Berlin
"Es ist Zeit, die Überpopulation zu bejagen"

FDP will Aufnahme des Wolfs in das Bundesjagdgesetz Am Freitag debattiert der Bundestag über das Raubtier

30.01.2018 | Stand 02.12.2020, 16:53 Uhr

Berlin (DK) Wird der Wolf zum Abschuss freigegeben? Diesen Freitag kommt das Raubtier auf die Tagesordnung des Bundestags. Die FDP-Fraktion beantragt, Wölfe im Bundesjagdgesetz als "jagdbare Tierart" auszuweisen. Auch Grüne und AfD sehen Handlungsbedarf auf Bundesebene und wollen Anträge einbringen.

Wie umgehen mit dem Wolf? Nächste Runde in einem erbitterten Streit.

Bislang sind Wölfe nach deutschem und europäischem Recht streng geschützt. Es ist verboten, sie zu fangen oder zu töten. Über den Umgang mit Wölfen, die Menschen zu nahe kommen oder Nutztiere reißen, war in den vergangenen Monaten eine heftige Auseinandersetzung entbrannt. Nun fordern FDP und AfD, dass die Tiere auch regulär geschossen werden dürfen. "Es ist Zeit, die Überpopulation der Wölfe zu bejagen", erklärt FDP-Agrarexperte Karlheinz Busen im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion. Die Zahl der Wölfe in Deutschland liege deutlich höher als in den offiziellen Statistiken, weil sich die Tiere mangels natürliche Feinde schnell vermehrt hätten, sagt Busen.

"Die Menschen haben zu Recht Befürchtungen", so der FDP-Mann weiter. Auch die AfD-Fraktion im Bundestag fordert eine Bejagung des Wolfs. Es gehe darum, die Wolfspopulation zu regulieren und eine "Obergrenze" für den Bestand der Tiere festzulegen. Steffi Lemke, Umweltexpertin der Grünen, hält diesen Ansatz für falsch. Der Wolf dürfe nicht ins Jagdrecht aufgenommen werden, heißt es in ihrem Antragsentwurf. Angesichts des globalen Artensterbens müsse die Politik sich stärker für bedrohte Tierarten einsetzen. Eine weitere Reduktion der Artenvielfalt bedrohe die Stabilität ganzer Ökosysteme. "Die Bundesregierung muss mehr tun, um Konflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft zu lösen", sagt sie gegenüber unseren Berliner Korrespondenten.

Sowohl FDP als auch Grüne begrüßen die Rückkehr des Wolfs als großen Erfolg des Natur- und Artenschutzes. Aber während die Grünen daraus schließen, dass die Lebensräume des Wolfs stärker vernetzt und Wanderkorridore zur Vermeidung von Verkehrsunfällen geschaffen werden müssten, konzentriert sich die FDP auf die Risiken im Zusammenleben zwischen Mensch und Tier. Bedenklich sei zudem der Anstieg der Risse von Haus- und Nutztieren. Während 2015 deutschlandweit rund 700 Tiere gerissen worden seien, habe die Zahl 2016 schon über 1000 gelegen. "Der Ruf nach einer Aufnahme des Wolfs ins Jagdrecht lenkt von den eigentlichen Herausforderungen um die Rückkehr des Wolfs ab", sagt Moritz Klose vom Tierschutzverband WWF. Klose und Grünen-Politikerin Lemke sind sich einig: Wer Weidetierhalter unterstützen wolle, müsse sich dafür einsetzen, dass ihnen beim Herdenschutz unbürokratisch geholfen werde.