Solnhofen
Farben spiegeln urzeitliche Lebensräume

Bürgermeister-Müller-Museum Solnhofen nach sieben Monaten der Neugestaltung wiedereröffnet

04.06.2014 | Stand 02.12.2020, 22:37 Uhr

Die Fischwand bildet das Herzstück des neu gestalteten Museums - Fotos: Leykamm

Solnhofen (HK) Sie muss ein Paradies gewesen sein, die „Solnhofener Lagune“ vor 150 Millionen Jahren. Zumindest auf den ersten Blick, denn die Natur bot dort auch Unannehmlichkeiten. Völlig gefahrlos kann man nun in die Urzeit im neu gestalteten Bürgermeister-Müller-Museum Solnhofen abtauchen.

Nach sieben Monaten Umbaupause will das Museum seine Besucher mit völlig neuem Konzept begeistern. „Abtauchen“ ist dabei ein gutes Stichwort. Denn die Exponate sind nun in den Ausstellungs- zugleich nach Lebensräumen geordnet, was auch die jeweiligen Nahrungsketten markant vor Augen führt. Was seinerzeit im tiefen Meer wimmelte, findet sich nun vor marineblauen Wänden wider. Urlaubsstimmung kommt dann im Herzstück der Einrichtung auf, das mit Azurblau besticht. Und so andeutet, dass jene Tiere, die hier nun versteinert hängen, einst in seichteren Gewässern oder an Riffen zu Hause waren. Ins Auge fällt hier die „Fischwand“, auf der das urzeitliche Leben förmlich überquillt.

Noch ein paar Farbtupfer heller fällt dann der eigentliche Bereich der Lagune aus, die es auch als Modell zu bestaunen gibt. Vor grünem Hintergrund gibt es das Landleben von einst zu bestaunen. Die Präsentation der Urvögel kommt natürlich ebenso nicht zu kurz, diese Spezies gibt es jetzt auch als Skelettmodell im Fluge zu sehen, direkt nebenan informieren interaktive Medienwände über den Kronzeugen der Evolutionstheorie. Als solcher ließ er das Museum auch schon Gegenstand theologischer Diskussionen werden. Die seien aber glücklicherweise vorbei, betonte der katholische Pfarrer Jürgen Poppe bei der Einweihung der Räume. Sein evangelischer Kollege Andreas Heindl verwies auf die Schöpfung und lud zum „Staunen über das, was Gott für uns bereithält“. Solnhofens Bürgermeister Manfred Schneider zeigte sich erleichtert darüber, dass das Projekt wie geplant gestemmt werden konnte, auch wenn es noch einige Feinarbeiten zu leisten gäbe – etwa die Beschriftung unter Acrylglas. Beim Rundgang konnten sich dann die vielen Ehrengäste selbst von den Qualitäten des neu entstandenen „Paläo-Zoos“ überzeugen.

Über 400 000 Euro galt es dort zu investieren, dabei konnte das Museum aber auf Fördermittel und Gönner in reichlichem Maße zählen. Entstanden ist eine Einrichtung, die mit dieser Konzeption weit und breit ihresgleichen sucht. Auch an Feinheiten wurde gedacht. Und das im wahrsten Sinn des Wortes. So zeigt ein dunkler Raum in ultraviolettem Licht Kleintiere, deren feingliedrige Besonderheiten sonst nicht demonstriert werden könnten. Weitere Räume konnten nun ebenso in Betrieb genommen werden, wenn auch mit einiger Verzögerung. Die Rede ist von der Präparationswerkstatt, die schon seit zwei Jahren in der alten Post untergebracht ist. Dort bastelt Diplom-Geologe Alexander M. Heyng bereits am nächsten Coup für die Museumswände. Ein eineinhalb Meter großer „Leptoteuthis Gigas“ findet sich dort noch in 500 Einzelteilen in zehn Kisten wider. Den 140 Millionen Jahre alten Tintenfisch will der Fachmann innerhalb eines Jahres aus den Bruchstücken wieder zusammensetzen und ausstellungstauglich präparieren. Die dreidimensionale Struktur sei besonders gut erhalten, so Heyng. Man darf also auf die Sonderausstellung 2015 gespannt sein.