"Es ist hart, aber ich muss hier sein"

28.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:49 Uhr

Möchte viele Tore schießen: FC-Neuzugang Marko Futacs. - Fotos: Bösl

Seefeld (DK) Er macht erstmal etwas ruhiger. Und das sogar mit Erlaubnis vom Chef. Während seine Teamkollegen vom FC Ingolstadt beim Trainingslager im österreichischen Seefeld von Fitnesscoach Stefan Schaidnagel mit Bergsprints für die neue Saison fit gemacht werden, absolviert Neuzugang Marko Futacs eine normale Laufeinheit.

Der Grund ist einfach: Die Leihgabe des SV Werder Bremen – erst seit der Stadioneröffnung am vergangenen Samstag in Ingolstadt – hat in den vergangenen Wochen mit dem Bundesligisten bereits zwei Trainingslager hinter sich gebracht.
 
"Es ist hart, aber ich muss hier sein, um die Jungs kennenzulernen", beißt der 20- jährige Ungar die Zähne zusammen. In Chefcoach Michael Wiesinger hat er einen Verbündeten. "Bei Marko passen wir ganz genau auf, was er macht. Durch die vielen Trainingseinheiten wird nämlich nicht nur der Körper, sondern irgendwann auch der Kopf müde." Vom Verletzungsrisiko ganz zu schweigen. Deshalb absolviert der 1,96 Meter große Stürmer in Tirol nur ein abgespecktes Programm.
 

Das tut dem zwölffachen Junioren-Nationalspieler gut. "So langsam kommt die Kraft zurück", sagt er. Auch Wiesinger bemerkt den Aufwärtstrend: "Bei der Stadioneröffnung war er noch unheimlich müde, nun kommt langsam die Spritzigkeit zurück." Futacs ist ohnehin ein Kämpfer. Schon früh hatte sich der in Budapest geborene Stürmer entschlossen, seine ungarische Heimat zu verlassen, um den Traum vom Profifußball zu verwirklichen. 16 Jahre alt war er, als er zum AS Nancy wechselte. Zweieinhalb Jahre später ging es nach Bremen, wo er 2009 einen Vertrag unterzeichnete, der vor dem Ausleihgeschäft mit Ingolstadt bis 2012 verlängert wurde. Zum Einsatz kam er in Bremen allerdings nur in der U23. In 13 Spielen schoss er drei Tore. Interessanter Nebeneffekt seiner bisherigen Stationen: neben Ungarisch spricht das 20-Jährige Sprachtalent auch noch Französisch, Deutsch und Englisch.

Dabei war gerade die erste Zeit in Deutschland nicht gerade einfach. Aufgrund von EU-Richtlinien musste er ein Jahr auf seine Spielgenehmigung warten. "Zum Glück hat in dieser Zeit die U20-EM stattgefunden, sonst wäre ich verrückt geworden", erinnert sich Futacs. Dort konnte er mit Ungarn Platz drei feiern, im Halbfinale gegen Ghana (1:2) gelang im sogar ein Treffer.

In seiner neuen Heimat Bremen hieß es dagegen immer wieder nur Training, Training, Training. Das aber immerhin mit dem Bundesligakader. "Bei Werder sind so viele gute Spieler, da kann man von jedem etwas lernen", erzählt er. Stürmerkollege Claudio Pizarro hat es ihm besonders angetan, ist fast so etwas wie ein Vorbild geworden. "Von ihm habe ich einiges mitgenommen. Er ist wirklich ein sehr guter Spieler, schießt viele Tore und macht immer genau das, was ein Stürmer tun muss."

Durch die starke Konkurrenz in Bremen war auch klar, dass seine Einsatzchancen bei den Profis eher gering sein würden. Also entschied er sich für den Wechsel in die 2. Bundesliga. Schon in der Sommerpause hatte es eine erste Anfrage aus Ingolstadt gegeben, als der Aufstieg des FC 04 feststand, sagte Futacs zu. "Ich bin 20 Jahre alt, ich muss spielen", lässt er Ehrgeiz erkennen.

Vor dem Saisonauftakt zeigt er sich optimistisch. "Ich will mithelfen, dass wir gemeinsam möglichst viele Tore schießen, dann brauchen wir sicher auch keine Angst vor dem Abstieg zu haben." Gerade die starke Offensive und das enorme läuferische Potenzial sieht er als die Stärken seines neuen Teams.

Bevor er mit dem FC 04 in die Saison startet, steht für Futacs aber noch ein anderer wichtiger Termin an. Mit der U21 Ungarns trifft er am 11. August in der EM-Qualifikation auf Bosnien-Herzegowina. Die Partie ist wichtig für ihn. Denn durch eine gute Leistung in diesem Spiel, und mit den zu erwartenden Zweitligaeinsätzen für Ingolstadt möchte er sich für die A-Nationalmannschaft Ungarns ins Gespräch bringen.

Viel Zeit sich auszuruhen hat Marko Futacs also nicht.