Hilpoltstein
Vorbildlich saniert

Für die Denkmalprämierung des Bezirks Mittelfranken hat die Jury sechs Objekte aus dem Landkreis Roth ausgewählt

20.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:18 Uhr
Die sechs prämierten Objekte im Landkreis Roth: Die Friedhofskirche Kaising (großes Bild), das Anwesen Kugelbühlstraße 1 in Roth, die evangelische Georgskirche in Kammerstein, das Anwesen Turmgasse 10 in Spalt (kleine Bilder von oben) sowie das evangelische Pfarrhaus in Wassermungenau und das Anwesen Lindenstraße 1 in Volkersgau (unten von links). −Foto: Bezirk Mittelfranken

Hilpoltstein/Greding - Am Freitagnachmittag wollte der Bezirk Mittelfranken im ehemaligen Kloster Heidenheim das Engagement von Denkmalbesitzern und -verantwortlichen prämieren.

Wie viele andere Veranstaltungen fiel auch die Denkmalprämierung der Corona-Krise zum Opfer.

Die insgesamt 43 Preisträger erhalten in den nächsten Tagen per Post sowohl ihre Urkunden als auch den Begleitband zur Denkmalprämierung. Außerdem soll es im Sommer möglichst eine Veranstaltung in lockerem Rahmen für die Denkmalbesitzer und -verantwortlichen geben. Aus dem Landkreis kommen heuer sechs prämierte Objekte. Die beiden Kreisheimatpflegerinnen Annett Haberlah-Pohl und Eva Schultheiß hatten schon vor knapp einem Jahr mehrere sanierte Objekte vorgeschlagen, aus denen eine Jury des Bezirks daraufhin sechs Denkmäler auswählte.

Kaising: Friedhofskapelle

Die kleine Friedhofskapelle Mariahilf ist neben einer jüngeren Filialkirche das einzige Baudenkmal im Gredinger Ortsteil Kaising. Der verputzte Bau stammt wohl aus der Mitte des 17. Jahrhunderts und wurde 1748 wieder aufgebaut.

Eine Sanierung war nötig, da die statischen Schäden an der Dachkonstuktion weit fortgeschritten waren. Der Turm hatte sich bereits gesenkt. Im Inneren gab es Risse in der Stuckdecke und Teile der Decke waren bereits herabgefallen. An der Fassade war vor allem im Sockelbereich und am Turm der Putz abgeplatzt. Dieser stammte aus den Jahren 1975 bis 1980, als die Fassade mit denkmalunverträglichem Zement komplett neu verputzt worden war.

Die Hölzer der Dachkonstruktion wurden freigelegt und die Schäden fachgerecht repariert. Die Hölzer sind nun für eine längere Haltbarkeit hinterlüftet, so dass Feuchtigkeit gut abtrocknen kann. Der Zementputz außen wurde dünn abgefräst, schadhafte Bereiche wurden erneuert und es wurden ein neuer mineralischer Oberputz sowie ein freskaler Anstrich aufgebracht. Innen wurden jüngere Anstriche bis auf den tragfähigen mineralischen Untergrund abgenommen und durch mehrlagigen Anstrich mit Kalkfarbe ersetzt.

Bemerkenswert bei dieser Sanierung ist das große Engagement der kleinen Kirchengemeinde: Eine Gruppe von acht bis zehn Gemeindegliedern entfernte in 112 ehrenamtlichen Arbeitsstunden die Farbe im Innenbereich.

Kammerstein:Evang. Georgskirche

Die Georgskirche auf dem ehemaligen Burgberg in Kammerstein wurde 1748/1749 von Johann David Steingruber im Markgrafenstil mit Sandsteinquadern der Burg erbaut. Nachdem das Äußere schon vor einigen Jahren instandgesetzt worden war, gab es nun Risse an den Außen- und Innenwänden aufgrund von Mängeln im Dachtragewerk. Diese statischen Schäden entstanden, weil man zu Beginn des 19. Jahrhunderts das ursprüngliche Walmdach zum Satteldach umbaute und dafür den First bis zum Turm hin verlängerte. Dadurch wurden zusätzliche Kräfte in das Turmmauerwerk abgeleitet. Außerdem fehlten an vielen Stellen kraftschlüssige Verbindungen, so dass sich die Deckenbalken durchbogen.

