Fake-Shop im Internet lockt mit Sonderpreisen

Ingolstädter enttarnt illegale Machenschaft

08.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:10 Uhr
Das Bild zeigt einen Screenshot des betrügerischen Angebotsportals. −Foto: Screenshot: Polizei Ingolstadt

Ingolstadt (DK) Einkaufen über das Internet ist eine bequeme Sache – aber auch gefährlich. Ein aufmerksamer Ingolstädter hat jetzt der Kriminalpolizei geholfen, einen sogenannten Fake-Shop zu enttarnen. Wer in solchen Pseudo-Läden bestellt, wird nur sein Geld los – die bezahlte Ware bekommt er nicht.

Der 67 Jahre alte Günther Maxien aus Ingolstadt ist selbst Geschäftsmann und kennt sich gut aus, wenn es um rechtliche Dinge rund um den Handel geht. Am vergangenen Freitagabend hatte er im Internet nach einem Smartphone für seine Tochter gesucht. Es sollte ein ganz bestimmtes Modell sein, das er aus eigener Erfahrung kannte und mit dem er stets zufrieden gewesen war. „Ich bin dann auf die Seite ,theplugpoint’ gestoßen, die recht professionell aufgemacht wirkte. Dort war das gesuchte Handy für 340 Euro angeboten; überall sonst sollte es 400 Euro kosten.“ Schnell mal 15 Prozent sparen, das gefiel dem 67-Jährigen. Während manche Zeitgenossen angesichts solcher Gelegenheiten oft rasch den Verstand abschalten, blieb der Ingolstädter hellwach.

So fiel ihm gleich auf, dass es für Rückfragen keinerlei Festnetzanschluss gab, der Laden war laut Impressum nur mobil erreichbar. Allerdings lediglich theoretisch, die Rufnummer sei unbekannt, hieß es bei einem Anruf. Nun erst recht stutzig geworden, warf Maxien einen Blick auf die Handelsregisternummer und rief bei einer großen Wirtschaftsauskunftei an. „Dort war der Online-Shop unter der angegebenen Bezeichnung aber nicht geführt.“ Also stöberte er übers Wochenende weiter im Netz und entdeckte im Handelsregisterverzeichnis, auf wen die angegebene Nummer tatsächlich ausgegeben war: Sie gehört zu einem Autohaus in Stendal in Sachsen-Anhalt. Jetzt war die detektivische Neugier des 67-Jährigen umso mehr geweckt. Eine Mail an den Shop, ob er das Smartphone persönlich abholen und gleich bar bezahlen könne, blieb unbeantwortet. Eine Probebestellung verstärkte sein Misstrauen weiter. Auf der für die Vorabüberweisung genannten Bankverbindung war der Name des Portalbetreibers als Empfänger genannt. „Das ist bei Handelregisterunternehmen wie einer GmbH oder AG nicht zulässig. Da muss der Firmenname stehen.“

Der 67-Jährige informierte am Montag also die Ingolstädter Kriminalpolizei. Die Ermittler hatten schnell geklärt, dass es sich tatsächlich um einen Pseudo-Laden handelt. Alles Lug und Betrug. Sie ließen das Portal sperren. „Solche Shops sind mit ihren vermeintlichen Sonderangeboten oft nur wenige Tage online“, sagt Hans-Peter Kammerer vom Polizeipräsidium Oberbayern-Nord in Ingolstadt. Wer die gewünschte Ware im Voraus bezahle, habe das Nachsehen. Die Arbeitsgruppe Cyber-Kriminalität bei der Kripo Ingolstadt ermittle heuer bereits in 15 Fällen wegen Warenbetrugs – zuletzt Ende April, als Anzeigen von drei Geschädigten aus Ingolstadt, Stammham und Geisenfeld eingingen. Sie hatten auf dem Portal „rasenroboter24“ Bestellungen im Wert von 550 bis 770 Euro aufgegeben, ohne Leistungen zu erhalten. Die Cyber-Kriminellen hatten ein Bankkonto in Berlin eröffnet, die Kriminalpolizei konnte es sperren und eine fünfstellige Summe „einfrieren“. Seriöse Online-Shops, die etwas auf sich halten, bieten in der Regel nicht nur eine Vorabüberweisung als Zahlmethode an, sondern auch Optionen mit Käuferschutz.

Die Polizei warnt jedenfalls vor Vorausleistungen und rät dazu, bei unbekannten Anbietern die Suchmaschine zu bemühen, um Erfahrungen anderer Kunden mit dem jeweiligen Shop abzufragen. Wer bereits Geld überwiesen habe, sollte umgehend seine Bank alarmieren. Eventuell sei der Vorgang rückgängig zu machen. Betroffene sollten nicht zuletzt Strafanzeige erstatten.