"Essen tun s’ wie die Scheunendrescher"

21.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:12 Uhr

Von wegen – viele Köche verderben den Brei: Beim Kochkurs für junge Feinschmecker ging es rund am Herd. Hier bereiten die Jugendlichen gerade unter Anleitung von Johann Schweiger die Crunchy-Schnitzel für das Abendmenü vor. - Foto: Rössle

Ingolstadt (DK) Früh übt sich, wer ein Feinschmecker werden will: Spitzenkoch Johann Schweiger veranstaltete am Samstag erstmals einen Kochkurs für junge Gourmets. Kein leichtes Metier, denn der Nachwuchs pflegt gewisse Abneigungen: "Wenn ich Pilze esse, dann wird mir schlecht", stellt die neunjährige Franziska sofort klar.

Der Spitzenkoch aus Ingolstadt – vom Restaurantführer Gault Millau einst mit einer Haube dekoriert – verfolgt mit seinem Feinschmecker-Kochkurs für Jugendliche nicht nur kommerzielle Ziele, sondern auch erzieherische: Wächst doch, überspitzt gesagt, eine ganze Generation mehr oder weniger mit Nudeln und Pizza, Döner und Hamburgern auf. Den Kindern und Jugendlichen ungeahnte Gaumenfreuden zu bescheren – das ist Schweigers Mission. Frische Zutaten statt Fertigprodukten, Spaß am Kochen statt Fastfood. "Damit ihr mal den Unterschied schmeckt."

Neun Jugendliche sind beim Kurs im Küchenstudio dabei. Die Buben sind nicht nur in der Mehrheit, sie können sich fürs Kochen sogar eher begeistern als die Mädels, die immer wieder vom Handy abgelenkt werden: Vor allem die Brüder Jonathan und Jakob sind eifrig bei der Sache, schnippeln Gemüse, kneten die Hackfleischmasse und rühren die Tomatensauce, "bis der Arm abbricht", so Schweiger.

Diese Tomantensauce liegt Schweiger besonders am Herzen: "Man kann sie für alles hernehmen, auch für Pizza und Penne, die wir heute zubereiten", erklärt er. Besonders genau nimmt es der Sternekoch beim Gemüseschnippeln: Karotten, Zwiebeln und Sellerie müssen in winzige Würfel geschnitten werden. Immer wieder greift der Profi ein und zeigt die Technik, das Messer entlang der Fingerkuppen zu führen: "Da kaufst’ dir mal zwei Kilo Karotten und übst daheim." Die Küche ist eine harte Schule.

Allerhand Zutaten landen im großen Topf, darunter auch ein paar Spritzer Tabasco und Puderzucker. "Wo Schärfe ist, da braucht es auch das Süße", verrät der Meisterkoch. Schweigers Ausführungen werden teils aufmerksam, teils skeptisch verfolgt: "Überall riecht es so gesund nach Kräuterzeug", meint die zwölfjährige Steffy und rümpft ihr Näschen.

Als Nachmittagssnack gibt es Schanzer Sesamburger und Pizzavariationen, zwischendurch einen Cocktail ohne Alkohol, den Restaurantleiterin Tanja Schweiger mit den Jugendlichen mixt: Der "Highlight Fruitball" ist eine willkommene Erfrischung nach den ersten drei Stunden Küchendienst. Vor allem das Stehen strenge an, beteuert Schweiger: "Die jungen Köche sind die ersten sechs Wochen immer fix und fertig nach der Arbeit."

Dann beginnen schon die Vorbereitungen für das Abendmemü: Es gibt Penne mit Scampi, Crunchy-Hähnchenschnitzel mit asiatischem Gemüse und Basmatireis und – als krönenden Abschluss – Schokoladeneisparfait mit Ananas-Orangenragout samt Granatapfelkernen. Und tatsächlich: Trotz anfänglicher Bedenken hinsichtlich gewisser Zutaten sind fast alle Teller leer beim Abräumen, und beim köstlichen Dessert wird sogar nachgefasst. Schweiger staunt nicht schlecht: "Essen tun s’ wie die Scheunendrescher."

Kochkurse für junge Feinschmecker gibt’s bei Bedarf, anzumelden bei Schweiger unter der Telefonnummer: (08 41) 9 93 28 28. Im Juni findet in dem Küchenstudio ein Kurs mit einem Vertreter der so genannten "Jungen Wilden" statt unter dem Motto "Innovative Küche".