Die Sanierungsmaßnahme umfasste daher vor allem die Instandsetzung der Dachstatik. Zunächst wurde eine dicke Styropordämmschicht auf dem Dachboden entfernt und später durch Holzweichfaserplatten ersetzt. Nach der Reparatur des Tragwerks und der Risse erneuerte man auch die Elektrik.

Innen wurden denkmalschädliche, dispersionshaltige Farbschichten abgenommen. Da die Fenster im Süden morsch waren, wurden diese erneuert und alle Fenster der Kirche neu gestrichen. Altar, Lesepult, Kanzel, Treppen und Balustradengeländer sowie die Orgel wurden instand gesetzt und überarbeitet.

Roth: Kugelbühlstraße 1

Was langjähriges bürgerliches Engagement gegen fragwürdige Vorschriften einer Behörde erreichen kann, zeigt das Beispiel Kugelbühlstraße 1 in Roth. Hier wurden in den 1980er-Jahren wenig denkmalsensibel und trotz heftiger Proteste aus der Bevölkerung eine ganze Reihe von Häusern aus Mittelalter und früher Neuzeit abgerissen, um einen großen Neubau zu errichten.

Das jetzt prämierte Haus mit Satteldach und Zwerchgiebeln und einer prächtigen, reich gegliederten Fassade stand damals auf der Abbruchliste. Anders als seine Fassade von 1901 vermuten lässt, stammt der Bau aus dem Jahr 1755. Dies belegt eine im Inneren erhaltene Bohlenbalkendecke.

Um seinen Abbruch zu verhindern, hatte der Eigentümer das Gebäude in den 1980er Jahren erworben und auch renoviert. Damals allerdings wurde er von den Behörden verpflichtet, in das Erdgeschoss einen Arkadengang brechen zu lassen, um die Straße zur Bank hin besser befahren zu können. Dies kritisierte das Landesamt für Denkmalpflege damals.

Dem engagierten Eigentümer gelang es nun, die Arkaden rückbauen zu dürfen, denn bei den städtischen Stellen hatte inzwischen einen Sinneswandel stattgefunden. Mit viel Eigenleistung verhalf er dem Gebäude zu altem Glanz. Um dem ursprünglichen Erscheinungsbild gerecht zu werden, wurde nach historischem Vorbild anstelle der Arkaden wieder ein Laden eingebaut. Im Zuge dessen konnte auch die an einigen Stellen schadhafte Gründerzeitfassade repariert und neu gefasst werden.

Spalt: Turmgasse 10

Das Handwerkerhäuschen aus dem Jahre 1788 liegt direkt am Hungerturm der Spalter Stadtbefestigung. Die Eigentümerin rettete das Häuschen, das kein Einzeldenkmal ist, aus dem Leerstand und setzte es aufwendig instand. Aber bald brach ein Feuer im denkmalgeschützten Nachbarhaus aus und beschädigte das frisch sanierte Häuschen schwer. Die Eigentümerin und ihre Familie gaben nicht auf: Sie reparierten den durch den Brand stark beschädigten Dachstuhl noch einmal. Vor dem Brand hatte man bereits die Außenfassade saniert, das Dach mit naturroten Biberschwanzziegeln neu eingedeckt und auch das Fachwerk des Ostgiebels freigelegt. Die historischen Putze und Fassungen der Fassade wurden dabei so weit wie möglich bewahrt beziehungsweise fachgerecht konserviert oder denkmalverträglich mit Kalkmörtel ergänzt. Die Farbfassung der Fassade erfolgte in Absprache mit den Behörden, da sich keine historischen Fotos als Grundlage fanden.

