Nürnberg
"Es wird kein Sprint, es wird ein Marathon"

Corona-Pandemie: Das Klinikum Nürnberg bereitet sich vor

20.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:42 Uhr
Klären über das weitere Vorgehen am Klinikum Nürnberg auf: Joachim Ficker, Professor Achim Jockwig, Peter Schuh und Jörg Steinmann (von links). −Foto: Klinikum Nürnberg

Nürnberg - Im Klinikum Nürnberg laufen die Vorbereitungen für steigende Patientenzahlen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auf Hochtouren.

 

Achim Jockwig, Vorstandsvorsitzender des Klinikums Nürnberg, weist mit seinem Vergleich darauf hin, dass Corona uns alle noch länger beschäftigen wird: "Es wird kein Sprint, es wird ein Marathon. " In mehrstufigen Konzepten werden deshalb alle planbaren Behandlungen und Operationen abgesagt, um Intensivbetten und Personal freizuhalten.

Jockwig berichtet über die strukturierte Planung und Umsetzung der Maßnahmen: "In einem Stufenmodell in enger Abstimmung zwischen Intensivmedizinern und Chefärzten erweitern wir unsere Intensiv-Kapazitäten kontinuierlich. " Auch Möglichkeiten der Behandlung in überwachten Bereichen wie der Intermediate Care oder in Aufwachräumen wurden bereits erörtert.

Zu diesen räumlichen Maßnahmen werden auf Seiten der Pflege ebenfalls alle Ressourcen gebündelt. Um vor allem die Intensivpflege jederzeit sicherzustellen, werden die Kenntnisse von Pflegepersonal mit Intensivpflege-Erfahrung, das derzeit in anderen Bereichen arbeitet, kontinuierlich aufgefrischt. Auch Mitarbeiter, die derzeit in Teilzeit oder anderen Arbeitszeitmodellen arbeiten, haben ihre Bereitschaft zum Einsatz in Vollzeit bekundet.

"Diese große Bereitschaft unserer Mitarbeiter und Studierenden freut uns sehr", so Peter Schuh, Vorstand Personal und Patientenversorgung. So unterstützen zurzeit rund 100 Studenten der Paracelsus -Privatuniversität im Klinikum Nürnberg das Stammpersonal bei der Leitung der Patientenströme und der Beratung der Besucher. Eigens zur Trennung von potenziell infektiösen und nicht-infektiösen Patienten wurden im Klinikum Nord und im Klinikum Süd an den Hauptzugängen Zelte errichtet.

Wie groß der Bedarf an Intensivbetten im Verlauf der Pandemie werden wird, lässt sich noch nicht abschätzen. Fest steht aber, dass in rund 80 Prozent aller Fälle die Infektion einen milden Verlauf nimmt. "Manche merken wahrscheinlich gar nicht, dass sie infiziert sind", sagt Joachim Ficker, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin 3, Schwerpunkt Pneumologie. Und auch bei den 20 Prozent der schwereren Verläufe müssen längst nicht alle intensivmedizinisch versorgt werden. "Wenn aber an Tag sechs oder sieben der Infektion stärkere Beschwerden wie Luftnot auftreten, sollten sich die Patienten auf jeden Fall an ihren Hausarzt wenden", rät Ficker weiter. Dieser entscheide dann über die Notwendigkeit einer stationären Versorgung im Krankenhaus.

Hinsichtlich der Hygienemaßnahmen äußert sich Jörg Steinmann, Chefarzt des Instituts für Klinikhygiene, Medizinische Mikrobiologie und Klinische Infektiologie im Klinikum Nürnberg, eindeutig: "Das Virus wird durch eine alkoholische Flächen- und Handdesinfektion inaktiv. " Außerdem rät er weiter ausdrücklich zur Einhaltung von persönlichen Hygienemaßnahmen. Trotzdem kommt es bei Mitarbeitern in Einzelfällen zu einer Infektion. "Der Umgang mit positiv getesteten Mitarbeitern ist in Absprache mit dem Gesundheitsamt genauestens geregelt", so Steinmann. Um die Patienten und Mitarbeiter im Klinikum Nürnberg zusätzlich zu schützen, ist ein generelles Besuchsverbot erlassen worden.

HK