Neuburg
Eva Zwack – und sonst nichts

One-Woman-Theater entführt im Seminartheater in die Welt des "Goldfischs namens Messie"

19.03.2012 | Stand 03.12.2020, 1:42 Uhr

Von der Hutkönigin gestaltet: Ute Patel legte Hand an das Kostüm von Eva Zwack. - Foto: lm

Neuburg (lm) Wenn schon nicht der Kultur-, müsste doch auf jeden Fall der Sportetat greifen – in dieser beispiellosen, Dekaden erfassenden Ausdauer-Disziplin, wie Eva Zwack ein ums andere Mal den Theaterolymp erstürmt, als ginge es nur auf den Kamelbuckel im Englischen Garten.

Der Fisch namens Wanda ist längst Geschichte, jetzt kommt das Goldfischlein namens Messie.

Behände und grazil tänzelt, schwänzelt, schwebt dieser beinahe über die Bühne des Studienseminars: Was kann das arme Fischlein mit seinem säuselnden Stimmchen dafür, dass es Trockenübungen bleiben müssen? Die Poetin des Abends entführt als Visionärin in eine Aura ferner Welten: Kaum drei Tage post Simonem ist aus unseren Wertstoffhöfen das allerliebste Biotop geworden, und gottlob ist unser neckend Fischlein auch an der dräuenden Biotonne vorbeigeschwappt.

Welch wunderbar heile Welt ist da geboren: Statt Ratten und anderem Aasgetier tummelt sich allein und nur in virtueller Kommunikation verbunden unser Fischlein mitten in all dem Wohlstandsmüll und verzaubert uns förmlich in seine wunderbare Messiewelt. In sibyllinischer Verschlungenheit wahrt dieses Theater bis zuletzt sein tieferes Geheimnis, was ist wann an diesem der Fabelwelt entsprungenem Wesen Mensch, wann was Tier? In spielend gestreifter Metaebene sind solche Unterschiede längst aufgehoben, und über Jedem und Allem schwebt sowieso faustisch nur die reine Kunst.

All das ist jetzt im Seminartheater zu erleben, in der schreibenden, inszenierenden, bühnenbildenden und nur das Kostüm nicht genäht habenden, selbstredend sämtliche Rollen selbst spielenden Onewomanshow der Eva Zwack. Rasant zappt sich die auch gleich noch durch das abendliche TV-Programm und nach der Pause praktisch auch gleich noch zurück, weshalb der Kulturgänger diesmal auch wirklich zu Hause nichts versäumt. Man erfährt ganz viel über die Erotik der Fische, wo sowieso kein nachmitternächtliches Zapping mithalten könnte. Aber das Theater der Eva Zwack ersetzt sowieso alle Künste in Personalunion.

Eine Augenweide schon deren Trägerin, erfährt die Fischleinhülle durch die Bemalung durch Ute Patel-Mißfeldt erst ihre artifizielle Erhöhung. Quasi zuzahlungsfrei gibt’s eine Schuhmodenschau gratis obendrein – für den Fall, dass jemand im Publikum weniger auf Theater, Aquaristik oder Müll steht. Mindestens zehnmal zeugt der grazil vollzogene Wechsel von Wandlungsfähigkeit ganz nahe schon am Bühnenouting. Und schaut man im örtlichen Telefonbuch – neueste Ausgabe, gerade erst im Briefkasten – nach, gibt’s in Neuburg sowieso nur das eine Theater. Eva Zwack – und sonst nichts.