen konnten, war die Idee geboren, einen Kosakenchor zu gründen.

Das ist jetzt genau 40 Jahre her. Damals erfreuten sich der Don Kosaken Chor und Ivan Rebroff in Deutschland großer Beliebtheit. Aus dem Faschingsscherz wurde jedoch ernst für die jungen Männer aus Ingolstadt und Umgebung, die sich von der Christlichen Arbeiterjugend (CAJ) kannten und angefreundet hatten. Sie gründeten die Schanzer Donau Kosaken – eine beabsichtigte Namensähnlichkeit, die jugendlicher Unbedarftheit entsprang. "Zehn Jahre später, nach Eingestehen unserer Jugendsünde, haben wir uns dann umbenannt in Schanzer Kosaken", erzählt Chorleiter Josef Bauch, ein Mann der ersten Stunde.

Der Chorgründer erinnert sich noch gut an den ersten Auftritt bei einem Jugendtreffen in Eichstätt mit 400 Teilnehmern aus der CAJ. "Damals hatten wir noch nicht genug rote Kittel, so dass wir zwei Sänger einfach in die Vorhangfalte reingestellt haben. Nach unserem Auftritt gab es einen Riesenapplaus, und das hat uns natürlich beflügelt, unsere Idee auszubauen und professionell aufzuziehen. Wir wähnten uns so gut, dass wir sogar eine Schallplatte aufgenommen haben."

Erst waren es nur zwölf Sänger, dann 20 und später 28. Josef Bauch, der zwar ein musisches Internat besucht hatte, als Dirigent jedoch Autodidakt war, besorgte sich Schallplatten und schrieb die Noten der Melodien ab. Zunächst sangen die Schanzer Kosaken russische Lieder mit deutschen Texten. Doch diese Zeiten sind längst vorbei: "Wir haben die Linie gewechselt und sind ernster geworden. Damals kamen die ostliturgischen Gesänge dazu, die heute unser Hauptpart sind. Diese Musik ist ein unerschöpflicher Reichtum."

Sichtlich bewegt beschreibt Bauch seine Leidenschaft: "Ich fühle diese Musik bis ins Tiefste. Da sind feinste Nuancen, die muss man auskosten, und dann kommt es auch echt rüber und begeistert die Leute. Viele Menschen weinen bei unseren Konzerten." Auf alle Fälle haben die Schanzer Kosaken eine große und treue Fangemeinde und sind auch über die Grenzen Ingolstadts und Deutschlands bekannt.

So bestanden über Jahre hinweg Kontakte zu den Don Kosaken, so dass die Ingolstädter zwei Mal nach Moskau eingeladen wurden. "Unser Konzert mit dem akademischen Moskauer Rundfunk- und Fernsehchor im Säulensaal des Kreml wird noch heute einmal im Jahr im russischen Fernsehen gezeigt, bis nach Sibirien", so Bauch. Bei einem Gegenbesuch konzertierten die beiden Chöre dann im Stadttheater Ingolstadt. Besonders beeindruckend war auch ein Auftritt der Schanzer im Rahmen der Savoyer Sommerkonzerte vor 4000 Menschen. Sogar mit Ivan Rebroff standen die Sänger vor vier Jahren auf der Bühne. "Der Mann ist ein Phänomen", so Bauch. "Wir schmücken uns natürlich gern mit bekannten Interpreten und lernen von professionellen Künstlern."

Das Repertoire umfasst mittlerweile ein vierstündiges Programm, das der Chor auswendig und ohne Notenmappen singt. "Tausendfach geübt", sagt der Dirigent. "Deshalb stellt sich Nachwuchs bei uns auch nicht ein: Es ist einfach zu schwierig und ohne Kenntnis der russischen Sprache und kyrillischen Schrift nicht machbar." Doch im fehlenden Nachwuchs sehen die Schanzer Kosaken kein Problem, denn der Stamm der Sänger ist nicht nur seit 40 Jahren dabei, sondern möchte auch noch möglichst lange weitersingen.

Seit 40 Jahren übrigens treten die Schanzer Kosaken am zweiten Weihnachtsfeiertag im Pflegeheim an der Sebastianstraße auf, und an dieser Tradition wird auch im Jubiläumsjahr festgehalten.