Ingolstadt
"Es hat Spaß gemacht"

Ruhestand nach 38 Dienstjahren: Edeka-Südbayern-Chef Hans Georg Maier hört auf

26.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:08 Uhr

Letzte Aufräumarbeiten im Chefbüro: Hans Georg Maier geht nach 38 Jahren bei Edeka Südbayern in den Ruhestand - Foto: Oppenheimer

Ingolstadt (DK) 1977 war das Jahr, als ABBA, Baccara und Smokie die deutschen Charts anführten, Niki Lauda zum zweiten Mal Formel-1-Weltmeister wurde und der Film „Rocky“ drei Oscars erhielt. Und es war das Jahr, in dem Hans Georg Maier als Assistent der Geschäftsführung bei Edeka in Gaimersheim anfing.

Damals hatte er gerade das Studium der Betriebswirtschaft in Augsburg abgeschlossen und – wie er selbst sagt – „überhaupt nicht die Absicht, bei einem Lebensmittelhändler zu arbeiten“. Doch was vor mehr als 38 Jahren mit einem Praktikum begann, entwickelte sich zum Lebenswerk. Seit 1994 ist Maier Chef von Edeka Südbayern. Mit 63 Jahren geht er nun in den Ruhestand. Der 30. Juni wird sein letzter Arbeitstag.

In Maiers Büro haben sich die Regale schon weitgehend geleert. Es gibt unzählige alte Unterlagen zu entsorgen oder einzumotten. In den vergangenen 38 Jahren ist viel passiert. Aus einem kleinen, nur in Mittelbayern tätigen Unternehmen, ist ein schlagkräftiger Unternehmensverbund mit 20 000 Mitarbeitern, einem Jahresumsatz von 3,6 Milliarden Euro und einer Gesamtverkaufsfläche von 850 000 Quadratmetern geworden. Zu Edeka Südbayern gehören mittlerweile acht Tochtergesellschaften wie die Südbayerische Fleischwaren GmbH und die Backstube Wünsche sowie mehrere Immobiliengesellschaften.

Ein Leben lang im selben Unternehmen – „die Regel ist das heute sicher nicht mehr“, sagt Maier. Der Einzelhandel ist ein knallhartes Geschäft. Viele Konkurrenzunternehmen aus Maiers Anfangszeiten gibt es heute nicht mehr: Gubi, Vege oder Meisterkauf. Und auch bei Edeka Südbayern lief nicht immer alles rund. Aus den beiden Auslandsengagements in Tschechien und Österreich musste man sich zurückziehen. In Österreich mit Verlusten. „Aber das sind Dinge, die dazugehören“, sagt Maier. „Als Unternehmer gelingt eben nicht immer alles.“

In der Summe habe aber alles gepasst. „Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Wir stehen gut da.“ Einer der Höhepunkte seiner Laufbahn war mit Sicherheit die Eröffnung des Ingolstädter Einkaufszentrums Westpark – nach zwei Erweiterungen inzwischen eine riesige Mall mit 146 Shops und Gastronomie, Fitnessklubs und Kino. „Das hat sich eben so ergeben“, erklärt Maier nüchtern. Eigentlich wollte man ursprünglich nur einen großen Markt dort bauen. Dass es am Ende ein Mega-Shoppingcenter wurde, sei eigentlich nicht geplant gewesen.

Auch die Optik der Märkte hat sich unter seiner Führung verändert. So entstand etwa der Edeka-Flagshipstore im Nordosten Ingolstadts, der durch seine offene Architektur mit viel Glas die Blicke auf sich zieht. „Wer mit Lebensmitteln handelt, muss sehr transparent sein“, sagt Maier. Auch in Gaimersheim entsteht derzeit so ein Edel-Markt. „Es war eine spannende Zeit“, sagt Maier. „Es gab nie Stillstand. Es hat Spaß gemacht.“

Wenn Maier am 30. Juni gemeinsam mit der ebenfalls in Ruhestand gehenden langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Angela Steinberger seinen Ausstand feiert, wird sein Job auf drei Schultern verteilt: Werner Gruber, Claus Hollinger und Annemarie Schalk übernehmen verschiedene Bereiche.

Er hätte noch einmal verlängern können, sagt Maier. Edeka habe ihm ein Angebot gemacht. Doch seinen Ausstieg habe er bereits seit Jahren fest angepeilt. „Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist“, sagt Maier. „Ich weiß, es ist das Mindesthaltbarkeitsdatum erreicht.“ Jetzt will er erst einmal Urlaub machen. Vielleicht, so verrät er, werde er diesen Sommer mit dem Fahrrad das Altmühltal erkunden. Und dann? „Dann schau ich mal.“