Thalmässing
„Es ist ein historischer Tag“

Marktrat spricht sich für Bau eines Sportzentrums inklusive Zweieinhalbfachhalle aus – Erwartete Kosten: 6,8 Millionen Euro

12.07.2017 | Stand 02.12.2020, 17:48 Uhr
Lediglich eine Hilfe, ums sich das Sportzentrum vorstellen zu können, ist diese Grafik aus dem Architekturbüro. Die Raumaufteilung des Gebäudekomplexes ist in der Vorplanung jedoch schon relativ konkret, der Bau soll sich an den Hang unterhalb des TV-Sportplatzes einfügen. −Foto: (Architekturbüro Gömmel und Wie)

Thalmässing (HK) Auf dem Weg zu ihrer Realisierung hat die Zweieinhalbfachhalle in Thalmässing entscheidende Hürden genommen: Der Marktrat erklärte sich mit der Vorplanung einverstanden, die Gemeinde übernimmt bei Bau und Kosten die Hauptlast. Im Raum stehen 6,8 Millionen Euro.

Nimmt man das Besucherinteresse am Dienstagabend zum Maßstab, sollte die neue Turnhalle möglichst bald gebaut werden. Weit mehr als 30 Leute drängten sich im Sitzungssaal, der damit an seine Kapazitätsgrenzen stieß. Und immerhin „muss eine Halle auch ein Veranstaltungsort für die Gemeinde Thalmässing sein“, forderte der CSU-Fraktionssprecher Michael Kreichauf, das müsse in der Planung berücksichtigt werden. Ansonsten hatte er wie – mit Ausnahme von Fritz Loy (FW) – alle Mitglieder des Gremiums Lob in den höchsten Tönen übrig für den Entwurf, den der Architekt Tobias Wieland vorgestellt hatte.

Wieland betreibt mit seinem Partner Jens Gömmel nicht nur ein Architekturbüro in Wendelstein, er kennt Torsten Hahn, FW-Marktratsmitglied und Vorsitzender des TV 06 Thalmässing, auch aus früheren gemeinsamen Triathlonzeiten beim TSV Heideck. Der Statiker habe Wieland empfohlen, so Hahn, dieser habe schon mehrere Turnhallen verantwortet. Das merkte man der Planung in diesem jungen Stadium dann auch an, als Wieland sie vorstellte.

Am Bau beteiligt sein werden – der TV als letzter Partner muss den Beschluss erst noch fassen – die Kommune, der Sportverein sowie die Schützengesellschaft (SG) Thalmässing, weshalb die anfängliche Turnhalle nun als „Sportzentrum Markt Thalmässing“ firmiert. Im unteren Stockwerk kommen die Schützen unter, nebst einigen Lagerräumen für die Fußballer oder das Loipenspurgerät. Das Eingangsfoyer ist barrierefrei, ebenso wie der zweite Eingang im Stockwerk darüber – die Hanglage macht es möglich. Der untere Bereich sei quasi „das Fundament des Gebäudekomplexes“, sagte Wieland. Allerdings nur zu etwa einem Drittel des Ausmaßes der oberen Bereiche. Der notwenige Erdabtrag gestaltet sich durch das Anpassen an den Hang weit weniger aufwendig als zunächst befürchtet.

Der nächste Stock mit der eigentlichen Zweieinhalbfachhalle ist schon weitgehend ebenerdig; das Obergeschoss mit den Tribünen der Halle und den Umkleidekabinen samt Gastrobereich befindet sich auf dem Niveau des daneben liegenden Sportplatzes. Der Gastrobereich ist im hinteren Gebäudeteil untergebracht, damit auch die hungrigen Zuschauer den Sportplatz im Blick behalten können. Im vorderen Bereich ist ein Kopfbau angegliedert, in dem der Aufzug untergebracht wird.

„Sehr gelungen, praktisch und gut durchdacht“, bewertete Sabine Ronge (CSU) die Planung. Denn Hang in dieser Art in den Bau einzubeziehen sei „eine Leistung“. Das gesamte Projekt konnte Erwin Schneider (TL) nur begrüßen, sein Fraktionssprecher Martin Hauke sprach von einer „klugen Raumaufteilung“, es sei nun an der „Zeit, in die Zukunft zu entscheiden“. Und Kreichauf sagte, das Gebäude sei „mittelfristig ein absolutes Leuchtturmprojekt“.

Einzig für Fritz Loy stellte es einen „Klotz“ dar, am neuen Rewe-Gebäude sehe man, dass etwas Derartiges „nicht ästhetisch“ sei. Wie das Sportzentrum letztlich gestaltet wird, sei auch eine „Budgetsache“, entgegnete Architekt Wieland.

Der aber letztlich vielleicht gar nicht mehr mitmischen darf, wenn die Projektplanung konkreter wird, denn der vorgestellte Plan ist im jetzigen Stadium nicht mehr als ein Konzept, wie Bürgermeister Georg Küttinger (TL) erläuterte. Er bezifferte die anvisierten Kosten auf 6,8 Millionen Euro. Deshalb sein ein sogenanntes VgV-Verfahren (VgV = Vergabeverordnung) nötig, das „mindestens 141 Tage“ dauere. Er hoffe jedoch, dass sich Wieland an der Ausschreibung beteilige.

Das Sportzentrum sei das „größte Einzelprojekt, das wir so bisher geplant haben“, sagte Küttinger, deshalb sei dies nun auch ein „historischer Tag“. Etwas Besonderes sei auch die anvisierte Kooperation. Die beiden Vereine und die Kommune treten nämlich als sogenannte Bauherrengemeinschaft auf. Mit diesem Konstrukt ließen sich außergewöhnlich viele Fördertöpfe anzapfen, wenngleich die Kommune die Hauptlast schultere. Mit dem Eigenanteil des TV und der SG, Zuschüssen von Landkreis, Bayerischem Landessportverband, Schützenbund und anderen komme man bereits auf 2,8 Millionen Euro, führte Küttinger aus. Blieben noch 4 Millionen für die Marktgemeinde; 2 könne man aus den Rücklagen abdecken. Finanziere man die anderen 2 Millionen Euro über eine Laufzeit von 25 Jahren, entstünde eine jährliche Belastung von Zins und Tilgung von 100 000 Euro. Von den geschätzten 70 000 Euro Betriebskosten pro Jahr würde die Gemeinde wiederum 75 Prozent schultern. „Für die Kommune ist es umsetzbar“, sagte der Bürgermeister, warnte aber gleichzeitig: „Auf die Vereine kommt ganz schön etwas zu.“

Der Schützenverein habe bereits sein Plazet gegeben, so der Bürgermeister, der TV 06 Thalmässing stimmt heute Abend in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung über das Projekt ab. Vom Gemeinderat gab es am Dienstag jedenfalls eine Steilvorlage: Einstimmig votierte das Gremium für die Errichtung des Sportzentrums in der vorgestellten Größe, für die Bauherrengemeinschaft und den Umstand, dass die Gemeinde die Hauptlast trägt sowie dafür, das Ausschreibungsverfahren für die Architektenleistungen zu starten.

„Das wird ein Kraftakt“, sagte Michael Kreichauf. Man müsse es aber jetzt angehen – aus mehreren Gründen: Die Zinsen seien historisch niedrig. Die finanzielle Lage der Kommune stelle sich glänzend dar. Und nicht zuletzt sei der derzeitige TV-Vorstand um Torsten Hahn außergewöhnlich engagiert, das habe die bisherige Planung gezeigt. Für die zeichnete nämlich vor allem der Turnverein verantwortlich, er hat laut Hahn bislang 95 Prozent der Planungskosten getragen.