Eichstätt
Farbenfroh oder doch einfarbig?

Diskussionen um erneute Verschönerungsaktion des BDKJ im Wiesengässchen

10.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:17 Uhr

Er hat die Schönheit der Steinfiguren erkannt: Umso mehr stören Christof Cebulla die „Schmierereien“ im Wiesengässchen (links), die mittlerweile schon fast bis an die renovierte Wand zwischen den Pavillons am Hofgarten reichen, wie hinter Cebulla zu sehen ist (rechts) - Fotos: ct

Eichstätt (EK) Hallenden Schrittes geht der Eichstätter Buchhändler Christof Cebulla durch das Wiesengässchen. Oft läuft er durch die enge, von hohen Mauern gesäumte Gasse in Richtung Altmühl. Den Hobbyfotografen führt sein Weg nämlich zu einem seiner liebsten Plätze in Eichstätt: einem in Stein gehauenen Zyklus der Schöpfungsgeschichte. „Viele wissen gar nicht, dass es so etwas in Eichstätt überhaupt gibt“, meint Cebulla. Gerade bei schönem Wetter hat er oft seine Kamera dabei. Schöne Bilder der Steinfiguren wollen ihm aber nicht so recht gelingen. Der Grund: Im Hintergrund sehe man immer die Graffitis an den Wänden rund um die Wiesengasse, sagt er.

Seit einiger Zeit schon stören Cebulla die Malereien an den Wänden. Als er nun durch unsere Zeitung erfuhr, dass der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) zu einer Verschönerungsaktion aufgerufen hat, bei der wieder an den Mauern gesprüht werden soll, packte ihn das blanke Grausen: „Dadurch wird doch nichts besser“, sagt er. Das Wiesengässchen habe sich von der ersten Aktion dieser Art nie erholt. Man solle lieber gemeinsam mit den Eichstätterinnen und Eichstättern die Gasse von den teils furchtbaren Malereien befreien – etwa von den schon längst nicht mehr zu erkennenden Nonnen, die Cebulla gerne als Negativbeispiel für misslungene Mühen anführt.

Zu seinen größten Ängsten gehört aber, dass sich die „Schmierereien“ noch weiter ausdehnen könnten: „Irgendwann springt das Ganze noch auf die Mauer zwischen den Pavillons am Hofgarten über – und die ist gerade neu renoviert worden“, sagt er sichtlich erschrocken, während er durch die Steinfiguren am Hofgarten wandelt. Zudem sinke die Hemmschwelle zusehends, so Cebulla weiter.

Der Buchhändler ist sich seiner Sache sicher – die Stadt und auch die Bürgerinnen und Bürger stünden in diesem Fall hinter ihm. Es gibt nur ein Problem: Mehr als die Macht des Wortes hat die Stadt auch nicht. Die Mauern gehören dem Priesterseminar, die Stadt hat hier keinerlei Entscheidungsgewalt.

Nicht teilen kann die Ansicht Cebullas der BDKJ selbst. Cebullas Appell an den Verband – „Bitte überlegen Sie sich das ernsthaft“ – verhallt aber nicht ungehört. Bei der Aktion, die vom 14. bis 16. Juni im Wiesengässchen stattfinden soll, gehe es nicht darum, eine weitere Schicht mit Einzelmalereien aufzutragen, sagt Stephanie Bernreuther vom BDKJ. Im Gegenteil: „Soweit ich weiß, soll es ein Gesamtkonzept geben mit ganzheitlicher Bemalung“, so Bernreuther. Demnach sei auch eine einheitliche Grundierung geplant. Man habe das Problem der unschönen Malereien erkannt und versuche nun, mit einer neuerlichen Aktion gegenzusteuern.

Diplomatisch zeigt sich der städtische Kulturbeauftragte Günther Köppel. Auch er ist zwar für eine Neugestaltung der Wände rund ums Wiesengässchen, steht aber einer Fläche, die sich die Jugend zueigen machen kann, positiv gegenüber: „Das Einzige ist doch, dass es eine Qualität haben und ein Konzept bestehen muss“, sagt er. Und Köppel muss es wissen, ist er doch hauptberuflich Kunstprofessor an der Katholischen Universität. „Was die Wände momentan zeigen, ist jedenfalls in keiner Weise ästhetisch“, urteilt Köppel.