Es war ein Jahr wie im Traum

25.07.2007 | Stand 03.12.2020, 6:36 Uhr

Ein Besuch beim Weißen Haus in Washington DC dufte während des einjährigen Aufenthaltes natürlich auf keinen Fall fehlen. - Foto: at

Beilngries (arg) Melanie Vogl aus Beilngries durfte im Rahmen des Parlamentarischen Patenschafts-Programmes der Bundesregierung (PPP) ein Jahr in Amerika verbringen. Jetzt ist die heute 17-Jährige wieder zurück und traf ihren "Paten", Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer, um von den Erlebnissen mit Land, Leuten und Schule zu erzählen – und "danke" zu sagen.

Ein bisserl aufgeregt sei sie schon, erzählt Melanie Vogl kurz vor ihrem Treffen mit Horst Seehofer. Was soll sie ihm alles erzählen, was wird er wissen wollen von ihrem Jahr in Amerika? Am Ende der halben Stunde, die sich der Minister für sein "Patenkind", dessen Schwester Elisa und Eltern Andrea und Josef Vogl Zeit nehmen kann, verabschieden sie sich aber so herzlich, dass offensichtlich ist: Die Scheu war schnell gebannt.

Leute viel offener

Dabei ist eine der ersten Fragen des Ministers gar nicht so einfach zu beantworten: Was ist "besser" in Amerika, was könnten die Deutschen von ihnen übernehmen? Die kontaktfreudige und redegewandte Melanie findet schnell eine Antwort: "In Amerika sind die Leute viel offener, kommen spontan auch mit Fremden schnell ins Gespräch. Es gibt immer jemanden zum Reden, das hat mir gut gefallen. Die Deutschen sind da doch viel zurückhaltender". Weniger gut findet die sportliche junge Dame allerdings, dass für jeden Weg – und sei er auch noch so kurz – in Amerika das Auto genutzt wird. Und manchmal, da sei sie sich "wie im Film" vorgekommen: beispielsweise bei den Pistolen-Schießübungen der ganzen Familie im heimischen Garten, an denen sie auch teilnehmen durfte.

Melanie wohnte bei ihrer Gastfamilie in Brinson, Georgia. "Irgendwie mitten in der Pampa", erzählt die 17-Jährige lachend. Die Tage seien schon anstrengend gewesen, rund eine Stunde habe allein die tägliche Fahrt zur Schule gedauert. Der Besuch der Highschool in Bainbridge sei aber "richtig cool" gewesen, der Unterricht nicht zu schwer und die Nachmittagswahlfächer wie "Weight-Lifting" (Gewichte heben), Soccer (Fußball) oder "Cross-Country" (Laufen) hervorragend.

"Am Anfang war nur das Problem: Ich hab wirklich kein einziges Wort verstanden, so, als hätte ich überhaupt keine Englischkenntnisse", erinnert sich Melanie. Die Schulkameraden hätten ihr aber viel geholfen und langsam sei sie auch mit dem nicht einfachen Südstaatendialekt zurecht gekommen. In ihrer Gastfamilie habe sie sich schnell wohl gefühlt, eine zweite Familie mit "Mum und Dad" und drei Schwestern gewonnen. Und Heimweh? "Hatte ich wirklich nicht. Es gab jeden Tag so viel Neues, ich wurde ja in ein völlig anderes Leben geworfen. Meine Familie dort lebt recht einfach, der Vater ist Mechaniker, die Mutter Hausfrau. Dazu hatte ich plötzlich drei jüngere Geschwister mit sieben, zehn und 14 Jahren", sagt Melanie. Dass sie vorher schon in einem Internat und dadurch sehr selbstständig gewesen sei, habe ihr wohl auch viel geholfen, vermutet sie.

Nach besonderen Erlebnissen gefragt, weiß sie nicht, wo sie anfangen soll, zu erzählen. Bei den Feiern zu Thanksgiving und Weihnachten beispielsweise, bei denen sich "die Tische bogen, den ganzen Tag nur gegessen wurde", bei den Ausflügen nach San Franzisko, New York oder Washington DC oder bei den vielen Freundschaften, die sie in diesem Jahr geschlossen habe.

"Es war ein Jahr wie im Traum", sagt Melanie, die jetzt in die 10. Klasse einer Mädchenrealschule in Ingolstadt geht und anschließend die Fachoberschule besuchen will. "Als ich im Flieger nach Hause saß, hab ich mir gedacht: Hoffentlich fragen mich jetzt nicht alle, wie es war. Denn das wäre eine passende Frage nach einem zweiwöchigen Urlaub, aber keine, die ich nach diesem Jahr Lebenserfahrung so einfach beantworten kann."