Ingolstadt (DK) Bunte Farben und starke Formen - das ist der erste Eindruck der aktuellen Ausstellung "ingeniös-erfinderisch" in der Harderbastei. Kräftige Farben, flächig aufgetragen und meist schwarz konturiert, lassen Ilse Feiners Werke großformatiger erscheinen, als sie tatsächlich sind.
Wie zierlich behaupten sich dagegen die filigranen Metall-Skulpturen von Wolfgang Weinmann, die wie zufällig im Raum verteilt stehen, nie mittendrin, stets in schützender Nähe zur Wand.
Die kleine Rakete in Gelb-Blau zieht Kinder unweigerlich an, erinnert in ihrer Farbgebung und gefälligen Form direkt an Spielzeug. Abweisend wirken dagegen "Die Besucher", die sich ganz hinten im Hauptraum befinden, neben dem Durchgang in den Nebenraum, als schickten sie sich gerade an, ihn zu okkupieren. Schrauben, Nägel, Zange, Scharniere, Unterlegscheiben und Muttern hat der vor zwei Jahren gestorbene Objektkünstler zu bizarren Gestalten zusammengeschweißt, die ihren ganz eigenen futuristisch-roboterhaften Charme entfalten. Im Nebenraum zeigt Feiner die Reihe "Ellipsoid". Große und kleine Ellipsen greifen ineinander, überlagern sich, spielen miteinander. "Ellipsoid 10" weist größere Formen auf, "Ellipsoid 20" kleinere, feinere, stärker ineinander verwobene Ovale. Was die beiden eint, ist die Farbgebung, ein kräftiges, dominierendes Blau, kombiniert mit Schwarz, Weiß und Grautönen. Farben - wie sie sonst in der ganzen Ausstellung nicht noch einmal zu finden sind. Bei den Landschaften setzt sie nämlich besonders gern auf Lila, Pink und Violett, kombiniert mit Grüntönen oder Orange-Gelbtönen.
"Die Ellipsenbilder sind eine Vorserie zu der Baumserie", verrät Feiner. Auf den ersten Blick wirken viele der Landschaftsbilder abstrakt, was wohl an den flächig aufgetragenen Farben liegt. Gleichwohl sind durchaus gegenständliche (Baum)Landschaften zu identifizieren, wenn auch keine mit realem Vorbild. Ihr geht es nicht darum, einen bestimmten Ort abzubilden, vielmehr stellt die gebürtige Oberpfälzerin stilisierte oder idealisierte Alpenlandschaften, das Frankenland oder Streuobstwiesen vor. Die gibt es gleich mehrfach, teils als kompliziert aufgebaute Mosaike. Ein reales Vorbild haben nur zwei ihrer Exponate. "Pink Moon" und "Am Donauufer" - zwei Werke, ein Motiv: Feiner hat das Ingolstädter Schloss einmal in der Tagansicht, ein zweites Mal bei Nacht mit rosa Mond und ausnahmsweise weißen Kontrastlinien dargestellt. "Das ist eine Hommage an Ingolstadt, damit die Besucher etwas finden, das sie kennen", sagt die Künstlerin.
"Ingeniös-erfinderisch" ist ein Wortspiel, das zwei ähnliche Wörter miteinander kombiniert. Wobei ingeniös noch ein Tick mehr als nur erfinderisch meint. Weinmann war Maschinenbautechniker und dieser Genius tritt in seinen Werken deutlich zum Vorschein, und das nicht nur in den Metallobjekten, die teilweise mit buntem Plexiglas verziert sind. Weinmanns Bilder wirken ebenfalls technisch oder zumindest archaisch in ihren geometrischen, oft gezackten Formen, die an Zahnräder denken lassen. Seine Lack-auf-Leinwand-Werke sind sofort von Feiners zu unterscheiden, auch wenn sie nebeneinander hängen. Ein deutliches Kontrastprogramm bieten die malerischen Aquarelle "Gehöft mit Obstgarten" oder "Herbstliche Streuobstbäume", die wiederum wunderbar mit den gegenüber hängenden Streuobstwiesen der Künstlerkollegin korrespondieren. Dann sind da noch Mischtechniken wie die "Münchner Freiheit", ein buntes Völkergemisch aus weiblichen und männlichen Personen einschließlich Roboter und Affe mit Aktentasche.
Eine interessante Ausstellung, die nicht nur mit einzelnen Exponaten, sondern auch in ihrer so farbenprächtigen Gesamtheit beeindruckt.
Harderbastei Ingolstadt, bis 6. März, Do bis So, 11 bis 18 Uhr. Am letzten Tag wird Ilse Feiner von 14 Uhr bis 18 Uhr persönlich anwesend sein.
