Allersberg
Es passiert wieder etwas

Allersberger Marktrat beschließt trotz vieler Wenn und Aber Gestaltung des Ost- und des Westhofes des Gilardianwesens

19.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:00 Uhr
Historische Momente transformiert hat man bei den neuen Flügeln, nun soll der Weg im Garten weiter beschritten werden. −Foto: Messingschlager

Allersberg (HK) Es scheint bei der Sanierung des Gilardianwesens wieder etwas voranzugehen. Zumindest hat der Allersberger Marktrat in seiner Sitzung am Montag für die Gestaltung der des Ost- und des Westhofes sein Plazet gegeben.

Planer Franz Hirschmann lehnt sich gleich zu Beginn der Sitzung weit aus dem Fenster und propagiert, dass das Gilardihaus noch vor dem Berliner Flughafen eingeweiht wird. Ein wenig kühn die These, alleine an der Tatsache gemessen, dass am Gilardihaus schon gewerkelt wurde, als beispielsweise von der Hilpoltsteiner Residenz noch gar nicht die Rede war. Zur Erinnerung, die wurde 2008 gekauft und 2012 eingeweiht. Beim Gilardianwesen wurde hingegen die Sanierung im Frühjahr 2017 gestoppt.

Dieser Stopp kann natürlich niemanden gefallen. Allersbergs Bürgermeister Daniel Horndasch drängt deshalb schon länger darauf, dass es wieder Fortschritte gibt. So verteidigt er sich gegen die Kritik, warum nun der Garten aufwendig gestaltet werde und man erst danach das Hauptgebäude in Angriff nehme, mit den Worten "damit überhaupt etwas passiert". Die Alternative sei nix tun. Alles, was man anpacke habe letztlich auch Konsequenzen, "aber jetzt nichts zu tun ist schließlich die schlechteste".

Im Gegensatz zu früheren Konzepten, die den Westhof als Garten und den Osthof als Veranstaltungsraum vorsahen, ist es bei den jetzt beschlossen Plänen genau umgekehrt. Der große und fast quadratische Osthof wird wieder zum Garten, der er schon früher war. "Das Herzstück wird eine Rasenfläche, die die Geometrie der Anlage aufnimmt, mit einem großen Brunnen in der Mitte", sagt Hirschmann. Drumherum gruppieren sich Bäume und Sitzgelegenheiten, zum Haupthaus sollen Schmuckbeete geplanzt werden. "Wir transformieren historische Momente in moderne Sprache."

Eigentlich eine feine Suppe, in der nach dem Geschmack der Marktratsmitglieder allerdings etliche Haare herumschwimmen. Als da wäre der fehlende Zugang beziehungsweise die Treppe zum Marktplatz im Nordosten. Für Siegfried Mücke nicht hinnehmbar, "wir wollten das Ganze doch beleben". Hirschmann kann das nicht nachvollziehen und verweist darauf, dass sein Konzept drei Zugänge für das Anwesen vorsieht. Dann gibt es da ein Tor zur Gilardistraße, das allerdings immer offen stehen solle, wie Horndasch versichert. Lediglich bei Veranstaltungen solle es zum Zwecke des Lärmschutzes geschlossen werden.

Auch die Remisen, die entlang der historischen Mauer zur Gilardistraße vorgesehen sind, kriegen ihr Fett ab. "Überhaupt nicht barock und ideenlos seien diese", klagt Heidi Stimpfle (SPD). "Überflüssig" sind sie laut Holger Gmelch (CSU), wenngleich "gelungen". Und da ist auch noch die von Hirschmann weggelassene Gastronomie. Ein kleiner Biergarten sei soch angedacht gewesen, so Mücke. "Treppe, Biergarten und Gastronomie, das ist alles weg", resümiert Thomas Schönfeld (CSU).

Nicht ganz, denn die Treppe - deren Existenz oder Nichtexistenz Planer wie Bürgermeister "schmerzfrei" sehen - bekommt eine eigene Abstimmung: Zehn Marktratsmitglieder sind dafür, neun dagegen. Eine erheblich breitere Mehrheit erhält im Übrigen das Gesamtkonzept - vielleicht ist die Treppe hier der Hustenlöser.

An der Gestaltung des Westhofes entzünden sich weit weniger Gemüter. Dieser soll ein stufenförmig nach unten führender Veranstaltungsraum für Kino, Konzerte und Empfänge werden. Möglich wird das, weil der aktuell dominante Heizungscontainer verschwindet, geheizt wird künftig vom Keller aus. Alleine die Frage nach der Barrierefreiheit hält etwas auf. Moniert wird, dass es vom Marktplatz her keinen barrierefreien Zugang gibt, wo doch dort die meisten Parkplätze sind. Dieser wäre laut Hirschmann nur mit einer 30 Meter langen Rampe zu realisieren, die den Raum komplett durchschneiden würde. Was aber gar nicht nötig sei, da der Hof drei ebenerdige Zugänge habe. "Barrierefrei heißt nicht, dass man wirklich überall hinkommt", sagt Horndasch.

Alleine für die von Hirschmann geplanten Maßnahmen für die beiden Höfe müssen rund 720000 Euro aufgewendet werden. Die größten Brocken sind die Brunnenanlage mit 85000 Euro, die Sitzstufen für den Veranstaltungsraum in gleicher Höhe, rund 650 Quadratmeter Pflaster für 65000 Euro und die Remise samt Betonplatte für 105000 Euro. Inklusive Arbeiten, die bereits im Vorfeld erledigt wurden und Honorare summieren sich die Gilardigärten auf 930000 Euro.

Bleibt zu erwähnen, dass im Frühjahr in den Osthof Leben einziehen wird. Erich Ulrich will dort vom 20. April bis 2. Juni eine Art Biergarten/Strandbar betreiben. Trotz einiger Bedenken hat ihm das der Marktgemeinderat genehmigt.
 

Rainer Messingschlager