Nürnberg
Es gibt wieder mehr Arbeit

Gute Konjunktur und milder Winter drücken Zahl der Erwerbslosen auf knapp über drei Millionen

26.02.2015 | Stand 02.12.2020, 21:36 Uhr

Nürnberg/Ingolstadt (DK) Schon die Januar-Zahlen waren vielversprechend. Im Februar hat sich die gute Entwicklung am Arbeitsmarkt fortgesetzt: In Deutschland gibt es so wenige Erwerbslose wie schon lange nicht mehr in diesem Monat. Auch in der Region Ingolstadt hat sich die Lage verbessert.

Die wieder erstarkende Konjunktur und das vergleichsweise milde Winterwetter haben die Arbeitslosigkeit im Februar auf ein neues Rekordtief sinken lassen. Mit 3,017 Millionen sank die Zahl der Erwerbslosen zum Winterende auf den niedrigsten Februar-Stand seit 24 Jahren, wie die Bundesagentur für Arbeit (BA) gestern in Nürnberg mitteilte. Damit sind 15 000 Menschen weniger auf Jobsuche als im Januar und 121 000 weniger als vor einem Jahr. Die Arbeitslosenquote ging um 0,1 Punkte auf 6,9 Prozent zurück.

BA-Vorstandschef Frank-Jürgen Weise führt den überraschenden Rückgang der Arbeitslosigkeit im Februar unter anderem auf den gewachsenen Optimismus in vielen Unternehmen zurück. Etliche Firmenchefs rechneten für die kommenden Monate mit einer guten Auftragslage und hätten darauf mit Neueinstellungen reagiert. „Damit geht auch eine leichte Abnahme der Arbeitslosigkeit einher“, sagte Weise. Zudem habe der milde Winter die bei Frost und Schnee üblichen Entlassungen etwa auf dem Bau oder in der Landwirtschaft verhindert.

„Es ist nicht selbstverständlich, dass bereits im Februar die Winterarbeitslosigkeit wieder sinkt“, erklärte Manfred Jäger, Chef der Arbeitsagentur Ingolstadt. So zählte er im Berichtsmonat in seinem Zuständigkeitsbereich noch 6999 Personen ohne Beschäftigung – 57 weniger als im Monat zuvor und 235 weniger als im Februar 2014. Die Arbeitslosenquote in der Region lag damit weiter bei 2,6 (Vorjahresmonat: 2,8) Prozent.

Kleiner Schönheitsfehler in der ansonsten positiven Bilanz der regionalen Arbeitsagentur: Im Kreis Eichstätt nahm die Zahl der Erwerbslosen im Februar gegenüber dem Vormonat um 58 auf 1156 zu. Im Vorjahresvergleich sind es allerdings 81 weniger. Die Arbeitslosenquote sank dennoch auf 1,6 (1,8) Prozent.

„Sehr zufrieden“ zeigte sich Jäger indes auch mit dem Plus von 1106 gemeldeten freien Stellen. Denn das waren 410 mehr als im Januar „und ein deutliches Signal der steten Einstellungsbereitschaft unserer heimischen Unternehmen“.

In Bayern ging die Arbeitslosigkeit ebenfalls zurück. Mit knapp 298 000 Jobsuchern waren im Februar 2500 Menschen ohne Beschäftigung als im Januar. Die Arbeitslosenquote verbesserte sich leicht auf 4,2 Prozent.

Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zeigte sich zufrieden über die aktuelle Entwicklung und sprach von „grundsoliden Zahlen“. Die anhaltend „kräftige, robuste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt“ ermögliche es auch, dass der seit Januar geltende Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde gut greifen könne, fügte sie hinzu.

Die Bundesagentur erwartet derweil als Folge der neuen Mindestlohnregelung Einsparungen in dreistelliger Millionenhöhe. Nach vorläufigen Berechnungen sei bei den Ausgaben für allein lebende Hartz-IV-Empfänger mit einer Vollzeitstelle jährlich mit 600 Millionen bis 900 Millionen Euro weniger zu rechnen, sagte BA-Vorstandsmitglied Heinrich Alt. Diese Gruppe hat bisher als sogenannte Aufstocker wegen geringen Lohns zusätzlich Hartz-IV-Leistungen bezogen.

Weitere Auswirkungen des zu Jahresbeginn eingeführten Mindestlohns erwarten weder Alt noch BA-Chef Weise. Zwar sei es für eine erste Bilanz noch zu früh, betonte Alt. „Aber eines kann man schon jetzt sagen: Für die Horrorprognosen des ifo Instituts, das mit dem Mindestlohn eine Million Arbeitsplätze verloren gehen, gibt es bislang keine Hinweise.“

Trotz der überraschend niedrigen Winterarbeitslosigkeit in diesem Jahr hält Weise an der bisherigen Arbeitsmarktprognose fest; sie geht von einem allenfalls leichten Rückgang der Erwerbslosenzahlen um rund 20 000 im Jahresdurchschnitt 2015 aus. Er kündigte allerdings für März einen revidierten Ausblick an. „Die Tendenz scheint dabei besser zu sein“, sagte Weise.

Sein Vorstandskollege Alt kündigte unterdessen mit Blick auf die weiterhin hohe Zahl schwer vermittelbarer Jobsucher an, in diesem Jahr die Langzeitarbeitslosigkeit unter die Marke von einer Million drücken zu wollen. Das setze neben einer verbesserten Beratung in den Jobcentern auch einen Mentalitätswandel in der Wirtschaft voraus.

Im Februar waren 519 000 offene Stellen bei den Arbeitsagenturen gemeldet, 63 000 mehr als vor einem Jahr. Besonders gefragt sind derzeit Arbeitskräfte in den Berufsfeldern Mechatronik, Energie- und Elektrotechnik, Verkauf, Verkehr und Logistik. In der Metallerzeugung, der Maschinen- und Fahrzeugtechnik sowie in Gesundheitsberufen werden ebenfalls Mitarbeiter gesucht.

Auch die Zahl der Jobs ist in den vergangenen Monaten beständig gewachsen. So legte die Erwerbstätigkeit nach den jüngsten Daten vom Januar um 42 000 auf 42,48 Millionen zu. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies ein Plus von 408 000.