Türen und Fenster wurden passend erneuert ? auch im Inneren. Hier konnte man historische Bohlenbalkendecken fachgerecht instand setzen. So gelang es, das Handwerkerhäuschen dauerhaft instand zu setzen und dabei deutlich aufzuwerten.

Volkersgau: Lindenstraße 1

Das Wohnstallhaus im Kammersteiner Ortsteil Volkersgau ist ein eingeschossiger, verputzter Sandsteinbau mit Satteldach und Zwerchhaus sowie rückwärtigem Fachwerkgiebel. Es wurde um 1740 erbaut und liegt am östlichen Ausgang des Dorfs. Als die Eigentümer 2015 mit der Sanierung begannen, hatte jahrelange Vernachlässigung bereits Spuren an dem Gebäude hinterlassen. Das Zwerchhaus war völlig von Efeu überwuchert, das Dach mit unpassenden Pfannen gedeckt, der Fachwerkgiebel hatte wegen der Stallnutzung Schäden an den Schwellen, und auch die Oberflächen im Inneren waren stark renovierungsbedürftig. Glücklicherweise gab es keine gravierenden Schäden an der Statik, auch die Gründung war in Ordnung.

Um das Einzeldenkmal instand zu setzen, reparierten die Eigentümer die Statik des Dachs und deckten es mit Spitzbiberschwanzziegeln. Neue, denkmalverträgliche Hopfengauben nach historischem Vorbild belichten nun das Dachgeschoss. Auch der Fachwerkgiebel wurde aufwendig repariert. Schäden an der Fassade verklammerte man und brachte Kalkputz auf. Neue, geteilte Holzfenster runden die umfangreiche Sanierung außen ab.

Innen reparierten die Eigentümer die Bohlenbalkendecke und fassten sie neu. Das Fachwerk innen wurde freigelegt und ein historisches Fenster eingebaut. Hinzu kam eine Innendämmung durch Vormauerungen mit perlitegefüllten Steinen. Den Solnhofener Plattenbelag im Flur baute man aufwendig aus, setzte den Untergrund instand und baute den Belag wieder ein. Der historische Außenkeller wurde entmüllt und instand gesetzt.

Mit enormen Einsatz und Engagement erbrachten die Eigentümer in den vergangenen vier Jahren fast alle Arbeiten der sehr gelungenen Sanierung in Eigenleistung.

Wassermungenau: Evang. Pfarrhaus

Das 1729 an der Hauptstraße erbaute Pfarrhaus ist ein zweigeschossiger, teils verputzter Sandsteinquaderbau mit Walmdach. Das Obergeschoss besteht zum Teil aus Fachwerk. Das Gebäude prägt das Ortsbild und stellt mit dem Pfarramt und der Pfarrwohnung einen wichtigen Anlaufpunkt dar.

Die Schäden am und im Gebäude waren zuletzt immens. Die Dachkonstruktion war von Feuchtigkeit angegriffen und reparaturbedürftig. Zudem war der Dachraum mit Schadstoffen belastet und das Fachwerk besonders an der Nordseite beschädigt. Auch in der Fassade gab es Risse. Im Inneren waren generell alle Oberflächen in die Jahre gekommen, die Elektrik veraltet und Wasserrohre marode. Nun sanierte man das Gebäude im Rahmen eines Pfarrerwechsels umfangreich.

Die Dachkonstruktion wurde repariert, die stark belasteten Zerrbalken im Obergeschoss entfernt und das Dach neu eingedeckt. Außerdem trennte man im Dachboden einen streng abgeschlossenen, schadstoffsicheren Raum ab, der nun als Archiv dient. Die Fassade wurde grundlegend instand gesetzt und monochrom gefasst. Dies geht auf restauratorische Befunde und historisches Bildmaterial zurück. Eingebaut wurden neue Holzfenster mit Sprossen und Fensterläden. Innen wurden unpassende Wand- und Deckenverkleidungen zurückgebaut und neue Türen eingesetzt.

HK

Eva Schultheiß