Pfaffenhofen
Ex-Lebensgefährtin bedroht?

Polizisten führen den Angeklagten aus der Untersuchungshaft vor - Prozess wird forgesetzt

30.01.2019 | Stand 25.10.2023, 10:29 Uhr

Pfaffenhofen (SZ) "Ich bring dich um", soll ein 53-Jähriger zu seiner ehemaligen Lebensgefährtin gesagt haben, "dafür gehe ich auch ins Gefängnis.

" Um dort hinzukommen, hat er seiner Ex allerdings noch nicht einmal ein Haar krümmen müssen: Die nämlich nahm die wiederholte Drohung ernst und alarmierte die Polizei, die ihn jetzt aus der U-Haft zum Prozess wegen Bedrohung vorführte.

Halim F. (alle Namen geändert), schmal, früh ergraut, ist im Leben gescheitert, und ob er jemals die Kurve bekommt, ist fraglich. Sieben Vorstrafe wegen Bedrohung, Beleidigung, Betrug und Rauschgift hat er auf dem Kerbholz. Anfangs kam er noch mit Geldstrafen davon, aber irgendwann lief für seine Richter dann das Fass über und sie schickten ihn ins Gefängnis. Für Halim F. vor allem deshalb ein dickes Problem, weil er heroinabhängig war, er hatte von der Kasse schon für ein aufwändiges und teures Entzugsprogramm eine Zusage. Die aber wurde zurückgezogen, als er in den Knast marschierte. Konsequenz: kalter Entzug, für Junkies ein Ritt durch die Hölle - was man dem 53-Jährigen auch ansieht.

Ein Anker in seinem Leben hätte Amira M. , 34, sein können, mit der er eine Tochter hat. Aber die Beziehung ging in Brüche, die Mutter bekam das Sorgerecht, der Vater ein Umgangsrecht. Und eben da krachte es: "Jedes Mal", beklagt sich Halim F. , "wenn ich meine Tochter sehen wollte, gab es Stress. " Von wem der ausging, war in der Verhandlung nicht eindeutig zu klären. Schon einmal hatte Amira den Vater ihrer Tochter angezeigt: Er wolle sie umbringen, und zu seiner Tochter habe er gesagt: Heute siehst du deinen Vater das letzte Mal. Und er habe ein Messer dabei. Die Polizei führte ihn ab, er wurde verurteilt. Im vergangenen Oktober eskalierte wieder einmal die Situation. Halim bat, vorbeikommen zu dürfen, er wolle mit ihr reden. Amira willigte ein, irgendwo, so hat es den Anschein, tut ihr der Vater ihrer Tochter auch leid. Einmal, berichtet sie dem Gericht, das sie als Zeugin vorgeladen hat, sei er in aller Öffentlichkeit in einem Supermarkt vor ihr auf die Knie gefallen, hätte ihre Beine umschlungen und sie angefleht, sie müsse ihm helfen. "Ich habe mich für ihn so geschämt", sagt sie.

An jenem 2. Oktober tickte Halim offenbar wieder aus und drohte, sie umzubringen. Vor mir, habe er beteuert, wirst du nie Ruhe haben. Amira rief ihren Freund an, der ebenfalls als Zeuge geladen ist. Ob er vorbeikommen soll, habe er ihr angeboten. "Er hat eine Pistole dabei", habe Amira ihm versichert. Daraufhin alarmierte ihr Freund die Polizei. Die allerdings fand keine Schusswaffe - so wie sie damals auch keine Messer bei Halim entdeckte. Halims Verteidiger geht davon aus, dass Amira das Vorkommnis aufbauscht. "In Rage blöd dahergeredet" habe sein Mandant, das sei nie und nimmer ernst gemeint gewesen. Amira will das nicht glauben, sie fühlt sich weiter bedroht, legt ihr Handy vor, auf dem angeblich eindeutige Nachrichten beweisen, dass ihr Halim an den Kragen will. "Ich will nicht, dass irgendwer bestraft wird", erklärt sie, "ich will nur meine Ruhe. "

Für den Angeklagten hätte eine Verurteilung harte Konsequenzen: Eine neuerliche Gefängnisstrafe droht. Deshalb will der Verteidiger die beiden Polizisten vernehmen, die im Oktober vor Ort waren. Der Prozess wird fortgesetzt.

Albert Herchenbach