Juchhe
Famos für viel Moos

03.09.2015 | Stand 02.12.2020, 20:51 Uhr

Juchhe – es strebt seiner Vollendung entgegen, unser neues architektonisches Glanzlicht. Die größte baumeisterliche Errungenschaft dieser Stadt seit den Bleistiftspitzen vor dem Dom und den Panzerplatten beim Durchgang zum Hausfelder.

Kenner der Materie wissen natürlich längst, wovon ich rede: vom Dach des neuen Zentralen Omnibusbahnhofs, kurz ZOB.

Pah, Dach – schon allein dieser schnöde Begriff kommt mir nur schwer über die Lippen. Wolke? Na ja, viel zu abgenudelt und dieser Neudefinition des kommoden Wartens auf den nächsten Linienbus auch nicht unbedingt gerecht werdend. Selbst mir fällt momentan kein Superlativ für diese wagemutige Konstruktion ein, um die uns die ganze Welt – was sag’ ich? – und sogar Schernfeld beneiden wird. Ja, so eine Bushaltestelle habt selbst Ihr noch nicht gesehen.

Wieder einmal wird Eichstätt seinem Ruf als Architekturmetropole mehr als gerecht, denn irgendwie erinnert die Optik in ihrer gewagten Ästhetik an eine Mischung aus Elbphilharmonie und Münchner Olympiastadion – nur halt von den Ausmaßen her ein klein wenig bescheidener. Eben ganz zu unserer liebenswerten kleinen Stadt passend. Und was haben die Elbphilharmonie und das Olympiastadion gemeinsam? Sie wurden zehnmal teurer als geplant, während unser ZOB-Dach angeblich sogar ein Drittel billiger werden soll.

Was war das ein Zeter und Mordio am Anfang, als nur das Gerippe zu bewundern war. Aber der Experte – also ich – erkannte sogleich: Hier entsteht Großes, Kühnes! Als dann nach und nach diese Aluminiumcompoundplatten drangenietet wurden, konnte ich meiner Verzückung nur noch schwer Herr werden. Nun gut, bei Regen steht man im Regen, weil die „Dächer“ vielleicht doch ein wenig zu schmal ausgefallen sind – aber man sieht wenigstens gut aus darunter.

Ein klitzekleines Problemchen, so meinen manche Eichstätter jedenfalls, seien halt die Kosten: Aber was sind schon 1,7 Millionen Euro dafür, dass man sich in eine Reihe mit den Architekturhotspots dieser Welt stellt? Und überhaupt: Genau 3456 Verblendungsteile habe ich mindestens gezählt. Die lassen sich doch prima vermarkten und mit bunten Folien verkleben und schönen Werbebotschaften versehen. Als erster kommt mir natürlich unser Dichterfürst und Abfallkönig, der Schöpfel Peter, in den Sinn: „Das neue Dach vom ZOB, das find’ ich nicht nur ganz okay. Ich find’ es vielmehr ganz famos, auch wenn es gekostet hat viel Moos. Vor allem das Alu mir gut gefällt, denn mit der Entsorgung verdien’ ich mal viel Geld.“

Pfüat Gott, Ihr

Schlossleutnant

Lorenz Krach