Eichstätt
Fachkräftemangel in Pflege bekämpfen

Caritasverband für die Diözese Eichstätt fordert mehr Anstrengungen von Politik und Gesellschaft

11.05.2017 | Stand 02.12.2020, 18:09 Uhr

Auch beim Caritasverband Eichstätt werden mehr Pflegerinnen und Pfleger benötigt. Anlässlich des internationalen Tags der Pflege am heutigen Freitag fordert der Caritasverband Eichstätt wesentlich mehr Bemühungen, um Fachkräfte im Pflegebereich zu gewinnen. - Foto: Esser

Eichstätt (pde) Wesentlich mehr Anstrengungen, um Fachkräfte in der Pflege zu gewinnen, fordert der Caritasverband für die Diözese Eichstätt von Politik und Gesellschaft anlässlich des internationalen Tags der Pflege am heutigen Freitag.

Die Ankündigung von Bundesarbeits- und sozialministerin Andrea Nahles, im Pflegebereich eine bessere Bezahlung durchsetzen zu wollen, gehe zwar in die richtige Richtung, doch mehr Gehalt allein reiche nicht aus, um den Fachkräftemangel zu beheben. Zudem habe sich die Pflegereform in der Caritas Erfahrungen zufolge nicht überall nur positiv ausgewirkt.

"Die Ablösung der bisherigen drei Pflegestufen durch fünf Pflegegrade ist besonders für Menschen mit Demenzerkrankung ein Vorteil", erklärt Hedwig Kenkel, verantwortliche Abteilungsleiterin für die Caritas-Altenhilfe im Bistum Eichstätt. Gerade im häuslichen Bereich ließen sich für pflegebedürftige Menschen nun mehr pflegekassenfinanzierte Leistungen abrufen. "Im stationären Bereich ist der große Wurf durch die Reform jedoch ausgeblieben", bedauert Hedwig Kenkel. Dort sei es häufig nicht zu besseren Rahmenbedingungen für Pflegebedürftige gekommen. "Teilweise werden unsere Einrichtungen sogar weniger Personal bei gleicher Bewohneranzahl als vorher haben, sodass der Zeitdruck für die Mitarbeiter noch größer wird", fürchtet Kenkel. Für viele Heimbewohnerinnen und -bewohner habe sich bei der Überleitung ihrer Pflegestufe in einen Pflegegrad der Personalschlüssel verbessert, da es dabei zu keiner Verschlechterung kommen durfte. Bei neuen Bewohnern sei dies allerdings des Öfteren nicht der Fall: "Von jenen, die früher in Pflegestufe drei gekommen wären, bekommen jetzt nur Wenige den hohen Pflegegrad fünf zugewiesen", erklärt die Caritas-Abteilungsleiterin und ergänzt: "Die Einrichtungen stehen vor einem doppelten Problem: Erstens genügend Personal für gute Pflege bewilligt zu bekommen und zweitens, dieses auf dem leer gefegten Fachkräftemarkt zu finden."

Es sei mehr als bessere Bezahlung nötig, um Personal zu bekommen, meint Caritas-Pflegefachreferentin Eva-Maria Schork. "Wir brauchen grundsätzlich eine höhere Wertschätzung der Pflegeberufe in unserer Gesellschaft," erläutert Schork. Diese würde sich durch eine bessere Bezahlung, aber auch an verbesserten Rahmenbedingungen zeigen. "Derzeit stehen täglich Pflegende im Spannungsfeld zwischen den Bedürfnissen der ihnen anvertrauten Menschen und engen Zeitkorridoren und Reglementierungen." Um mehr Menschen für den Pflegeberuf zu gewinnen, muss nach Schorks Überzeugung Pflege als attraktives Berufsfeld stärker thematisiert werden: beispielsweise durch eine engere Kooperation der Schulen mit Pflegeeinrichtungen in Form von Praktika. Auch müsse die Vereinbarkeit von Pflegeberuf und Familie verbessert werden. "Ein Anreiz könnte dadurch gegeben werden, dass Kitaplätze für Kinder von Pflegerinnen und Pflegern zumindest zum Teil öffentlich finanziert werden", nennt die Caritasreferentin Schork ein Beispiel. Zudem sollten im Ausland erworbene Qualifikationen im Pflegebereich mehr anerkannt und die Integration von Flüchtlingen in Pflegeeinrichtungen finanziell gefördert werden.

Zudem fordern Kenkel und Schork, dass medizinische Behandlungspflege auch in Seniorenheimen durch die Krankenversicherung finanziert werden sollte. Momentan ist das nicht der Fall, obwohl immer mehr schwer kranke Menschen in stationären Altenpflegeeinrichtungen leben. "Die Häuser erhalten zwar von den Pflegekassen eine Vergütung, in der pauschal auch die medizinischen Leistungen enthalten sind. Diese haben sich allerdings nicht erhöht, der Aufwand für die Behandlung aber sehr wohl", erklärt Hedwig Kenkel. Außerdem sei es nicht gerecht, wenn Menschen zu Hause Krankenpflege von der Krankenkasse finanziert bekommen, jene in Pflegeheimen aber nicht. "Beide zahlen schließlich volle Krankenkassenbeiträge", so die Caritas-Abteilungsleiterin Kenkel.