München
"Es hat sich richtig angefühlt"

Trainer Köllner über den Wechsel zu 1860 und das Derby gegen Bayern II

20.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:34 Uhr
Michael Köllner will die Löwen nach vorne bringen. −Foto: Balk/dpa

München (DK) Seit vergangener Woche ist Michael Köllner neuer Trainer bei Drittligist 1860 München. Warum er das Derby gegen den FC Bayern II (Sonntag, 14 Uhr) als gutes Spiel zum Start seiner Tätigkeit sieht und wie er seine ersten Tage an der Grünwalder Straße erlebt hat, hat uns der Oberpfälzer erzählt.

Herr Köllner, in Ihrem ersten Spiel als Löwen-Trainer kommt es gleich zum Derby gegen Bayern II. Hätten Sie es sich zum Auftakt eine Nummer kleiner gewünscht?
Köllner: Ja gut, was ist eine Nummer kleiner (lacht)" Der Spielplan ist so. Der DFB hätte da jetzt, glaube ich, auch keine Ausnahme gemacht, wenn ich gesagt hätte: Ich will aber zuerst gegen Münster oder so spielen. Es ist das Highlight-Spiel der Saison und es ist vielleicht gar nicht so schlecht, damit anzufangen. Die Spieler sind voller Vorfreude. Wir haben ein Heimspiel. Wir spielen gegen eine extrem starke Bayern-Mannschaft, die qualitativ sicher über unserer liegt. Aber wir werden alles versuchen, unsere Fans mit einer engagierten Leistung glücklich zu machen.

Sie haben vor ein paar Wochen gesagt, Sie springen "nicht auf den erstbesten Zug" im Trainergeschäft auf. Wieso ist ausgerechnet Sechzig der richtige Zug?
Köllner: Es hat sich einfach richtig angefühlt. Für mich sind immer drei Faktoren entscheidend. Erstens muss mir die Station gefallen. Zweitens muss ich das Gefühl haben, dass ich erfolgreich sein kann. Und drittens muss sich meine Familie wohlfühlen. Wir haben hier schon einmal 200 Meter vom Trainingsgelände entfernt gewohnt, daher wussten wir genau, was uns erwartet. Ich habe Sechzig schon immer verfolgt und gesagt: Das passt!

Wie war die erste Woche als Löwen-Trainer?
Köllner: Anstrengend, aber positiv. Ich bin sehr gut aufgenommen worden. Sowohl im Verein als auch im Umfeld hatte ich vom ersten Tag an das Gefühl, willkommen zu sein. Das ist immer ein guter Einstieg.

Zum Start haben Sie gleich auch das mediale Haifischbecken in München zu spüren bekommen. Im Spaß sprachen Sie von Platz drei zur Winterpause. Das wurde aus dem Kontext gerissen und als Kampfansage verkauft.
Köllner: Jeder will seine Schlagzeilen machen, das ist ja legitim. Ich versuche ja auch alle Leute mitzunehmen. Journalisten brauchen Schlagzeilen, ich brauche starke Leistungen und Entwicklung. Das ist schon ok.

Die Tage vor Ihrer Verpflichtung waren nicht gerade positiv an der Grünwalder Straße. Bei Ihrer Vorstellung haben Sie trotzdem sehr viel Optimismus versprüht.
Köllner: Du hast nur eine Chance, wenn du positiv an die Dinge rangehst. Es braucht ja kein Mensch, dass ich missmutig durch die Gegend laufe. Sportlich schätze ich die 3. Liga so ein, dass sehr viel möglich ist - nach oben und nach unten. Wir können das mit unserer täglichen Arbeit beeinflussen. Die Mannschaft zieht super mit. Auf das Trainerteam kann ich mich voll verlassen. Die Grundvoraussetzungen sind also da.

Die Voraussetzungen vor Ihrem Amtsantritt waren aber nicht die besten. Mit Daniel Bierofka ist ein auch in der Mannschaft sehr beliebter Trainer überraschend zurückgetreten. Gab es Bedenken, in dieser Gemengelage den Job anzunehmen?
Köllner: Nein, die Mannschaft ist charakterlich stark. Es zeugt ja auch von Charakter, wenn sie Daniel Bierofka nachtrauern. Aber der Verein steht über allem. Es liegt an mir, den Spielern das Gefühl zu geben, dass ich sie voranbringe. Das ist am Ende das Entscheidende. Ein Profi will Erfolg haben und ich bin am Ende nur ein Mittelsmann für die Karriere eines Spielers. Wenn er merkt, dass ich die Entwicklung positiv beeinflussen kann, bin ich der richtige Trainer.

Gab es Kontakt zu Bierofka?
Köllner: Dafür war jetzt keine Zeit. Aber den Kontakt wird es sicherlich geben, wenn es passt. Wir kennen uns ja schon länger.

Wie ist Ihr Eindruck von der Mannschaft?
Köllner: Sie ist sehr interessant, hat viel Potenzial. Die Truppe ist intakt, das ist wichtig.

Kein Grund, etwas zu verändern also...
Köllner: Jeder Trainer hat natürlich seine eigenen Vorstellungen und will seine Ideen einbringen. Aber die Basis der Mannschaft ist gut. Es geht jetzt darum, uns sukzessive zu entwickeln.

Das Gespräch führte

Alexander Augustin.