Experte von außen

Kommentar

26.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:38 Uhr

Bis vor nicht allzu langer Zeit gab der Volkswagen-Konzern ein ziemlich monotones Bild bei der Unternehmensführung ab. Wer im Zwölf-Marken-Reich von Ferdinand Piëch Karriere machen wollte, musste seine Tauglichkeit bei einer der zahlreichen Töchter beweisen.

Nicht selten geschah das – wie in den Fällen Martin Winterkorn (VW) und Matthias Müller (Porsche) – über einen Zwischenhalt bei Audi. Quereinsteiger bildeten die Ausnahme, die Volkswagen-Familie blieb lieber unter sich. Als mahnendes Beispiel gilt immer noch Bernd Pischetsrieder. Der ehemalige BMW-Chef durfte zwar vier Jahre lang Volkswagen als Vorstandsvorsitzender lenken, die nötige Akzeptanz beim Patriarchen Piëch fand er jedoch nie. Wie auch Wolfgang Bernhard. Der Daimler-Vorstand zählte von 2005 bis 2007 zur VW-Führungsriege.

Die Zeiten haben sich indes geändert. Vor knapp einem Jahr lockte der damalige VW-Chef Martin Winterkorn erst den BMW-Vorstand Herbert Diess nach Wolfsburg, wenig später den Daimler-Mann Andreas Renschler zur Lkw-Sparte des Konzerns. Und vergangene Woche erst verkündete VW den Wechsel von Christine Hohmann-Dennhardt aus Stuttgart nach Wolfsburg. Die Juristin wird die erste Frau im Vorstand bei VW sein. Ein fast schon revolutionäres Signal. Der neue VW-Chef Müller packt also an und bedient sich für die Bewältigung der größten Krise des Unternehmens auch bei der Konkurrenz.

Gestern gaben die Wolfsburger die Verpflichtung des ehemaligen Opel-Chefs Thomas Sedran bekannt. Der Topmanager gilt weniger als ein akribischer Technik-Tüftler als vielmehr ein Mann mit Visionen für die Neuausrichtung. Als solcher hat er den angeschlagenen Autohersteller Opel wieder auf Wachstumskurs gebracht. Bei VW muss Sedran den Schaden nach dem Diesel-Desaster nun so gering wie möglich halten und gleichzeitig die neue Strategie umsetzen. Der Blick von außen ist hierfür unerlässlich. Gut, dass Müller diesen Weg konsequent geht.