Europa für jeden Geschmack

19.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:57 Uhr

Köstliche kulturelle Vielfalt: Nach der Diskussion eröffneten die fünf Europäerinnen ein Buffet mit landestypischen Speisen aus ihrer Heimat. - Foto: Finkenzeller

Reichertshofen (DK) Kulinarisch und politisch haben sich in Reichertshofen Frauen aus mehreren EU-Ländern mit dem Thema Europa beschäftigt. Eingeladen hierzu hatte die Frauen Union.

Eine besonders verlockende Ansicht der europäischen Vielfalt war schon zu Beginn im Hintergrund zu bewundern: Ein großes Buffet mit landestypischen Speisen aus fünf Ländern, zubereitet von Frauen aus fünf verschiedenen EU-Staaten, die inzwischen in Reichertshofen leben. Doch vor dem Sturm aufs Buffet wurde erst mal diskutiert.

"Europa ist mitten unter uns" – unter diesem Motto stellten sich die fünf Reichertshofenerinnen den Fragen des Publikums. CSU-Gemeinderätin Elisabeth Kukral moderierte.

Alle Frauen legten zunächst ihren Standpunkt zu verschiedenen Themenbereichen wie Kultur, Brauchtum, Lebensumstände und die Stellung der Frau dar. So waren sie sich darin einig, dass ihnen in Deutschland die Natur und die freundlichen Menschen gefallen. Allerdings gab Margarethe Meier-Schellersheim, die zwar eine gebürtige Deutsche ist, jedoch viele Jahre in den Niederlanden gelebt hat, zu bedenken, dass man in Deutschland im Vergleich zu Holland "oft auf verschlossene Türen trifft".

Interessant war auch der Vergleich von Weihnachtstraditionen in den verschiedenen Nationen. Tuula Peltonen aus Finnland erzählte etwa von einer weihnachtlichen Morgensauna, drei bis vier Stunden Tageslicht samt dem Brauch, den Tag zu Hause zu verbringen und nicht mal nahe Verwandte zu besuchen. In England, berichtete Susan King-Howarth, gehöre seit Jahrzehnten die Fernsehansprache von Queen Elizabeth zum Weihnachtsalltag, wogegen es immer populärer werde, dass Geschäfte auch an den Feiertagen offen haben.

Auf die Frage der Moderatorin, wie viel Platz regional typische Traditionen im heutigen Europa noch haben, kamen die Frauen auf dem Podium zu der Überzeugung, dass eben diese Vielfalt an Kulturkreisen Europa lebendig mache und damit die eigene Identität der Bevölkerungsgruppen trotzdem gewahrt bleibe.

Andrea Agic und Ingrid Wetzel, eine gebürtige Rumänin und eine Litauerin, erstaunten die Zuhörer mit ihrer Beschreibung des emanzipierten Frauenbilds in der einstigen UdSSR und den Ostblockstaaten. Dort war es Müttern schon in den 70er Jahren möglich, entweder schnell wieder ins Berufsleben einzusteigen oder die ersten Jahre nach der Geburt des Kindes daheim zu bleiben. Dies wurde dank vieler Betreuungsmöglichkeiten für Kleinkinder und die Bezahlung eines staatlichen Elterngeldes möglich gemacht, erzählten die beiden.

Am Ende bekannten die Diskussionsteilnehmerinnen, dass sie inzwischen ihr Zuhause in Reichertshofen gefunden haben und sich in Deutschland sehr wohl fühlen. Dann eröffneten sie das Buffet.