Pfaffenhofen
Farbenprächtige Botschaft

Altes Wegekreuz bei der Frechmühle erstrahlt nach aufwendiger Restaurierung in neuem Glanz

05.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:59 Uhr

In den typisch marianischen Farben - Weiß, Blau, Rot und Grün - leuchtet das alte Wegekreuz nach seiner Restaurierung bei der Frechmühle. - Foto: Kretzmann

Pfaffenhofen (PK) Das über 100 Jahre alte Wegekreuz an der Frechmühle von Familie Jochner ist kurz vor dem Verfall gestanden. Jetzt wurde es von Franz Jochner und dem Kirchenmaler Bernd Holderried aufwendig restauriert und erstrahlt nun in neuem Glanz.

Schon im Jahre 1141 wird die Frechmühle in einer Freisinger Urkunde erwähnt. Im Jahr 1360 brannte sie nieder. Bis ins 16. Jahrhundert hinein nannte man sie "Ödmühle". Offenbar war sie längere Zeit unbewohnt, lag leer und "öde" in den "Mooswiesen" zwischen Förnbach und Affalterbach. Der Ödmüller hatte an die Herren von Schenkenau Geld und Naturalien abzuliefern. 1565 wird er als Untertan des Freisinger Domkapitels erwähnt. Zehn Jahre später kam der Müller Caspar Frech von der Speckmühle - später auch Frechmühle genannt - bei Steinkirchen.

Die "Ödmühle" wurde nun zur "Frechmühle". Einst gehörten ihr riesige Ländereien zwischen Heißmanning, Haimpertshofen, Affalterbach, Uttenhofen und Förnbach. Vermutlich residiert die Familie Jochner schon seit über 200 Jahren auf der Mühle. Nach dem letzten Krieg war sie verpachtet, in den 50er Jahren wurde ihr Betrieb eingestellt. Um 1880 hat der Großvater des jetzigen Besitzers Franz Jochner am Beginn des Graswegtals - dort wo die alte Straße zwischen Förnbach und Uttenhofen nach Seugen abzweigt - ein Kreuz errichten lassen. Vor etwa 30 Jahren wurde es bei einem Unfall beschädigt. Die Eigentümer ließen es daraufhin restaurieren. Nun drohte es aber wieder zu verfallen. Ganz morsch und rostig war es schon geworden.

Der bekannte Pfaffenhofener Kirchenmaler Bernd Holderried und seine Frau gingen immer mit ihrem Hund an dem Kreuz vorbei. "Mit deinem Kreuz kannst du keinen Staat mehr machen" sagte Bernd Holderried zu Franz Jochner, den er gut kennt. Dieser fragte: "Was kostet es, wenn ich es von dir richten lasse" "Nichts", entgegnete Bernd Holderried, "wir gehen ja auch immer auf deinem Grund spazieren und da gehört das Kreuz auch hin."

So wurde es an die Christbaumplantage links der viel befahrenen Straße, die von Pfaffenhofen nach Geisenfeld führt, versetzt. Jochner kaufte die Farbe und reinigte den original erhaltenen, ungewöhnlich massiven Stamm mit einer Stahlbürste. "Zu einem kräftigen Stamm gehören kräftige Farben. So entsteht Harmonie und den Vorübergehenden gefällt das Kreuz, ohne dass sie den genauen Grund dafür kennen", meint Holderried. Jeder, der vor diesem Kreuz steht, wird wohl ahnen, wie viel Herzblut in die Renovierung des Kreuzes gelegt wurde.

Das markante und so schön geschwungene Dach - oben rot und unten blau - leuchtet von weit entgegen und lockt so zur näheren Betrachtung des gelungenen Werkes. Es wird von einem vergoldeten kleinen Kreuz bekrönt. Aus seinen Stamm sprießen muschelförmige Ornamente. Darunter sind auf weißen Grund große schwarze Lettern gesetzt. Sie ergeben die Inschrift "INRI" (Jesus Nazarenus Rex Iudaeorum - Jesus von Nazareth, König der Juden). Das Haupt des Heilands schmückt eine grüne Krone. Die daraus ragenden Dornen gleichen scharfen spitzen Nägeln. Christus trägt langes wallendes Haar und einen Bart. Der Kopf ist leicht nach oben gerichtet, die Augen sind weit geöffnet. Über die Stirn und den Hals fließt Blut. Blut fließt auch aus der Seite, aus den weit ausgestreckten Armen und den Füßen, die nicht, wie so oft, übereinandergelegt sind.

Man spricht von einem "Viernagelkreuz", das bis ins hohe Mittelalter die typische Kreuzform war. Die Lenden und die untere Rückenpartie verhüllen vergoldete Tücher. Die Knie sind leicht eingeknickt. Die Leiden Jesu sind hier nicht dramatisch überzeichnet. Christus bleibt selbst in der Stunde des Todes Majestät und Gottessohn. Auch Maria, die unter Jesus steht, behält im Schmerz ihre Würde. Sie blickt demütig zu Boden. Die ineinander gelegten Hände bilden eine Schale. Kopf- und Halstuch sind weiß. Breite Streifen fallen auf die Brust. Der oben blaue, unten grüne Umhang endet in einem goldenen Saum. Er gibt den Blick frei auf das rote Kleid, das wieder von vergoldeten Streifen durchsetzt ist.

Die Farben sind nicht zufällig gewählt. Weiß, Blau, Rot und Grün - das sind typische marianische Farben. Weiß steht für Reinheit und Unschuld, Blau für Himmel und Treue, Rot für die Liebe, Grün für die Hoffnung. So senden die kräftigen Farben des Kreuzes Botschaften aus, die der theologisch Versierte zu entschlüsseln weiß. Aber auch die übrigen Betrachter werden sich von dem Kreuz angezogen fühlen, spürt man doch deutlich die Handschrift des Meisters. Es stimmt: Dieses Kreuz fasziniert und dennoch vermag man nicht genau zu sagen, warum es ganz besonders gefällt.