"Wie ein wilder Stier"

Prozess in Nürnberg: Angeklagter fuhr absichtlich in Menschengruppe

26.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:09 Uhr


Nürnberg (DK) Aus Rache soll der 43-jährige Angeklagte Adem Z. mit seinem Auto gezielt in eine Personengruppe gefahren sein, die an einem Aprilsonntag vor einem Imbiss in Nürnberg im Freien saß. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten versuchten Mord vor. Drei Menschen habe er mit seiner Aktion heimtückisch töten wollen. Die Geschädigten erlitten teilweise schwere Knochenbrüche. Unbeteiligte Besucher des Balkan-Grills konnten sich nur durch einen beherzten Sprung zur Seite retten. Auch ein Ehepaar mit Kind konnte sich so vor dem heranrasenden Wagen in Sicherheit bringen.

Der Angeklagte bat vor Gericht um Entschuldigung - er sieht die Geschichte jedoch ganz anders: Auf keinen Fall wollte er die drei Imbiss-Gäste umbringen. Lediglich einen Mann aus der Gruppe habe er auf dem Kieker gehabt. Wie ein wilder Stier habe er "rot" gesehen und sei mit dem Wagen auf den Mann zugerast. Das Hauptopfer erlitt zahlreiche Brüche an den Beinen. Achtmal musste er nach der Auto-Attacke operiert werden. "Ich wollte ihm nur einen Denkzettel geben, weil er mich seit 2013 provoziert", verteidigt sich der Angeklagte. Mit "ihm" belastete der Angeklagte einen Mann aus dem Kosovo. Der sei Teil einer "großen Familie und großen Bande", die in Nürnberg "total aggressiv" ihr Unwesen treibe. Wodurch genau er sich provoziert gefühlt habe, wollte Richterin Barbara Richter-Zeininger von den Angeklagten wissen.

Der Angeklagte habe seinem Kumpel, einem Disco-Türsteher aus Fürth, helfen wollen. Der sei von der besagten Familienbande brutal verprügelt worden. Überhaupt scheint es in diesen Kreisen, die alle irgendwie miteinander verwandt zu sein scheinen, schlimm zuzugehen: Der eine habe den anderen "kaltmachen", der andere den nächsten "in die Fresse" hauen wollen. Der Angeklagte behauptet, als Einziger die Ruhe bewahrt zu haben. Polizei und Staatsanwaltschaft hätten gegen den Clan nichts unternommen. Deshalb habe er sich für die Selbstjustiz entschieden.

Warum er nach dem "Unfall" den Rückwärtsgang eingelegt und davongefahren sei, will die Richterin wissen. "Die wollten mich abknallen, mir blieb nichts anderes übrig, als abzuhauen", erzählt der Angeklagte. Nach der Auto-Attacke sei es ihm aber "richtig schlecht" gegangen. Bis zum 17. März hat das Schwurgericht nun Zeit, die genauen Tathintergründe zu klären. Dem Angeklagten droht eine lange Haftstrafe.